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@ E.R.O.S.

@ E.R.O.S.

Titel: @ E.R.O.S. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Ermittlungen. Das Kino-Image der FBI-Agenten, die im Alleingang Serienmörder zur Strecke bringen, ist reine Phantasie. Wir beraten. Die örtliche Polizei übernimmt die tatsächliche Arbeit, nimmt die Verhaftung vor und heimst den Ruhm ein.«
    Ich beobachte Lenz aus dem Augenwinkel.
    »In der Regel gehen Mörder überaus eintönig vor«, fährt er fort. »Variationen eines Themas. Ich sage bei ihren Prozessen aus, besiegle ihr Schicksal und ziehe mich dann in den Hintergrund zurück. Ich ... leiere einfach herunter, was ich auswendig gelernt habe. Der ganze gottverdammte Beruf wird korrumpiert, durch Gier und Ehrgeiz. Männer, die ich ausgebildet habe, verschachern meine Ideen in Form sensationsheischender Bücher, von Vorlesungen und Beraterverträgen in Hollywood an die Massen. An nichts davon habe ich je Geschmack gefunden. Verstehen Sie, ich bin Wissenschaftler, Arzt.«
    Die Redlichkeit in Lenz’ Stimme ist fast peinlich. »Ich verstehe, Doktor.«
    »Ich habe lediglich weitergemacht, weil die Aussicht auf den Ruhestand mir noch unangenehmer vorkam.«
    »Sie haben gerade in der Vergangenheitsform gesprochen. Was hat diese Änderung bewirkt?«
    »Sie.« Lenz dreht sich mit frischem Leuchten in den Augen zu mir um. »Der EROS-Mörder hat bereits sieben Frauen umgebracht, von denen wir wissen, und wir haben jedesmal die Leiche gefunden. Und doch hat er alle Verbrechen bis auf zwei auf solche Weise inszeniert, daß sie nicht im Zusammenhang miteinander zu stehen scheinen. Und glauben Sie mir, die Beamten der Mordkommission suchen nach Anhaltspunkten für solch eine Inszenierung. Hätten Sie sich nicht anuns gewandt – mutig, gegen den Willen Ihrer Firma –, würde er noch immer töten, ohne Gefahr zu laufen, gefaßt zu werden.«
    Lenz manipuliert mich vielleicht, aber es macht sich gut, daß endlich jemand meine Bemühungen anerkennt.
    »Serienmörder handeln normalerweise nach einem emotionalen Zyklus«, erklärt er. »Sie töten, kühlen wieder ab, töten erneut. Im allgemeinen werden die Zeiträume zwischen den Morden immer kürzer, bis der Täter dekompensiert, oder, um es laienhaft auszudrücken, durchdreht. Dann bekommt man normalerweise die Möglichkeit, ihn zu fassen. Können Sie mir folgen?«
    »Durchaus.«
    »Der EROS-Mörder ist anders. Er geht mit absoluter Ruhe und Überlegung vor. Er steht nicht einmal annähernd kurz vor der Dekompensation. Serientäter kommunizieren häufig mit der Polizei. Er hat das nicht getan.«
    »Was ist mit dem Zitat von Henry Miller?«
    »Das war eher eine Inszenierung als eine echte Kommunikation. Wenn der Mörder dem Opfer die Augen aussticht, schmiert er mit Fäkalien ›Jetzt kann sie sehen‹ auf den Schlafzimmerspiegel. Reines Theater. Dieser Mann nutzt die Computertechnik nicht nur, um seine Opfer auszusuchen, sondern auch, um Einblick in ihre Überlegungen und Gefühle zu bekommen, bevor er zuschlägt. Miles Turner ist ein Computergenie, und doch kann oder will er nicht erklären, wie Strobekker in den Besitz der Kundenhauptliste von EROS kam ...«
    »Und deshalb verdächtigen Sie Miles«, werfe ich ein. »Dieser Typ ist wie Miles, würde der sich entschließen, Menschen umzubringen.«
    »Genau. Und jetzt hat er eine Frau entführt.«
    »Wissen Sie, warum?«
    »Nein.«
    »Hat es irgend etwas mit der Zirbeldrüse zu tun?«
    »Mit großer Sicherheit.«
    »Es klingt vielleicht verrückt, Doktor, aber könnte er diese Frauen aus einem völlig logischen Grund umbringen? Den wir lediglich noch nicht verstehen, weil uns Informationen fehlen?«
    »Verbrechen dieser Art kommen dem Menschen, der sie begeht, immer überaus logisch vor, Cole. Sie dürfen eins nicht vergessen. Bei Serienmorden ist die Auswahl alles. Wie wählt der Mörder seine Opfer aus? Welche seiner Phantasien erfüllen diese? Wenn man das analysieren kann, hat man seinen Mann. Oder zumindest dessen Profil.«
    »Er benutzt EROS, um sie auszuwählen.«
    »Das ist nur die Methode. Wie sehen seine Kriterien aus? Die Informationen, die Sie mir gegeben haben, sind interessant, aber es handelt sich bei seinen EROS-Auftritten im Grunde nur um Verführungen. Sie enthüllen keine entscheidenden Ähnlichkeiten zwischen den Opfern. Genausowenig wie die Leichen der Opfer oder das Leben, das sie führten.«
    »Sie alle hatten Zirbeldrüsen.«
    »Ja. Aber welche sexuelle Bedeutung hat die Zirbeldrüse?«
    »Keine Ahnung. Muß es denn eine sexuelle Bedeutung sein?«
    »Letzten Endes ja. Alle Morde dieser Art sind sexuell

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