Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
ebenfalls. „Seht Ihr? Manchmal ist Logik nicht der einzige Weg, um einen Krieg zu gewinnen. Auch Glück kann eine Rolle spielen. Andiamo! Ihr sagtet, wir hätten Verbündete in der Stadt. Kommt schon, bringt mich zu ihnen!“
„Folgt mir!“
15
„Was soll ich mit dem Pferd machen?“, fragte Ezio.
„Lasst es laufen! Es findet schon seinen Weg zurück zum Stall.“
„Ich kann das Tier nicht einfach sich selbst überlassen.“
„Das müsst Ihr aber. Wir gehen wieder in die Stadt. Wenn wir das Pferd dort laufen lassen, wissen sie, dass Ihr zurück seid. Wenn sie es hier draußen finden, werden sie – wenn wir etwas Glück haben – glauben, dass Ihr Euch noch in dieser Gegend aufhaltet, und hier nach Euch suchen.“
Widerstrebend tat Ezio, was Machiavelli verlangte, der ihn daraufhin zu einer verborgenen Steintreppe geleitete, die unter die Erde führte. Am Fuß der Treppe brannte eine Fackel, die Machiavelli ergriff.
„Wo sind wir?“, wollte Ezio wissen.
„Von hier aus gelangen wir in ein Netz aus alten Gängen, die kreuz und quer unter der Stadt verlaufen. Euer Vater hat sie einst entdeckt, und seitdem sind sie das Geheimnis der Assassinen. Auf diesem Weg entgehen wir sämtlichen Garden, die nach uns suchen, denn Ihr könnt davon ausgehen, dass die Wolfsmenschen, die entkommen sind, Alarm schlagen werden. Diese Gänge sind sehr geräumig, sie wurden früher für den Transport von Gütern und Truppen verwendet, und sie wurden stabil gebaut, wie alles in jener Zeit. Trotzdem sind viele der Ausgänge innerhalb der Stadt inzwischen eingestürzt und blockiert. Wir müssen unseren Weg also mit Bedacht wählen. Bleibt dicht bei mir! Es wäre fatal, wenn Ihr Euch hier unten verlaufen würdet.“
Zwei Stunden lang gingen sie durch ein Labyrinth, das kein Ende zu nehmen schien. Unterwegs sah Ezio abzweigende Tunnel, blockierte Eingänge, seltsame Bilder von vergessenen Göttern, die über Durchgängen in den Stein geritzt waren, und hier und da eine Treppe, von denen einige nach oben und andere nach unten in völlige Finsternis führten, während auf manche vom jenseitigen Ende her ein Lichtschimmer fiel. Schließlich blieb Machiavelli, der steten und eiligen Schrittes vorangegangen war, vor einer solchen Treppe stehen.
„Wir sind da“, erklärte er. „Wartet hier! Es ist schon fast wieder hell. Wir müssen vorsichtig sein.“ Er lief die Stufen hinauf und verschwand.
Es kam Ezio wie eine Ewigkeit vor, bis er von Machiavelli ein geflüstertes „Die Luft ist rein!“ hörte. Er hatte schon befürchtet, sein Gefährte hätte ihn im Stich gelassen.
Trotz seiner Müdigkeit rannte Ezio die Stufen empor, froh, wieder an der frischen Luft zu sein. Er hatte so viele unterirdische Gänge und Höhlen gesehen, dass es für ein ganzes Leben reichte.
Er stieg aus einer Art Mannloch heraus und fand sich in einem Raum wieder, der so groß war, dass er früher einmal als Lagerhaus genutzt worden sein mochte.
„Wo sind wir?“
„Auf einer Insel im Tiber. Vor Jahren wurde dieses Gebäude als Depot genutzt. Jetzt kommt außer uns niemand mehr hierher.“
„Uns?“
„Unsere Bruderschaft. Das hier ist, wenn Ihr so wollt, unser Versteck in Rom.“
Ein kräftiger, vertrauenswürdig wirkender junger Mann erhob sich von einem Stuhl an einem Tisch, auf dem sich Papiere und die Reste einer Mahlzeit befanden, und kam herbei, um die Besucher zu begrüßen. Sein Ton war offen und freundlich.
„Niccolò! Ben trovato!“ Er wandte sich an Ezio. „Und Ihr müsst der berühmte Ezio sein! Willkommen!“ Er nahm Ezios Hand und drückte sie herzlich. „Fabio Orsini, zu Euren Diensten. Ich habe viel von Euch gehört; von meinem Cousin, der übrigens ein alter Freund von Euch ist – Bartolomeo d’Alviano.“
Ezio lächelte bei der Nennung des Namens. „Ein guter Kämpfer“, sagte er.
„Fabio hat dieses Versteck gefunden“, warf Machiavelli ein.
„Hier gibt es alles, was wir brauchen“, sagte Fabio. „Und draußen ist alles so von Efeu und anderen Gewächsen überwuchert, dass man das Gebäude nicht einmal sieht.“
„Es ist gut, Euch auf unserer Seite zu haben.“
„Die Borgia haben meiner Familie in letzter Zeit übel zugesetzt, und mein einziger Wunsch ist es, ihnen das Chorgestühl umzutreten und unser Patrimonium wiederherzustellen.“ Er schaute sich mit zweifelndem Blick um. „Das mag Euch hier alles natürlich etwas schäbig vorkommen nach all den Annehmlichkeiten, die Ihr in der Toskana
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