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Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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ihr sagte, Mooney könne durchaus dafür verantwortlich sein, dass David Goldrabs Abendessen in der Mikrowelle drüben in Bath langsam vertrocknet war.
    In der Garage erwachte das Motorrad zum Leben. Jason stieß einen kurzen, triumphierenden Jauchzer aus. Zoë kam wieder herein und trocknete sich immer noch die Hände ab. Er stand neben dem Bike, grinsend über das ganze Gesicht, drehte am Gas und ließ den Motor aufbrüllen. »Hab ich’s nicht gesagt?«, schrie er gegen den Lärm an. »Merken Sie sich dieses Gesicht. Mein Gesicht!«
    Sie legte das Handtuch auf die Werkbank, ging zu ihrem Motorrad und schüttelte bewundernd den Kopf. »Super«, schrie sie. »Bin ich dir was schuldig?«
    »Kann ich sie mal fahren? Das heißt …« Er besann sich auf seine Manieren, nahm die Hand vom Gas und machte ein nüchternes Gesicht. »Mal fahren? Wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Du willst meine Shovelhead fahren?«
    »Nein. Ich meine – nicht, wenn es ein Problem ist. Wirklich nicht. Vergessen Sie, dass ich gefragt habe.«
    »Nein, nein – ich meine, es ist …« Sie nagte an ihrer Unterlippe und tat, als habe sie mit sich zu kämpfen. Schließlich sagte sie: »Ist in Ordnung. Bist du versichert?«
    »Ich fahr nur einmal die Straße rauf und runter. Mehr nicht.«
    »Okay. Ist wohl das Mindeste, was ich tun kann. Aber pass auf sie auf, ja?«
    »Versprochen.«
    Jason rannte ins Haus und kam mit einem schwarzen Shoei-Jethelm zurück. Er streifte seine Sandalen ab und zog Reißverschlussstiefel an seine nackten Füße. Er sah ein bisschen irre aus, als er im T-Shirt und mit seinem offenen Helm auf das Motorrad stieg. Ein bisschen wacklig fuhr er zum Tor hinaus, aber dann hatte er sich gefangen. Im zweiten Gang bog er auf die Straße und war verschwunden. Das Motorgedröhn hallte über Hecken und Gärten, als er auf der Straße Gas gab. Sie drehte sich um und ging eilig ins Haus.
    Die Bücherregale im Wohnzimmer enthielten nichts Besonderes. Ein paar Familienfotos – die Mooneys an ihrem Hochzeitstag, Jason als Baby, ein großes, dünnes Mädchen im Kleid einer Brautjungfer. Bücher – hauptsächlich Sachbücher über Innenpolitik und Sprachen, Spanisch, Russisch, Arabisch. Nichts, was nach Geschäftsunterlagen aussah. Sie ging in den Flur und öffnete alle anderen Türen. Ein Hauswirtschaftsraum, ein Atelier mit halb fertigen Töpferarbeiten, ein Esszimmer, dessen Vorhänge geschlossen waren, damit das Sonnenlicht die Möbel nicht ausbleichen konnte. Und ein verschlossenes Zimmer.
    Sie rüttelte an der Tür. Dann strich sie mit den Fingern oben über den Rahmen und tastete nach einem Schlüssel. Sie warf einen Blick in die Schüssel auf dem Dielentisch und fand Autoschlüssel an einem elastischen, spiralförmigen Gummiring, den Schlüssel für eine Gasuhr und ein paar Tankquittungen. Keinen Zimmerschlüssel.
    Sie ging durch die Garage zurück in die Einfahrt und durch die hölzerne Seitenpforte. Die Häuser standen hier relativ dicht nebeneinander, und der Seiteneingang lag im Schatten. An dieser Seite hatte das Haus der Mooneys nur zwei Fenster – ein Milchglasfenster, offensichtlich die Toilette, und ein zweites Fenster, das zu dem verschlossenen Zimmer gehörte. Zoë legte eine Hand an die Scheibe und spähte hinein. Sie sah einen großen Mahagonischreibtisch mit einer ledernen Tischplatte, auf der eine Banker-Lampe mit grünem Glasschirm stand, einen Ledersessel und ein Fußbänkchen. Im Regal dahinter erkannte sie klar und deutlich die aufgereihten Aktenkästen. »Kosovo« stand auf einem, »Priština« auf einem anderen. Vielleicht enthielten sie Unterlagen darüber, wen er wie bezahlt hatte. Sie trommelte mit den Fingern an die Scheibe. Sie könnte das Fenster jetzt einschlagen und wäre im Nu drin und wieder draußen.
    Das Motorrad kam zurück; der Lärm hallte durch die Lücke zwischen den Häusern. Sie trat einen Schritt zurück, und es juckte sie in den Fingern, es einfach zu tun. Doch das Motorgeräusch wurde immer lauter, und im letzten Moment überlegte sie es sich anders. Sie lief zu der Pforte zurück und stellte fest, dass sie klemmte. Sie zerrte daran, rüttelte an der Klinke, aber nichts rührte sich. Das Motorrad kam näher. Sie warf einen Blick über die Schulter in den Garten hinter dem Haus. Es würde zu lange dauern, dort herum zu gehen. Noch einmal riss sie an der Pforte. Jetzt öffnete sie sich, und sie trat hindurch. Im selben Moment bog Jason in die Einfahrt.
    Er hielt an, nahm seinen Helm ab

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