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Asylon

Asylon

Titel: Asylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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ist dir
bestimmt gefolgt.«
    »Da hast du wohl recht,
Schätzchen. Aber die Frage ist: warum?«
    »Vielleicht mag er dich«, schlug
Poosah vor.
    Saïna zuckte mit den Schultern.
»Sieh nur, er bewegt sich. Ich glaube, er wacht auf. Dann kann er es uns gleich
selbst sagen. Hol mir einen Krug mit Wasser, bitte.«
    Eifrig lief Poosah abermals aus
dem Zimmer und kam mit einem gut gefüllten Krug zurück. Saïna zögerte keine Sekunde.
Ein Schwall traf den Mann genau ins Gesicht. Prustend und spuckend kam er zu
Bewusstsein. Mit zu schmalen Schlitzen verkniffenen Augen besah er sich seine unmittelbare
Umgebung. Dann versuchte er aufzustehen, scheiterte aber sogleich an der
Fesselung.
    »Was soll das? Wer hat das
getan?«, fragte er aufgebracht. Seine Stimme klang jungenhaft hell.
    »Die Frau, in deren Schlafzimmer
du dich geschlichen hast«, antwortete Saïna nicht minder schroff und verschränkte
die Arme vor der Brust.
    »Was?« Er zerrte an seinen
Handfesseln, dann stieß er einen Fluch aus. »Ich bin doch nur hier, um dich zu
warnen.«
    »Warnen? Wovor?«
    »Ich hab dich gestern Abend im
›Crazy Rouge‹ im Weißen Zimmer gesehen. Du warst mit einer Freundin und ein paar
Kerlen vom Japanerclan da.«
    »Ich weiß. Ich hab dich auch
gesehen. Du warst einer von unseren Kellnern. Sean, nicht wahr? Das erklärt
aber lange noch nicht, was du, verdammt noch mal, zu dieser Uhrzeit
uneingeladen vor meinem Bett zu suchen hast, Sean.«
    »Na ja … Hör mal, kannst du mich
nicht wieder losbinden?«, fragte er.
    »Bis jetzt hast du mir noch
nichts erzählt, was mich davon überzeugen könnte, dass du irgendetwas anderes
bist als ein Dieb oder Perverser oder beides.«
    Er seufzte und versuchte so gut es
ging, seinen Oberkörper aufzurichten, indem er sich an ihrem Nachttisch nach
oben schob. Saïna ließ es geschehen.
    »Der andere Kellner, Antonio«,
begann er dann, »hat er versprochen, dir den Weg in die Welt außerhalb der Grenze
zu zeigen?«
    »Woher weißt du das? Hast du uns
etwa belauscht?«, brauste Saïna empört auf.
    »Nein. Aber ich habe das Nazar an
deiner Halskette gesehen und wie Antonio eine Botschaft auf deinen Bierfilz
geschrieben hat. Den Rest kann ich mir zusammenreimen.«
    Saïna war baff. Irgendwie schien
in dieser Stadt jeder außer ihr etwas über den Ordo Lucis und die geheimnisvolle
Außenwelt zu wissen. Egal. Sie durfte sich ihre Verwirrung nicht anmerken
lassen. »Schön. Aber selbst, wenn es so war, was geht dich das an?«
    »Antonio ist ein Betrüger. Er
gehört überhaupt nicht zum Ordo Lucis.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Weil ich selbst dazu gehöre.«
    Saïna schüttelte sich unwillig.
Irgendwie wuchs ihr diese Angelegenheit immer mehr über den Kopf. Ihr Blick
fiel auf Poosah, die dem Gespräch atemlos gelauscht hatte und sie
erwartungsvoll anstarrte. Saïna seufzte. Ihr wurde klar, dass es nicht nur ihre
eigene Neugier war, die sie der Sache hinterher spüren ließ. Sie war es auch
der Kleinen schuldig.
    »Okay … Sean. Tun wir mal so, als
ob du die Wahrheit sagst: Warum sollte Antonio so tun als ob?«
    »Das wissen wir selbst nicht so
genau«, antwortete er etwas zögerlich. »Aber uns ist zu Ohren gekommen, dass in
der letzten Zeit eine Menge Leute tot an der Grenze aufgefunden wurden. Wir
vermuten, dass er und seine Hintermänner diese Menschen in eine Falle gelockt
haben.«
    Saïna überlegte. Das passte
immerhin zu dem, was mit Lynn passiert war. Sollte sie dem Kerl am Ende doch
trauen können? »Woher weiß ich, dass in Wirklichkeit nicht du der Betrüger
bist?«
    »Tja, wir haben keinen
offiziellen Mitgliedsausweis oder so.« Er setzte ein schiefes Grinsen auf. Mit
seinen Sommersprossen sah er jetzt eher aus wie ein kleiner Junge, der etwas
ausgefressen hat.
    »Ich finde, er ist nett«, warf
Poosah ein. »Du solltest ihm glauben, Tante Saïna.«
    Saïna lag bereits eine
Zurechtweisung auf der Zunge. Doch dann sah sie Poosahs flehentliches Gesicht.
    »Ach, was soll’s«, murmelte sie
resigniert. Sie kniete sich neben Sean und löste seine Fesselung. »Ich hoffe,
ich werde das nicht bereuen.«
    »Bestimmt nicht«, beeilte er sich
zu versichern und rieb sich die Handgelenke.
    »Komm, wir setzen uns rüber. Ich
glaube, ich brauche einen Drink«, schlug sie vor.
    Erleichtert stellte Saïna fest,
dass er sich jedenfalls nicht sofort auf sie stürzte. Ein dunkler Lockenkopf
drängelte sich an ihnen vorbei in das Wohnzimmer. »Und du gehst wieder ins Bett
Poosah. Es ist drei Uhr

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