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Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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drinnen. Als ob Millie ins Kissen weinte. Sie öffnete die Tür, ging auf Zehenspitzen hinein, setzte sich auf das Fußende des Bettes und legte eine Hand auf Millies Knöchel. »Millie?«
    Zuerst dachte sie, Millie habe sie nicht gehört, aber dann setzte das Mädchen sich auf. Sie warf ihrer Mutter die Arme um den Hals, drückte den Kopf an ihre Brust wie eine Ertrinkende und schluchzte herzzerreißend.
    »Was um alles in der Welt ist denn passiert?« Sally schob sie von sich, um ihr ins Gesicht zu sehen. »War er wieder da? Jake? Hast du ihn gesehen?«
    »Nein«, schluchzte Millie. »Nein, Mum. Ich halte das nicht mehr aus. Jetzt ist er ausgerechnet mit Sophie zusammen. Sie ist nicht mal besonders hübsch.«
    »Wer ist nicht mal …?« Sie dachte an Sophie, die mit verträumtem Blick hinten im Bus gesessen hatte, mit Peters Arm um die Schultern. Sie erinnerte sich, dass Isabelle gesagt hatte, Peter sei in Lorne verliebt gewesen und Millie sei darüber traurig. Alles drehte sich um ihn. Einerseits war sie verblüfft, dass ihre Tochter nicht an seinen blonden Haaren und seiner Größe vorbei in die Zukunft schauen und das rote Biergesicht des Vierzigjährigen sehen konnte, seinen Bauch und die Abende im Rugby-Club. Andererseits war sie erleichtert, weil das alles nichts mit Jake zu tun hatte. Oder mit Lorne.
    »Hey.« Sie drückte Millie einen Kuss auf den Scheitel und strich ihr das Haar glatt. »Du weißt doch, was ich dir immer gesagt habe. Es kommt nicht auf das Äußere an, sondern auf das Innere.«
    »Sei nicht blöd. Das ist doch Stuss. Niemand guckt auf das Innere. Das sagst du nur, weil du alt bist.«
    »Okay, okay.« Sie legte das Kinn auf Millies Kopf und schaute hinaus zu den Feldern und Bäumen und Wolken, die sich wie Burgen in den Himmel türmten, und sie versuchte, mit ihrer Erinnerung die Distanz zwischen fünfzehn und fünfunddreißig zu überbrücken. Wie eine Ewigkeit kam es ihr nicht vor, aber wenn sie sich an Millies Stelle versetzte und an ihre eigene Mutter dachte, wie sie vor zwanzig Jahren gewesen war, dann sah sie, wie ehrlich diese Bemerkung war. Sie ließ Millie weinen, bis ihre Bluse durchnässt war.
    Irgendwann wurde aus dem Schluchzen ein gelegentlicher Schluckauf, und Millie richtete sich auf. Sie schob die Unterlippe vor und wischte sich mit dem Ärmel die Nase ab. »Eigentlich kann ich ihn gar nicht leiden. Ehrlich. Ich mag ihn wirklich nicht.«
    »War es das? Ist das alles, was dich bedrückt?«
    »Alles?«, wiederholte Millie. »Ob das alles ist? Ist das nicht genug?«
    »Ich wollte nicht sagen, dass es nicht wichtig ist. Ich hab nur gedacht – du bist so unglücklich. So unausgeglichen.«
    Millie fröstelte. »Ja – es war einfach so ein verdammt grässlicher Tag. Alles lief schief. Es war einfach scheiße.«
    »Alles?«
    Millie nickte kläglich.
    »Was denn, zum Beispiel?«
    »Ich glaube nicht, dass du das wissen willst.«
    »Will ich aber.«
    Millie seufzte leidgeprüft, zog ihre Blusenärmel bis über die Finger herunter und umschlang dann die hochgezogenen Knie. »Okay. Aber ich hab dich gewarnt.«
    »Also?«
    »Ich hab Tante Zoë gesehen.«
    Sally öffnete den Mund, um zu antworten, bevor sie ganz begriffen hatte, was Millie da gesagt hatte. Als sie es tat, klappte sie den Mund wieder zu. Es war das Letzte, womit sie gerechnet hätte. Zoës Name war in diesem Haus seit Jahren nicht erwähnt worden. Seit vielen Jahren. In ihrem ganzen Leben war Millie ihr zweimal über den Weg gelaufen – einmal in der High Street, als Millie ungefähr fünf war. Da war Zoë stehen geblieben, hatte Millie angelächelt und gesagt: »Du musst Millie sein.« Dann hatte sie auf die Uhr geschaut und hinzugefügt: »Tja, ich muss weiter.« Beim zweiten Mal, zwei Jahre später, hatten die beiden Frauen einander nur zugenickt und waren weitergegangen. Danach war Sally stundenlang still gewesen. Heute träumte sie noch manchmal von Zoë und fragte sich, wie es wäre, sie wiederzusehen. Sanft strich sie Millie das Haar aus dem Gesicht. Ihr war nicht mal klar gewesen, dass ihre Tochter Zoës Namen kannte. »Du meinst, du – äh – du hast sie auf der Straße gesehen? Oder hast du mit ihr gesprochen?«
    »Wir waren bei ihr auf dem Polizeirevier. Der Schulleiter hat uns dafür den Vormittag freigegeben. Nial und Peter und Ralph hatten ihr etwas zu sagen.«
    »Ralph? Der Spanier?«
    »Er ist Halb spanier. Und er ist mit Lorne gegangen.«
    »Er ist mit ihr gegangen ?«
    »Ja, und er hat versucht, es

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