Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill
sich tatsächlich auf dem Boden niedergelassen und lagen da, als sei es ein Mittag im August und kein regnerischer Abend. Als sie vorbeiging, verdrückten sich die meisten in die Büsche.
Das Tor in der Mauer öffnete sich zum Kanal hin. Von der anderen Seite kam man nicht in den Park, weil man nicht wollte, dass die Leute sich nachts heimlich hereinschlichen. Neben dem Tor hatte die Polizei eine Hinweistafel aufgestellt: In östlicher Richtung sei der Leinpfad wegen einer polizeilichen Untersuchung gesperrt, und Fußgänger sollten einen anderen Weg nehmen. Zoë knipste ihre Taschenlampe an und leuchtete auf den Boden. Der Regen hatte nachgelassen, aber vor einer Weile war er stark genug gewesen, um die Fußspuren im Lehm bis an den Rand zu füllen. Die kleinen Tümpel blinkten im Licht ihrer Taschenlampe. Sie suchte sich einen Weg durch den Schlamm, schob sich durch das Gebüsch am Wegrand und öffnete das Tor. Auf der anderen Seite stand eine einzelne viktorianische Straßenlaterne und warf ihren kreisrunden gelben Lichtschein auf den Kies und das Wasser des Kanals. Zoë ließ den Strahl ihrer Taschenlampe über den Boden wandern und fand, was sie erwartet hatte, ungefähr drei Schritte weiter.
Eine leichte Mulde zog sich quer über den Pfad. Vielleicht hatte eine darunter verlaufende Rohrleitung die Absenkung verursacht, vielleicht auch ein Fehler im Belag des Weges. Was immer der Grund war, es genügte, um schon bei leichtem Regen die einzeln verstreuten kleinen Pfützen zu einem großen See zu vereinen, um den man nicht herumgehen konnte: Man musste entweder hindurchplantschen oder mit Anlauf darüber hinwegspringen. Und wenn man gerade durch das Tor gekommen war, dachte sie und sah sich um, und sich die Schuhe mit Lehm beschmiert hatte, dann würde man die Gelegenheit wahrscheinlich nutzen, um diesen Lehm abzuspülen.
Wenn Lorne hier auf den Leinpfad gekommen war, hätte sie ihre Schuhe saubermachen können, aber als sie starb, waren sie noch mit Schlamm beschmiert gewesen. Vielleicht gab es noch einen Zugang zum Kanal, noch eine Stelle näher am Tatort, wo sie durch den Matsch gelaufen sein konnte. Zoë schlug ihre Kapuze hoch und ging los. Sie leuchtete auf den Boden und schwenkte den Lichtstrahl hin und her. Es war kälter geworden, und von den Wohnbooten, wo man die Türen geschlossen und die Holzöfen angezündet hatte, stieg hier und da Rauch auf. Das Geplapper der Fernseher und ihr flackerndes blaues Licht drang durch die Fenster heraus.
Zoë war ungefähr dreihundert Meter weit gekommen, als sie auf eine kleine Lücke zwischen den Bäumen links von ihr aufmerksam wurde. Es war ein winziger Pfad, kaum größer als der, den ein Dachs hinterlassen würde. Zoë folgte ihm. Er führte aufwärts, weg vom Leinpfad, und wieder hinunter in die Dunkelheit. Zoë schob Dornenzweige und Äste zur Seite und leuchtete in die kleine Lichtung hinab. Und sie lächelte. Schlamm. Und mittendrin zwei deutliche Schuhabdrücke. Auf den ersten Blick schienen sie genau zu Lornes lehmbeschmierten Ballerinas zu passen.
»Oh, Lorne«, sagte sie leise. »Du warst am Samstag überhaupt nicht shoppen. Du hast uns angelogen.«
23
Am nächsten Morgen weigerte Millie sich schlankweg, zur Schule zu gehen. Dort würde es sowieso wie verrückt zugehen, sagte sie, bei dem ganzen Gerede über Lorne und all den Spekulationen. Aber Sally wusste, dass es mehr mit dem Kerl im lila Jeep zu tun hatte, der da vor der Schule stand. Sie würde sie nicht zwingen, allerdings hatte sie auch nicht vor, ihre Tochter allein in Peppercorn zu lassen. Nicht nach dem vergangenen Abend. Sie rief Isabelle an, doch die hatte den ganzen Tag Meetings. Widerwillig wählte sie Julians Nummer, aber auch der musste den ganzen Tag arbeiten.
»Bitte, Mum«, flehte Millie. » Bitte . Zwing mich nicht, in die Schule zu gehen.«
Sie sah Millie lange an – und wusste sich keinen Rat. Entweder nahm sie ihre fünfzehnjährige Tochter mit ins Haus eines Pornoproduzenten, oder sie riskierte, dass sie einem Drogendealer und Kredithai in die Arme lief. Gott, was für ein Kuddelmuddel. Aber sie musste eine Entscheidung treffen.
»Du wirst vier Stunden hinten im Auto sitzen.«
»Das ist mir egal. Ich nehme ein Buch mit. Ich bin dir nicht im Weg.«
Sally seufzte. »Geh und mach dir ein Sandwich. Dann zieh dich an – und ich meine damit etwas Ordentliches. Kein Miniröckchen und eine richtige Bluse, kein durchsichtiges T-Shirt. Etwas Vernünftiges . Und nimm am besten
Weitere Kostenlose Bücher