Assassin's Creed: Die Bruderschaft (German Edition)
mit gesenkter Stimme.
„Ach so! Da entlang!“ La Volpe ging in den Westflügel des Wirtshauses voraus und durch eine Tür mit der Aufschrift Uffizi – Privato , die einigermaßen unauffällig von zwei Dieben bewacht wurde.
Sie gingen einen Flur entlang, der zu einer schweren Tür führte. Dahinter lag eine Reihe von Räumen. An den Wänden hingen Karten von Rom, auf den Schreibpulten und Tischen stapelten sich Papiere. Männer und Frauen waren bereits an der Arbeit, obgleich es noch früh am Morgen war.
„Hier spielt sich unser eigentliches Geschäft ab“, erklärte La Volpe.
„Es scheint alles reibungslos zu laufen.“
„Das ist das Gute an Dieben, zumindest an guten Dieben“, erklärte La Volpe. „Sie verstehen es, eigenständig zu denken, und sie haben gern ein bisschen Konkurrenz, auch untereinander.“
„Daran erinnere ich mich noch.“
„Wahrscheinlich könntet Ihr ihnen noch das eine oder andere beibringen, wenn Ihr selbst mitmachen würdet.“
„Oh, das werde ich.“
„Aber es wäre nicht sicher, wenn Ihr hierbliebet“, entgegnete La Volpe. „Weder für Euch noch für uns. Aber besucht mich, wann immer Ihr wollt – und besucht mich oft.“
„Das will ich gern tun.“ Ezio dachte an seine eigene einsame Unterkunft – einsam, aber bequem und sehr diskret. Es gefiel ihm dort. Dann kam er auf das eigentliche Thema zu sprechen. „Nachdem wir jetzt organisiert sind, müssen wir vor allem in Erfahrung bringen, wo sich der Apfel befindet. Wir müssen ihn uns zurückholen.“
„ Va bene.“
„Wir wissen, dass er im Besitz der Borgia ist, aber allen Bemühungen zum Trotz ist es uns noch nicht gelungen, ihn ausfindig zu machen. Zumindest bis jetzt scheinen sie ihn noch nicht eingesetzt zu haben. Wahrscheinlich sind sie noch damit beschäftigt, ihn zu untersuchen, und kommen dabei nicht voran.“
„Haben sie schon einen … Experten um Rat ersucht?“
„Oh, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das getan haben, aber er gibt vielleicht vor, weniger intelligent zu sein, als er in Wirklichkeit ist. Das wollen wir jedenfalls hoffen. Und lasst uns auch hoffen, dass die Borgia nicht die Geduld mit ihm verlieren.“
La Volpe lächelte. „Ich will in dieser Angelegenheit nicht weiter in Euch dringen. Aber lasst mich Euch versichern, dass unsere Leute die Stadt bereits nach dem Apfel durchkämmen.“
„Die Borgia werden ihn gut versteckt haben. Sehr gut sogar. Vielleicht auch voreinander. Der junge Cesare zeigt zunehmend rebellische Züge, und das gefällt seinem Vater gar nicht.“
„Was wäre ein Dieb, wenn er gut versteckte Dinge von Wert nicht aufspüren könnte?“
„ Molto bene . Und nun muss ich gehen.“
„Ein letztes Glas Wein, bevor Ihr aufbrecht?“
„Nein, danke! Ich habe jetzt viel zu tun. Aber wir werden uns bald wiedersehen.“
„Und wo soll ich meine Berichte hinschicken?“
Ezio überlegte, dann antwortete er: „Zum Treffpunkt der Bruderschaft der Assassinen auf der Tiberinsel.“
17
Ezio fand, es sei jetzt höchste Zeit, seinen alten Freund Bartolomeo d’Alviano aufzusuchen, den Cousin von Fabio Orsini. Er hatte anno 1496 Seite an Seite mit den Orsini gegen die päpstlichen Streitkräfte gekämpft und war erst kürzlich aus Spanien zurückgekehrt, wo er sich als Söldner verdingt hatte.
Bartolomeo war einer der Größten unter den condotierri und ein alter Waffenkamerad Ezios. Er war außerdem – trotz seines manchmal ungeschickten Auftretens und seiner erschreckenden Neigung zu Wutausbrüchen auf der einen und Niedergeschlagenheit auf der anderen Seite – ein Mann von unverbrüchlicher Treue und Rechtschaffenheit. Diese Qualitäten machten ihn zu einer der Hauptstützen der Bruderschaft, sie und sein eherner Hass auf die Templersekte.
Aber in welcher Verfassung würde Ezio ihn antreffen? Nun, er würde nicht lange brauchen, um das herauszufinden, denn er hatte erfahren, dass Bartolomeo gerade aus dem Kampf in die Kaserne seiner Privatarmee zurückgekehrt war. Die Kaserne lag nordöstlich von Rom, ein gutes Stück außerhalb der Stadt, aber nicht weit entfernt von einem der befestigten Wachtürme, die die Borgia an verschiedenen Stellen inner- und außerhalb der Stadt errichten ließen. Die Borgia hüteten sich davor, sich mit Bartolomeo anzulegen – zumindest so lange, bis sie glaubten, mächtig genug zu sein, um ihn zu zerquetschen wie die Kakerlake, die er in ihren Augen war. Und ihre Macht, das wusste Ezio, nahm täglich zu.
Er erreichte sein
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