Aszendent zauberhaft
jetzt ein paar Fragen stellen, fünf Fragen, zu Ihnen und Ben, bitte versprechen Sie mir, ehrlich darauf zu antworten. Erst zu Ihnen und dann zu Ben. Es ist wichtig, Phoebe, Aufrichtigkeit ist unerlässlich, auch wenn es Sie aufwühlt, über Ihren Ben zu sprechen, okay?«
»Okay.«
Phoebe stellte ihre leere Schale und ihren leeren Becher neben Essies Geschirr auf den Tisch und lehnte sich in dem unbequemen Sessel zurück. Sie fand Essie faszinierend, fragte sich aber, wann sie das Thema wechseln und von Astrologie auf das wichtigere Thema, nämlich Rocky Lancasters Überfall, zu sprechen käme.
Essie schloss die Augen und schien in eine Art Trance zu fallen. Einen Moment lang glaubte Phoebe, sie sei eingeschlafen, doch dann stellte sie in ihrem weichen Berkshire-Singsang fünf sehr spezielle Fragen, die für Phoebes Begriffe mit Astrologie allerdings rein gar nichts zu tun hatten.
Zögernd, langsam, nach etwas mühsamem Kopfrechnen antwortete Phoebe schließlich, wobei sie sich reichlich albern vorkam.
»Danke.« Als Essie fertig war, öffnete sie allmählich die Augen und lächelte. »Nun, Phoebe, ich kann Ihnen sagen, dass der Irrtum nicht bei den Sternen lag. Und auch nicht bei Ihnen und Ihren astralen Berechnungen. Diese Ehe hätte nie zustande kommen können. Sie und Ben waren und sind füreinander ungeeignet. Es hätte nicht funktionieren können.«
»Was?«, fragte jetzt Phoebe verärgert. Das war ja wohl lächerlich.
Was gab Essie, die sie beide gar nicht kannte, das Recht, eine so ungeheuerliche Behauptung aufzustellen, allein aufgrund mathematischer Scherzfragen?
Essie hob die schlanke Hand. »Ich weiß, was Sie sagen wollen, aber hören Sie mich bitte erst an. Ihr Geburtstag ist am neunten September, richtig?«
Phoebe sah sie verdutzt an. »Ja, aber woher …«
»Und Bens am zwölften Januar?«
»Unmöglich!« Phoebe schüttelte den Kopf. »Unmöglich können Sie das aus meinen Antworten auf diese Fragen gefolgert haben. Das müssen Sie vorher gewusst haben.«
»Ich versichere Ihnen, dass ich es nicht vorher gewusst habe. Wie sollte ich denn? Aber es freut mich wirklich, dass ich Recht habe. Es beweist vieles, woran ich schon lange glaube. Nun, sosehr Ihre allgemeinen Sternzeichen auch miteinander harmonieren mögen, Ihre Geburtsdaten tun es nicht. Hören Sie, Phoebe, wie viel wissen Sie über Charakterkunde? Oder über Numerologie?«
»Gar nichts. Nie davon gehört. Aber …«
»Gut, also, ich kann Ihnen alles darüber erzählen, was Sie wissen müssen, aber jetzt möchte ich erst noch etwas anderes sagen, über Ihr Geburtsdatum und über Bens. Ihre Geburtszahl ist die neun, und eine Jungfrau-Neun ist immer perfektionistisch und übermäßig kritisch gegenüber anderen, die ihren Erwartungen nicht entsprechen.«
Phoebe nickte. »Ja, aber das gilt allgemein für Jungfrauen. Ich wollte immer alles ganz perfekt haben. Ich habe immer Listen geführt. Habe alles gründlich geplant – und meine beste Freundin, die findet, ich hätte eine Eins in Zwangsneurotik, ist völlig chaotisch und treibt mich damit in den Wahnsinn.«
»Und Bens Geburtszahl ist die Drei. Steinbock-Dreier sind notorisch auf Sicherheit bedacht und übervorsichtig, vor allem,
wenn es um ihr Privatleben geht. Dreier werden immer versuchen, Neuner unterzukriegen. Wollen immer der Boss sein. Keine Kompromisse. Diese beiden zusammen, das ist eine Katastrophe. Ernsthaft, meine Liebe, das war eine Verbindung, die numerologisch in der Hölle geschlossen wurde.«
»Aber …« Phoebe runzelte die Stirn. »Aber wie … ich meine, ich verstehe das nicht.«
Essie sah sie an. »Es stehen dem Amateurastrologen weit mehr Möglichkeiten zur Verfügung, als sich einfach nur an Planetenpositionen und Sonnenzeichen zu orientieren. Aber diese Kombination aus Numerologie, Charakterkunde und Astrologie, in Verbindung mit einer Prise Roma-Mystik, mit der ich zeitlebens schon vertraut bin, stellt alles in den Schatten – wenn Sie den Wortwitz gestatten -, das sonst irgendwo geschrieben steht. Die geheime Geburtstags-Magie kann …«
»Die was?«, unterbrach Phoebe, noch immer verblüfft über Essies unheimliches Wissen. »Was für eine geheime Geburtstagsmagie?«
»An diesem Punkt kommt meine Großmutter ins Spiel.« Essie beugte sich vor. »Ich kann Ihnen doch vertrauen, Phoebe, oder?«
Phoebe, immer noch weitgehend überzeugt, dass Essie Vorinformationen über ihren und Bens Geburtstag gehabt haben musste, war stärker fasziniert, als sie
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