Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill
reden?«
»Oh, über dies und das.«
»Über dies und das?«
Watling gab Zoë ihren Kaffee und stellte ihre eigene Tasse neben den ledergebundenen Notizblock. Sie setzte sich und faltete die eleganten Hände auf dem Block. »Zoë«, sagte sie, »erinnern Sie sich an die gute alte Zeit, als Kriminalpolizei und Nachrichtendienst sich zusammentaten und die SOCA ins Leben riefen? Als man uns sagte, das werde unser Leben revolutionieren? Die rechte Hand werde endlich wissen, was die linke tut?«
»Haben Sie das geglaubt?«
Watling lachte eisig. »Ich bin eine Frau jenseits der Wechseljahre, die seit zwanzig Jahren in einer Männerwelt lebt. Ein zynischeres, grausameres Geschöpf werden Sie kaum finden. Aber es stimmt, ich habe geglaubt, die SOCA könnte hilfreich sein. Ich habe geglaubt, dass andere Behörden zumindest dort nachfragen und sich vergewissern würden, dass über einer Zielperson, für die sie sich interessieren, nicht eine große Fahne mit der Aufschrift › SIB ‹ flattert. Warum haben Sie nicht nachgefragt , bevor Sie anfingen, in Mr. Mooneys Büro Nachrichten zu hinterlassen?«
»Soll das heißen, Mr. Mooney hat Dreck am Stecken?«
»Ja.« Watling spreizte die Finger und deutete auf die Reihe der Aktenordner. »Darin stecken ungefähr zwei Jahre Arbeit, und sie sind jetzt so weit vollständig, dass sie der Militärstaatsanwaltschaft vorgelegt werden können, und die ist, glauben Sie mir, in Verfahrensfragen genauso pedantisch wie die zivile Staatsanwaltschaft. Und …«
»Moment, Moment. Korrigieren Sie mich, wenn ich mich irre, aber Mooney – der ist doch ein hohes Tier, oder?«
»Unbedingt. Das heißt aber nicht, dass er kein unartiger Junge sein kann.«
Zoë rührte nachdenklich in ihrem Kaffee. Sie sah zu, wie der Zucker sich auflöste, und wartete, bis diese neue Information ihren Platz gefunden hatte. »Okay«, sagte sie schließlich. »Jetzt kapiere ich. Ich bin da in etwas hineingestolpert, und dafür bitte ich um Entschuldigung. Ich habe nicht bei der SOCA nachgefragt, weil ich nicht auf die Idee gekommen bin. Ich habe Mooneys Namen sozusagen aus dem Hut gezogen, auf der Website von Dodspeople, weil er eine Zeitlang im Kosovo gewesen ist. Ich dachte, er könnte mir ein paar Informationen geben und mich in die richtige Richtung steuern. Ich bearbeite einen Vermisstenfall in meinem Revier; es geht um einen Pornoproduzenten, der halbseidene Geschäfte mit jemandem bei den UN -Einheiten in Priština gemacht hat. Ich bin einfach meiner Nase gefolgt und dabei auf Mooney gestoßen.«
»Hören Sie.« Watling verschränkte die Arme. »Natürlich ist es kein Geheimnis, dass da, wo die Vereinten Nationen hingehen, auch der Menschenhandel hingeht. Es ist wie ein Loch im Boden, und alle Frauen, die nicht irgendwie festgeschraubt werden, rollen da hinein.«
»Yep.«
»Tja, und das ist auch in Priština so gewesen. Die Schleusen öffneten sich, und die Prostituierten fluteten hinein. Nur haben die UN diesmal etwas gemerkt und eine Einheit aufgestellt, die das alles im Auge behalten sollte. Die Einheit zur Untersuchung von Menschenhandel und Prostitution.«
»Ja, hab ich gesehen. Mooney war der Leiter.«
»Und hat sich, wie sich herausstellte, selbst ein paar Übergriffe gegen die örtliche Bevölkerung gestattet.«
»Übergriffe?«
»Das ist ein Euphemismus. Damit es weniger schrecklich klingt, was er getan hat. Wie er seine Stellung missbraucht hat.«
»Wie denn, zum Beispiel?«
»Oh, da gibt es keine Grenzen. Er hat Mädchen höchstbietend versteigert, hat gegen sexuelle Gefälligkeiten Schutz vor Strafverfolgung geboten, hat Abtreibungen arrangiert – und ein paar der abgetriebenen Babys waren von ihm. Die Liste ist atemberaubend.«
»Es ist komisch.« Zhang rieb sich fassungslos den Kopf. »Wenn man den Kerl sieht, könnte man denken, er ist der netteste Mensch auf Erden.«
»Okay«, sagte Zoë langsam. »Ich sehe, worauf es hinausläuft. Aufs Geratewohl würde ich wetten, er hat die Frauen auch überredet, Pornofilme zu drehen.«
»Sehr gut. Sehr gut. Dafür sollten Sie Eintritt nehmen.«
»Danke. Hier kommt mein zweites Kunststück: Er hat die Filme nicht selbst gedreht, ja? Hat sich nicht selbst abgegeben mit Kleinkram wie Beleuchtung und Kamera? Er hat nur das Frischfleisch besorgt.«
»Das nehmen wir an. Aber das ist einer der Bereiche, unter die wir noch keinen Schlussstrich gezogen haben.«
»Na, bei dem Schlussstrich kann ich Ihnen helfen. Ich vermute nämlich, dass darin
Weitere Kostenlose Bücher