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Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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vorbeifahren, zu der Ben sein Team geschickt hatte, um die Kids befragen zu lassen. Sie fuhr langsamer, spähte durch die rhododendrongesäumte Zufahrt und sah all die Streifenwagen und zivilen Fahrzeuge, die dort parkten. Eine ganze Reihe. Sie wusste schon jetzt, wohin dieser Fall laufen würde: Der Superintendent würde sämtliche Ressourcen auf Debbie Harrys Theorien verwenden. Zoë sah, dass sie in der nächsten Zeit kräftig gegen den Strom würde schwimmen müssen.
    Als sie an der Schule vorbei war, gab sie Gas und bremste sofort wieder ab. Ungefähr hundert Meter weit vor ihr am Randstein parkte ein violetter Mitsubishi-Shogun-Geländewagen. Es war ein echtes Sahnestück, aufgemotzt wie eine Zuhälterkarre mit angeklemmten Trittbrettern, Angel-Eye-Scheinwerfern und protzigem Auspuffrohr. Am Steuer saß ein berüchtigtes Exemplar des lokalen Abschaums: Jake Drago, aus irgendeinem Grund, der sich ihr nicht erschloss, auch bekannt als Jake the Peg – der »Zapfen«. Jake the Peg, klapperdürr und immer in Bewegung, hatte fast die Hälfte seines Erwachsenenlebens im Knast verbracht, hauptsächlich wegen dämlicher Schlägereien und Drogenhandels. Aber in den letzten zwei Jahren, erzählte man, hatte er die Kurve gekriegt und es irgendwie geschafft, nicht mehr aus der Bahn zu fliegen. Zoë hatte allerdings ihre Zweifel. Sie fuhr vorbei, hielt an, stieg aus und stopfte ihr Shirt in die Jeans, als sie auf dem Gehweg zu ihm zurückging.
    »Hey.« Jake stieg aus, als sie herankam. Er schlug die Tür zu, lehnte sich dagegen, verschränkte die Arme und taxierte sie ausgiebig von unten nach oben, von den hochhackigen Cowboy-Boots bis zu dem schwarzen Hemd mit den aufgekrempelten Ärmeln.
    »Hey, Jake.« Einen Schritt vor ihm blieb sie stehen und lächelte freundlich. Es stimmte, was man erzählte: Er sah verändert aus. Er war sauber, und er hatte an Gewicht und Muskeln zugelegt. Unter seiner engen weißen Weste wölbten sich aufgepumpte Brustmuskeln. Sein dunkles Haar war an den Seiten kurzgeschnitten und oben hochgegelt. Er war sehr braun und glänzte wie eine Speckschwarte, und offen gestanden, fand sie, sah er aus, als sei er unterwegs in die Disco. »Im Laufe der Jahre hast du wohl nicht viel gelernt, Kumpel. Versuch mal, in Amerika aus so ’nem Wagen auszusteigen, wenn ein Cop auf dich zukommt! Der schießt dich höchstwahrscheinlich sofort über den Haufen. Hier riskierst du nur, dass ich mich frage, ob du da drin was versteckst. Dann muss ich nämlich den Wagen durchsuchen oder dich ins Röhrchen blasen lassen, und von da an wird’s echt öde.«
    »Woher weiß ich, dass Sie ein Cop sind?«
    »Oh, bitte.« Sie lachte – leise und gezwungen – und sah sich um, ob vielleicht jemand da war, der diesen Witz mit ihr zusammen lustig finden könnte. »Bitte. Versuch’s gar nicht erst. Das wäre doch unter unserem Niveau.«
    »Was wollen Sie?«
    »Was ich will? Ich will mir dein Muscle Car ansehen.« Sie legte eine Hand auf die Motorhaube. »Der ist nagelneu, Peg. Steht dir gut.«
    »Ich hab’s eilig.«
    »Hab ich gesehen. Sitzt da in der Morgensonne. Ich hab gesehen, wie eilig du es hast.«
    Er zog die Stirn kraus. »Allmählich geht mir das auf den Sack.«
    Sie schaute hinüber zur Schuleinfahrt mit dem großen, verschnörkelten Tor und den zivilen Polizeiwagen, die man nur erkannte, wenn man selbst Polizist war. »Was machst du hier bei der Schule? Wieso sitzt du ausgerechnet hier?«
    Er starrte sie angespannt und nervös zuckend an. Dann lächelte er und ließ einen Diamanten in einem Schneidezahn aufblitzen. »Ich bin pervers. Wussten Sie das nicht? Dass ich die kleinen Mädchen in ihren kurzen Röckchen beobachte?« Er rieb sich die Schenkel. » Fuck , die machen mich total heiß. Da muss ich immer an Sachen denken, an die ich besser nicht denken sollte, sagt mein Bewährungshelfer.«
    »Ja, ja, ja. Nach all den Jahren hältst du mich immer noch für blöd. Du bist kein Kinderficker, Peg. Du bist ein mieses Stück Scheiße, das die braven Bürger von Bath eines Tages, so Gott will, für immer von ihren Schuhsohlen abkratzen werden. Aber ein Kinderficker bist du nicht. Also, was läuft hier? Dealst du an die verwöhnten kleinen Jungs und Mädels da drin?«
    »Ich hab mich ausgeruht. Die Augen zugemacht.«
    »Du hast von dem Mord gehört? So was spricht sich rum.«
    »Natürlich hab ich’s gehört.«
    »Du weißt, wann es passiert ist?«
    »Ja. Vorgestern Nacht.«
    »Und du weißt, wo?«
    »Da drüben.« Er

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