Assassin's Creed: Revelations - Die Offenbarung (German Edition)
Idee. Ich muss sagen, hier arbeitet es sich hervorragend. Und die Menschen hier sind so freundlich. Nicht wie in Verona. Dort kann man heutzutage ja kaum noch über die Straße gehen, ohne überfallen zu werden“, meinte ein Musiker, der eine Schalmei trug.
„Wann steht unser Auftritt an?“, wollte Ezio wissen.
„Schon bald“, antwortete der Cisternist. „Seht, jetzt machen sie das Tor auf.“
Der Mann mit der Viole zupfte prüfend an seinen Saiten, dann nahm seine Miene einen zufriedenen Ausdruck an. „Ein herrlicher Tag zum Musizieren, findet Ihr nicht, Ezio?“
„Ich hoffe es“, erwiderte er.
Sie gingen zum Tor, wo osmanische Uniformierte die Besucher einließen.
Ezio hatte Pech – als er an der Reihe war, wurde er von einem der Osmanen angehalten.
„Spielt uns eine Melodie“, sagte der Mann. „Ich mag den Klang der Laute.“
Hilflos musste Ezio zusehen, wie seine Musikerkollegen an ihm vorbeigingen. „ Perdonate, buon signore, aber ich gehöre zu den Musikanten, die für Prinz Suleiman spielen.“
„Jeder alte gerzek kann ein Instrument mit sich herumtragen, und wir können uns nicht erinnern, dass Ihr zu dieser Kapelle gehört. Also, spielt uns etwas vor!“
Ezio holte tief Luft und fing an, eine simple ballata zu spielen, die er gelernt hatte, als sie noch den Familien-Palazzo in Florenz besaßen. Er klimperte ganz furchtbar.
„Das ist, verzeiht mir, grauenhaft!“, sagte der Uniformierte. „Oder spielt Ihr irgendwelche neue, experimentelle Musik?“
„Bei dem Lärm, den Ihr da veranstaltet, könntet Ihr genauso gut einfach auf einem Waschbrett herumkratzen“, sagte ein anderer belustigt und trat zu ihnen.
„Ihr hört Euch an wie eine sterbende Katze.“
„Unter diesen Umständen kann ich nicht arbeiten“, erklärte Ezio eingeschnappt. „Ich brauche etwas Zeit, um mich warm zu spielen.“
„Na gut! Und entscheidet Euch derweil für eine Tonart.“
Ezio zwang sich zur Konzentration und versuchte es noch einmal. Nach einem noch etwas holprigen Auftakt brachte er diesmal eine halbwegs anständige Fassung eines einfachen alten Stücks von Landini zustande. Am Ende wurde es recht anrührend, und die Osmanen applaudierten ihm sogar.
„Pekala“, sagte derjenige, der ihn angehalten hatte. „Dann geht hinein und quält die Gäste mit diesem Lärm.“
Im Palast fand Ezio sich inmitten eines großen Gewühls wieder. Ein weitläufiger marmorner Hof, der teilweise überdacht war wie ein Atrium, glitzerte in Licht und Farben unter dem Geäst von Tamarinden. Gäste schlenderten umher, Diener mit Tabletts, die mit Süßigkeiten und erfrischenden Getränken beladen waren, wuselten zwischen ihnen hindurch. Es waren viele Angehörige des osmanischen Adels zugegen, dazu Diplomaten, angesehene Künstler und Geschäftsleute aus Italien, Serbien, dem Peloponnes, Persien und Armenien. In dieser erlauchten Gesellschaft war es schwer, mögliche byzantinische Eindringlinge auszumachen.
Ezio befand, dass er sich zunächst am besten wieder den italienischen Musikanten anschloss, mit denen er ins Gespräch gekommen war. Er ließ sich jedoch Zeit und schaute sich gründlich um.
Doch die Wachen gaben gut acht, und es dauerte nicht lange, bis Ezio angesprochen wurde.
„Entschuldigt, Herr, aber habt Ihr Euch verlaufen?“
„Nein.“
„Ihr seid ein Musiker, nicht wahr? Nun, Ihr werdet fürs Spielen bezahlt, nichts fürs Herumspazieren!“
Ezio war wütend, aber er musste seinen Zorn beherrschen, damit seine Tarnung nicht aufflog. Zu seinem Glück wurde er von einer wohlhabend wirkenden Gruppe von Einheimischen gerettet, vier schlanken Männern und vier atemberaubend schönen Frauen.
„Spielt etwas für uns“, baten sie ihn und stellten sich im Kreis um ihn herum.
Ezio trug noch einmal die Landini-Ballade vor, entsann sich einiger anderer Stücke dieses Komponisten und betete, dass seine Zuhörer sie nicht zu altmodisch fanden. Aber sie waren ganz hingerissen. Und mit wachsendem Selbstvertrauen verbesserte sich auch sein musikalisches Können. Er traute sich sogar, ein wenig zu improvisieren. Und zu singen.
„Pek güzel“, kommentierte einer der Männer, als Ezio ein Stück beendete.
„In der Tat, ganz wunderbar“, stimmte seine Begleiterin zu, in deren tiefblauen Augen Ezio nur zu gern versunken wäre.
„Hm! Die Technik ist nicht ganz so, wie sie sein könnte“, meinte einer der anderen Männer.
„Ach, Murad, Ihr seid so ein Kleinkrämer. Denkt doch an die Ausdruckskraft! Das
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