Assungas Liebesnest
unter den Schuhen zerbrach.
Er wußte auch, daß er auf dem Weg zu einer Schonung war. Die neuen Bäume, die vor etwas mehr als zwei Jahren gepflanzt worden waren, mußten noch wachsen, und eine derartige Schonung eignete sich oft genug als ein gutes Versteck.
Dann hörte er das Geräusch!
Blake war darauf nicht gefaßt gewesen. Er erschrak, duckte sich und schaute sich um.
Ein Vogel war in der Nähe hochgeflattert. Schon direkt an der Schonung. Als er hinschaute, sah er den Körper, der seinen Weg nach oben in den Himmel suchte.
Kein Vogel.
Das war sie!
Blake blieb für wenige Sekunden stehen, weil er sich erst klar werden wollte, was er tun sollte. Er hatte die Fledermaus nicht direkt hochsteigen sehen, doch er hatte sich genau gemerkt, woher sie gekommen war, und diesen Weg schlug er ein.
Obwohl sein Gefühl ihn zur Vorsicht mahnte, ging Blake sehr schnell. Er wollte es endlich hinter sich bringen und das Rätsel um die Fledermaus lösen.
Der Waldboden war nie glatt, sondern leicht wellig. Er fiel zur Schonung hin ein wenig ab, und so lief Peter automatisch schneller. Vor seinen Augen schienen die Bäume zu tanzen und zu schwanken, weil Blake nicht normal laufen konnte, bis er dann den Rand der Schonung erreicht hatte. Er blieb stehen und atmete tief durch.
Es war nur ein kurzer Lauf gewesen, trotzdem schlug sein Herz schneller. Dann suchte er die Fledermaus. In seiner näheren Umgebung sah er sie nicht.
Auch jenseits der Bäume entdeckte er überhaupt keinen Vogel.
Trotzdem hatte Blake das Gefühl, daß in seiner näheren Umgebung etwas nicht stimmte und sich etwas verändert hatte. Es war nicht mehr als eine Intuition, aber er kam dieser Eingebung nach und ging mit kleinen Schritten und schußbereitem Gewehr noch dichter auf den Rand der Lichtung zu.
Die Bäume waren niedrig. Noch – aber sie würden in den folgenden Jahren wachsen. Momentan besaßen sie genügend Platz, um sich ausbreiten zu können. So standen sie sich nicht gegenseitig im Weg.
Er überlegte, ob er die Schonung betreten sollte. Da brauchte er nur den kleinen Zaun zu übersteigen, doch das ließ er vorerst bleiben.
Statt dessen sah er sich auch seine Umgebung rechts und links der Schonung an.
Der Anblick traf den Förster wie ein paralysierender Schlag. Er wollte nicht glauben, was er sah, und sein Gesicht wurde totenbleich.
Er war so durcheinander, daß er nicht einmal wußte, auf welchen Baum er sich konzentrierte. Ob es eine Eiche oder eine Buche war. Es spielte auch keine Rolle.
Schlimm war, was man mit diesem Baum gemacht hatte. Man hatte ihn als Galgen benutzt.
Von einem starken Ast herab hing ein Gehängter!
***
Peter Blake hatte sein Denken ausgeschaltet. Er wollte es nicht wahrhaben. Nein, das war eine Halluzination. Nicht bei ihm. Bitte nicht in seinem Wald. So etwas konnte nicht sein. Das gehörte nicht hierher. Nicht in das normale Leben, sondern in einen Gruselfilm.
Er zwinkerte. Die Kälte drückte noch mehr als zuvor, und der Atem kondensierte vor seinen Lippen zu kleinen Nebelwolken.
Der Förster konnte es drehen und wenden wie er wollte, es blieb bei diesem Anblick. Der Mann hing dort tatsächlich in der Schlinge, die oben um den starken Ast des Baumes geknüpft worden war. Seine Füße baumelten über dem Boden. Etwa in Höhe der Oberschenkel eines normal gewachsenen Mannes.
Als Blake schluckte, hatte er einen bitteren Geschmack im Mund. Nach Galle, nach großem Ärger, denn den würde es geben. Die Polizei mußte kommen und untersuchen, ob der Mann ermordet worden war oder sich selbst umgebracht hatte. Das würde vor dem Fest viel Aufregung geben.
Die Starre löste sich. Die Angst blieb. Furchtsam blickte er sich um. Nein, er war allein. Es gab keinen Beobachter, und auch die Fledermaus sah er nicht.
Es war schon seltsam, daß er sie mit der Entdeckung des Toten hier in Verbindung brachte. Unheimliche Vorzeichen, die sich letztendlich zu einem Pool des Grauens zusammenfanden. Peter glaubte daran, daß das Finale noch nicht erreicht worden war. Er mußte sich jetzt entscheiden, was er tun sollte.
Natürlich spielte er auch mit dem Gedanken wegzulaufen. Doch das hätte keinen Sinn gemacht. Nicht für ihn, weil er sich wie ein Schwächling vorgekommen wäre.
Also weitermachen und den eigenen Schweinehund überwinden. In seinem Fall hieß das, näher an die Leiche heranzugehen, um festzustellen, ob er den Mann kannte. Vielleicht war es ja jemand aus der Umgebung. Vielleicht hatte er in einem der
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