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Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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Video-Icons. Sie las die Titel: Bukkake in Gateshead , Bukkake in Mayfair . Bukkake – wie Jacqui gesagt hatte. O Gott, dachte sie. Lorne, wenn ich dein Gesicht in einem davon finde – ich schwöre dir, ich finde eine Möglichkeit, es geheim zu halten.
    Sie schloss die Jalousien, setzte sich auf den Drehstuhl und klickte die Icons an, und mit aufgestützten Ellenbogen sah sie sich die Videos an. Jacqui hatte recht gehabt: Bukkake war scheußlich. Soweit sie es übersehen konnte, verstieß nichts davon gegen irgendein Gesetz, aber es war ziemlich ekelhaft, und dabei war Zoës Toleranzschwelle für solche Dinge ziemlich hoch. Sie hoffte inständig, dass ihr nicht plötzlich Lornes Gesicht aus einer dieser Sickergruben entgegenschauen möge.
    Sie konzentrierte sich so angestrengt auf die Gesichter der Mädchen, dass sie den männlichen Star der Show erst im dritten Video erkannte. Jake the Peg. Jake the Peg! Gott, dachte sie, manchmal war sie wirklich dumm wie Bohnenstroh. Das ganze Revier hatte sich gefragt, womit Jake seinen Auftritt in letzter Zeit dermaßen aufgestylt hatte – denn sie hatten gewusst, dass mehr dahinterstecken musste als seine Drogendealerei an Schulkinder. Aber ein Pornostar? Der alte Peggie? Darauf war niemand gekommen. Und niemand hätte vermutet, woher er seinen Spitznamen hatte. The Peg . Der Zapfen. Zoë lachte kurz und trocken. »So, Peggie«, sagte sie leise und schaute auf den Bildschirm, » das ist also dein Geheimnis.« Himmel, die Welt war wirklich ein schräger Laden.
    Zwei Stunden lang durchkämmte Zoë die Festplatten mit einem feinen Kamm, und danach war sie zu 99,9 Prozent sicher, dass Lorne in keinem der Videos zu sehen war. Eine oder zwei Darstellerinnen, die nur einen kurzen Auftritt hatten, waren nur undeutlich zu erkennen. Zoë notierte sich die Frames, in denen sie erschienen. Die Mädchen waren nicht blond wie Lorne, aber sie konnten eine Perücke tragen. Wenn das Präsidium die Computer abtransportieren ließe, würde Zoë veranlassen, dass die Gesichter digital aufbereitet wurden. Sie schob die Tastatur von sich und stieß sich mit dem Fuß vom Schreibtisch ab, sodass der Drehstuhl kreiselnd am Regal und dann am Fenster vorbeirollte. Sie sah den Rasen draußen, den Swimmingpool und die Bäume. All die DVD s und Computer.
    Sie brachte den Stuhl zum Stehen, verschränkte die Arme und blieb nachdenklich sitzen. Halb verzehrtes Essen? Ein Computer im Standby mit all diesem brisanten Scheiß auf der Festplatte? Unverschlossene Türen? Brennendes Licht, unbeantwortete Anrufe? Sie wusste es nicht, konnte es einfach nicht wissen, aber wenn sie mit ihrer Vermutung richtig lag, wäre das zu schön, um wahr zu sein: dass Mr. Goldrab nämlich, der einzige Mensch, der eine Verbindung zwischen ihr und diesem Club in Bristol herstellen konnte, nicht mehr lebte.

8
    Obwohl ihre Arbeitszeit bei David gekürzt worden war, waren die polnischen Mädels an diesem Morgen gut gelaunt. Marysien´ka würde nächste Woche mit ihrem Freund, dem Busfahrer, in Urlaub fahren, und Danuta hatte im »Back to Nine«, einem Nightclub im Stadtzentrum von Bath, einen netten Engländer kennengelernt. Er war groß und hatte reichlich … Sie rieb Daumen und Zeigefinger aneinander. »Wenn er das hat«, sagte sie zu Sally, die auf dem Rücksitz saß, »braucht er das nicht zu haben.« Sie hielt die Hände ungefähr fünfundzwanzig Zentimeter weit auseinander und verringerte den Abstand dann auf fünf. »Ist egal.« Marysien´ka neben ihr heulte vor Lachen und schlug mit der flachen Hand auf das Lenkrad. »Ist wirklich egal!«, rief sie. »Und wenn er da unten ein Cocktailwürstchen hat.«
    Die Sonne stand hoch am Himmel, als sie bei Lightpil House ankamen. Sie stellten den kleinen, pinkfarbenen Smart auf dem Kies des Parkplatzes am unteren Rand des Anwesens ab. Sally konnte den Blick nicht vom Boden wenden. Aber da war kein Blut und nirgends ein Fleck. Gar nichts. Sie stieg aus und schaute zum Haus hinauf. Es wirkte viel stiller als sonst, doch das lag natürlich daran, dass sie Bescheid wusste. Sie folgte den beiden anderen den Weg hinauf. Danuta hatte ihre Highheels ausgezogen und in ihre Putztasche gesteckt, um barfuß zu gehen. Überall kamen Blumen hervor – die fluffigen lila Blüten des Knoblauchs und sogar schon ein paar Tränende Herzen, deren herabhängende weiße Blüten aussahen wie kleine Glöckchen. Man würde nie vermuten, was hier passiert war. Es war das Letzte, was man sich vorstellen

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