Assassini
schweres Kreuz aus Silber, das an einer langen silbernen Halskette hing, lag auf seiner Brust. Es war mit funkelnden grünen und roten Steinen besetzt; offenbar Smaragde und Rubine. Er bemerkte, daß dieses Schmuckstück meine Aufmerksamkeit auf sich zog.
»Dieses Kreuz gehört nicht zu meinem üblichen Aufzug, Mister Driskill. Ein Familienerbstück – dazu geeignet, den flinken Vampir abzuwehren, wie ich mir habe sagen lassen. Auch diese übertrieben prunkvolle Kleidung trage ich nur zu übertrieben prunkvollen Anlässen. Was auf den heutigen Abend zutrifft, fürchte ich. Die Kirche zollt den Anforderungen moderner Medien wie dem Fernsehen ihren Tribut. Ein amerikanischer Fernsehsender hat einen Mehrteiler gedreht, in dem enthüllt wird, ›wie der Vatikan wirklich arbeitet‹. Sie können sich die erste Sendung im Rahmen des heutigen Empfangs bereits ansehen. Wie ausgesprochen amerikanisch diese Idee doch ist, nicht wahr? Informationen aus erster Quelle – ich glaube, die Amerikaner sind fasziniert von solchen Inside-Storys, um diesen Begriff zu benutzen. Und sie werden -entschuldigen Sie, wenn ich das so kraß ausdrücke – alles glauben, was man ihnen vorsetzt. Aber ich schweife ab, verzeihen Sie. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, Ihnen persönlich mein tief empfundenes Beileid auszusprechen, daß Ihre Schwester auf so tragische Weise ums Leben gekommen ist. Ich habe sie nur flüchtig gekannt, aber aufgrund ihrer Reputation war sie in der gesamten christlichen Welt und darüber hinaus bekannt. Und Sie, meine liebe Schwester Elizabeth, welch entsetzliches Erlebnis Sie doch hatten.« Er schüttelte den schmalen, markanten Kopf, hob seine dünne, langfingrige Hand in einer beredten Geste. »Doch wir stehen kurz vor dem Abschluß unserer Nachforschungen. Ich kann Ihnen versichern, daß es keine weiteren Morde mehr geben wird. Die Kirche ist wieder auf den Weg des Heils zurückgekehrt.« Ein dünnes, kaltes Lächeln huschte über sein Gesicht.
»Das ist tröstlich«, sagte ich. »Denn alles scheint sich in die Richtung zu bewegen, daß wir alle bald wieder an unseren Platz zurückkehren können. Was besonders meine Schwester Val sehr freuen wird. Und Robbie Heywood und Bruder Leo und all die anderen, die von August Horstmann ermordet wurden …«
»Ja, ja, ich kann Ihre Gefühle durchaus nachempfinden.« Nach meinem ziemlich kampflustigen Ausbruch wandte sich der Kardinal zu Schwester Elizabeth, die ihn auf eine Weise ansah, als studiere sie ein besonders interessantes Exemplar des Cardinalus Romanus; vielleicht suchte sie nach Anzeichen von Panik – nach irgendeinem Hinweis, der Schuld oder Unschuld offenbarte, die Wahrheit oder Unwahrheit von Sandanatos Version.
»Aber«, fuhr er fort, »Sie dürfen nicht aus den Augen verlieren, daß es sich hier um eine kirchliche Angelegenheit handelt. Es geht nicht nur darum, daß die Kirche selbst derartige Probleme am besten zu lösen versteht. Sie können nur von der Kirche selbst gelöst werden. Sehr bald werden Horstmann und sein Auftraggeber bloßgestellt und auf eine Weise zur Rechenschaft gezogen werden, wie nur die Kirche es vermag. Bis das geschieht, möchte ich Sie beide bitten, sich in dieser Sache strengste Zurückhaltung aufzuerlegen und keinerlei weitere Nachforschungen mehr anzustellen. Der Heilige Vater hat sich endlich doch noch entschlossen, in der fraglichen Angelegenheit tätig zu werden. Halten Sie beide sich davon fern, wie immer auch Ihre persönlichen Gefühle sein mögen. Darf ich annehmen, daß ich Ihre Zusicherung habe?«
»Sie dürfen annehmen, was immer Sie wollen«, sagte ich schroff.
»Sie machen alles nur schwieriger«, sagte Indelicato. »Ihr Verhalten beweist, daß Sie genau der Mensch sind, vor dem man mich gewarnt hat. Aber Sie sind für Ihr Tun selbst verantwortlich. Doch seien Sie versichert, daß Sie den Ausgang dieser Angelegenheit in keiner Weise mehr beeinflussen können. Ich danke Ihnen, daß Sie gekommen sind.« Wieder lächelte er auf seine unpersönliche, mitleidlose Weise. »Genießen Sie den Abend. Und versäumen Sie nicht die Vorführung des Filmes. Vielleicht erfahren Sie in der Tat etwas darüber, wie der Vatikan wirklich arbeitet. Ich glaube, er wird als geradezu entwaffnend schlichter und heiterer Ort dargestellt.« Er neigte den schmalen Kopf.
»Sie behaupten, es ist D’Ambrizzi, nicht wahr?« sagte ich und wich nicht von der Stelle, als er uns zur Tür führen wollte. »Sie müssen der Meinung sein, das
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