Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill
auf.«
»Ich hab auch so eins. Nach einer Woche werden die Aufzeichnungen überschrieben. Außer man löscht sie schon vorher.«
»Ja«, sagte David nüchtern. »Aber zum Löschen braucht man einen Code.«
»Ja. Einen Code.«
»Und den würde der Eigentümer des Systems regelmäßig ändern. So, wie er auch den Code an seinem Sicherheitstor ändert. Ich meine, nehmen wir mal an, es gibt jemanden, dem er mal vertraut hat. So sehr vertraut hat, dass er ihm – oder ihr – seinen Sicherheitscode verraten hat. Und nehmen wir an, zwischen diesen beiden Leuten kam es zu Differenzen, zu kleinen Streitigkeiten, die sie aber nicht ausbügeln konnten – na, da wäre der Eigentümer des Systems doch ein Idiot, wenn er die Codes nicht ändern würde, oder? Was sollte den Typen, der die Codes kennt, sonst daran hindern, ins Haus zu kommen und sich schlecht zu benehmen? Oder, Gott behüte, dem Eigentümer was Blödes anzutun?«
»Was Blödes.«
»Was Blödes.« Es war wieder still, und dann fragte David: »Was ist in der Tasche, Jake?«
Sally schloss für einen Moment die Augen, legte den Kopf in den Nacken und atmete langsam und lautlos ein, damit ihr Herz aufhörte, von innen gegen die Rippen zu hämmern. Als sie die Augen wieder öffnete, machte Jake seine Tasche auf, und alles im Haus war von einem unbestimmten silbrigen Glanz überzogen, als halte das Haus den Atem an. Sogar die große Uhr an der Wand des Wintergartens schien zu zögern; sie hielt den Zeiger still und wollte ihn nicht weiterklicken lassen.
Dann nahm Jake eine DVD aus der Tasche und legte sie auf den Tisch. David schaute sie schweigend an. Dann streckte er die Hand aus. »Und der Rest? Zeig mir, was noch in der Tasche ist.«
»Nichts weiter. Nur noch mehr davon.«
David nickte. »Ja, klar. Lass es mich sehen.«
Jake hielt ihm die Tasche entgegen. David nahm sie, schüttelte sie, spähte hinein. Schob die Hände hinein und wühlte darin herum. Hob den Kopf und sah Jake verwundert an, als habe er immer noch den Verdacht, dass hier etwas Heimtückisches geplant war. Jake zuckte die Achseln. »Was ist? Was ist denn jetzt?«
David funkelte ihn misstrauisch an und gab ihm die Tasche zurück. Sally atmete langsam aus. Das Herz in ihrer Brust hüpfte immer noch herum wie ein Gummiball.
» DVD s? Was ist das?«
»Mein neuestes Unternehmen.« Jake rutschte auf seinem Stuhl nach vorn und war plötzlich voller Begeisterung. »Jake the Peg hat jede Stadt in Großbritannien abgeklappert. Im Ausland drehen konnte ich mir nicht leisten, also musste ich mir hier was Billiges suchen, und ich dachte, hey, wie wär’s, wenn Jake the Peg das Alphabet macht?«
»Das Alphabet?«
»Mädchen, deren Namen mit den Buchstaben des Alphabets anfangen. Alle von A bis Z. Sie tragen den Buchstaben hier auf ihrem Outfit.« Er legte eine Hand auf den Bauch. »Ich hab mir so ein Bustier besorgt und den Buchstaben A draufsticken lassen. A für Amber. B für Brittany. C für Cindi. Wir sind jetzt bei F für Faith. Ihr wirklicher Name war Victoria. Aber sagenhafte Hupen. Die Sorte, die sie in den Staaten gern haben.«
»Du hast ein rührendes Vertrauen zu deinem Publikum, Boyo, wenn du glaubst, die kennen das Alphabet.«
»Wenn ich den Buchstaben hinten auf die Verpackung mache, ist es ein Box Set – eine Sammlung. Echte Fans werden die komplette Sammlung, von A bis Z, im Regal haben wollen.«
David drehte eine der DVD s um und betrachtete den Rücken. »Sehr kreativ. Aber das sagt man ja von euch Typen. Ihr habt ein Händchen für Farben, Tapeten, Vorhänge, Sofakissen, so was.«
»Ich brauche ein bisschen Startkapital.«
»Von mir? Tja, ich würde nicht Nein sagen, mein alter Freund, aber es heißt, Bukkake verkauft sich nicht mehr. Wusstest du das? Anscheinend schauen sich immer mehr Frauen Pornos an. Und anscheinend geht denen keiner ab, wenn sie sehen, wie irgendeine Schlampe von zwanzig Männern vollgewichst wird. Der Himmel weiß, warum. Mir ist das ein Rätsel, aber in letzter Zeit macht das Wort ›erniedrigend‹ die Runde.«
Sally massierte sich die Schläfen. Für das, was sie da auf dem Video gesehen hatte, gab es also einen Namen. Bukkake. Irgendwie war das noch schlimmer. Dass es ein Wort dafür gab, machte es umso realer. Sie konnte nicht mehr so tun, als hätte sie es geträumt.
»Vielleicht könntest du es auch auf dem Schwulenmarkt verscherbeln – das könnte eine Nische sein. Ich meine, ich hab ja nie kapiert, wieso ein gesunder Mann aus Fleisch und
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