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Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)

Titel: Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bowden
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liebest und dir lächelst!
    – Dante, Paradiso

79
    Auf der Reise zurück nach Konstantinopel war Ezio sehr schweigsam. Sofia dachte an Selims unheilvolle Warnung und fragte, ob es denn wirklich klug sei, überhaupt dorthin zurückzukehren, aber er sagte nur: „Es gibt noch Arbeit zu tun.“
    Sie sorgte sich um ihn. Er wirkte so in sich gekehrt, beinah krank. Aber als an der Küste im Norden die goldenen Kuppeln und weißen Minarette wieder auftauchten, sah sie, wie der alte Glanz in seine dunkelgrauen Augen zurückkehrte.
    Ihr erster Weg führte sie zu ihrem Laden. Er war kaum wiederzuerkennen. Azize hatte ihn modernisiert, die Bücher waren allesamt ordentlich in die Regale eingeräumt. Azize entschuldigte sich beinahe, als sie Sofia die Schlüssel zurückgab, doch ihr war vor allem aufgefallen, dass der Laden voller Kunden war.
    „Dogan möchte Euch sehen, Mentor“, sagte Azize, nachdem sie Ezio begrüßt hatte. „Und seid beruhigt! Prinz Suleiman weiß von Eurer Rückkehr und hat Euch einen Geleitbrief ausgestellt. Sein Vater besteht allerdings darauf, dass Ihr nicht lange bleibt.“
    Ezio und Sofia wechselten einen Blick. Sie waren jetzt seit einiger Zeit zusammen, mindestens sechs Monate, seit sie darauf bestanden hatte, ihn auf seiner Reise nach Masyaf zu begleiten – eine Bitte, die er ihr, zu ihrer Überraschung, praktisch anstandslos gewährt hatte. Mehr noch, er schien ihren Wunsch sogar begrüßt zu haben.
    Mit Dogan hatte Ezio dafür gesorgt, dass die türkischen Assassinen unter Suleimans stillschweigendem Einverständnis und seinem inoffiziellen Schutz einen festen Stützpunkt in der Stadt hatten. Man hatte bereits begonnen, die Stadt und das Reich von jeglichen letzten Spuren abtrünniger Osmanen und Byzantiner, die nach dem Tod von Ahmet und Manuel führerlos waren, zu säubern, und in den Reihen der Janitscharen gab es unter Selims eiserner Hand keinen Widerspruch mehr. Den brauchte es auch nicht, denn der von ihnen bevorzugte Prinz hatte sich zu ihrem König gekrönt.
    Die Templer waren nach der Zerstörung ihrer Machtbasen in Italien und nun auch im Osten verschwunden. Ezio wusste jedoch, dass dieser Vulkan nur schlief und keineswegs erloschen war. Seine sorgenvollen Gedanken drehten sich um den Fernen Osten, den Orient, und er fragte sich, was das Wissen, das Tinia und der geisterhafte Globus ihm zuteilwerden ließen, für die unentdeckten Kontinente – wenn sie denn existierten – weit jenseits des Meeres im Westen bedeuten mochte.
    Dogan mangelte es zwar an Yusufs Elan, aber das glich er durch seine organisatorischen Fähigkeiten und seine absolute Hingabe an das Credo aus. Er könnte es eines Tages zum Mentor schaffen , dachte Ezio. Seine eigenen Gefühle schienen allerdings ziellos umherzutreiben. Er wusste nicht mehr, was er glaubte, wenn er überhaupt noch an etwas glaubte, und das war es – neben etwas anderem – gewesen, das ihn auf der langen Reise nach Hause beschäftigt hatte.
    Nach Hause! Was konnte er denn Zuhause nennen? Rom? Florenz? Seine Arbeit? Ein richtiges Zuhause hatte er nicht, und er wusste in seinem Herzen, dass sein Erlebnis in Altaïrs Geheimraum in Masyaf einen Schlussstrich unter ein Kapitel seines Lebens gezogen hatte. Er hatte getan, was er konnte, und er hatte in Italien und im Osten für Frieden und Stabilität gesorgt – fürs Erste zumindest. Hatte er es sich nicht verdient, sich etwas Zeit für sich selbst zu nehmen? Die Zahl seiner Tage nahm ab, das wusste er, aber es waren doch immer noch genug, um die Ernte einzubringen. Wenn er willens war, das Risiko einzugehen.
    Seinen dreiundfünfzigsten Geburtstag, der auf den Johannistag des Jahres 1512 fiel, verbrachte Ezio mit Sofia. Die Zahl der Tage, die ihm Selims Visum zugestand, schrumpfte. Seine Stimmung schien melancholisch. Beide waren sie besorgt, als lastete ein gewaltiges Gewicht auf ihnen. Zur Feier des Tages hatte Sofia ein florentinisches Festmahl zubereitet: salsicce di cinghiale und fettunta , dann carciofini sott’olio , gefolgt von spaghetti allo scoglio und bistecca alla fiorentina , und danach gab es einen guten, trockenen pecorino . Der Kuchen, den sie gebacken hatte, war ein castagnaccio , dazu ein paar brutti ma buoni . Der Wein, hatte sie entschieden, sollte aber aus Venetien kommen.
    Natürlich war das alles zu üppig, und sie hatte viel zu viel gemacht, und er tat sein Bestes, aber sie sah ihm an, dass ihm der Sinn im Moment nach Essen – auch wenn es Essen aus der Heimat war,

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