Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
Vom Netzwerk:
verrenkte sich auf dem Sitz nach hinten und hielt das Handy wie einen Schild vor sich. Steve ließ das Fenster herunter. Jake kam mit finsterem Blick heran, riss das Geld an sich und schlenderte zurück zum Jeep. Er stieg ein, schlug die Tür zu und blieb im Licht der Innenbeleuchtung sitzen. Vorgebeugt zählte er die Geldscheinbündel durch. Als er fertig war, hob er die Hand, um das Licht auszuknipsen, und ohne sie anzusehen, startete er den Motor und donnerte davon, haarscharf vorbei an ihrer vorderen Stoßstange.
    »Hast du die Nummer?«
    Sally nickte. Sie schaltete die Videokamera ab und ließ sich schwer atmend zurücksinken. »Mein Gott«, murmelte sie. »Ist es jetzt zu Ende? Ist es jetzt wirklich zu Ende?«
    »Scheiße. Ich hoffe es.« Steve stellte den Rückspiegel ein und ließ den Motor an. »Wirklich und wahrhaftig, ich hoffe es.«

18
    Captain Charlie Zhang residierte vorübergehend in einer alten viktorianischen Rotklinkervilla, die völlig deplatziert auf einem Kasernengelände östlich von Salisbury Plain stand. Es mochte eine militärische Einrichtung sein, aber als Zhang sie über den Teppichboden kühler Korridore führte, kam Zoë zu dem Schluss, dass die Militärpolizei es definitiv besser hatte als die normalen Feld-, Wald- und Wiesen-Cops. Es gab hier Teppichboden und getäfelte Wände, und die Türen schlossen sich alle mit einem beruhigenden Wispern, ganz wie an Bord der Enterprise .
    Zhangs vorgesetzter Offizier war eine kühl aussehende Frau Mitte, Ende fünfzig, Lieutenant Colonel Teresa Watling – das militärische Äquivalent eines Chief Superintendent und ein ziemlich hohes Tier im großen Plan der Dinge. Mit ihrem geföhnten grauen Haar, dem goldenen Anhänger auf dem schwarzen Rollkragenpullover und den schwarzen Echsenleder-Highheels sah sie aus wie eine Geschäftsfrau aus Manhattan. In Wahrheit, erklärte sie Zoë auf dem Weg durch die Korridore, war alles sehr viel biederer. Sie war in einem der Countys in der Nachbarschaft von London geboren und aufgewachsen.
    »Cool.« Zoë schwenkte den Ausweis, den man ihr an der Eingangskontrolle ausgehändigt hatte. »Kann ich Sie was fragen?«
    »Alles, was Sie wollen.«
    »Wenn ich an den Stuhl gefesselt werde, sind Sie dann der böse Bulle oder der gute Bulle?«
    Lieutenant Colonel Watling zog es vor, darauf nicht zu antworten. Sie blieb vor einer Tür stehen und stieß sie auf. Der Raum dahinter sah aus wie das Vorstandszimmer einer Ölfirma, mit einem Tisch aus blankpoliertem Walnussholz und zwölf handgeschnitzten Teakholzstühlen. Jeder Platz war mit einem Wasserglas und einem ledergebundenen Notizbuch ausgestattet. Die Kürzungen, die bei der zivilen Polizei Tausende von Verwaltungsstellen gekostet hatten, waren also hier anscheinend noch nicht angekommen. Sie gingen alle drei hinein. Zoë setzte sich auf den Platz am Kopfende des Tisches, der am weitesten von der Tür entfernt war, und Captain Zhang ließ sich neben ihr nieder und legte die langen, zierlichen Hände übereinander auf den Tisch. Sechs dicke Akten lagen in der Mitte. Es musste lange gedauert haben, so viel Material zusammenzutragen, dachte Zoë. Sehr lange.
    Lieutenant Colonel Watling öffnete eine glatte schwarze Dose und hielt sie Zoë entgegen. Auf den ersten Blick sah sie aus wie ein Humidor – und irgendwie wäre es ja auch passend, in einem solchen Raum eine Havanna anzuzünden, sich ein bisschen zu entspannen und zuzusehen, wie der Himmel vor dem Fenster sich lilarot färbte. Sie würde nicht Nein sagen, wenn der Abend so verlaufen sollte. Vielleicht noch ein Glas Talisker Single Malt dazu. Aber in der Dose waren keine Zigarren, sondern Kaffee-Pads in allen Farben des Regenbogens. Zoë warf einen Blick auf die Farbtabelle und suchte den stärksten aus.
    »Schwarz, bitte. Zwei Stück Zucker.«
    Watling fing an, Kaffee zu machen. Zoë sah ihr zu und fragte sich, wie sie diesen Job bekommen haben mochte. Es wäre cool, in Jimmy-Choo-Schuhen zum Dienst zu kommen. Vielleicht ab und zu auch in Combats, um eine kurze, gefahrlose Ermittlung in einem Stützpunkt im Irak oder in Afghanistan durchzuführen. Sie hatte gehört, dass sie in Camp Bastion ein Piacetto Café hatten, in dem es die besten Torten gab. »Ich kenne Ihren Chef«, sagte Watling. »Ich habe bei zwei Operationen in Wiltshire mit ihm zusammengearbeitet.«
    »Hatte er da schon ein Faible für psychologisches Profiling?«
    »Wie bitte?«
    »Nichts weiter. Er ist nett. Worüber möchten Sie

Weitere Kostenlose Bücher