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Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill

Titel: Atem - Hayder, M: Atem - Hanging Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Hayder
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»Hast du noch nicht genau verstanden, was ›verpiss dich‹ bedeutet?«
    In einer Aufwallung von Trotz bückte Jake sich, raffte eine Handvoll Kies auf und bewarf ihn damit. Bevor David reagieren konnte, war er im Jeep und donnerte die Zufahrt hinunter, und das automatische Tor schwang auf, um ihn durchzulassen. Dann war Jake weg. Sein Jeep flirrte wie ein Schmetterling über das Sträßchen, das sich zur Hauptstraße hinunterschlängelte.
    David kam schwerfällig ins Haus zurück, und sofort sah er Sally, die sich wieder in den Wintergarten verdrücken wollte.
    »Was glotzt du?« Er sah sich um, als sei da vielleicht noch jemand im Hausflur, der sie dazu brachte, die Augen aufzureißen. »Was denn? Mir ist der Kragen geplatzt. Fang bloß nicht an zu heulen, Prinzesschen – wenn du nicht mit deinen Fotzenfingern in meinen Privatangelegenheiten rumgewühlt hättest, wäre ich gar nicht so stinkig geworden.«
    Sally stierte ihn sprachlos an. Ihr Gesicht glühte. Sie dachte an das Mädchen in dem Video, das angekettet auf dem Boden gelegen hatte.
    »Was ?« Aggressiv schob er das Kinn vor. »Komm mir nicht mit diesem überlegenen Blick, Bitch . Den hab ich bis hier. Du stehst in meinem Haus und verurteilst mich? Na, da gibt’s eine ganz einfache Lösung. Du verpisst dich. Wenn dir was nicht passt, verpiss dich einfach.«
    Sie schwieg noch einen Moment lang. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und ging auf den Hauswirtschaftsraum zu. »Dreckschwein«, murmelte sie.
    »Wie bitte?«
    Sie schüttelte den Kopf und ging weiter.
    »Dafür wirst du dich entschuldigen«, schrie er ihr nach. »Du wirst dich verdammt noch mal entschuldigen.«
    Sie war an der Tür des Hauswirtschaftsraums. Gottlob ging sie mühelos auf, und sie war draußen in der Sonne. Ihre Tasche hatte sie über die Schulter geworfen und ihre Jacke in die Putzsachen gestopft. Sie zitterte, aber sie rannte nicht, sie ging nur schnell und entschlossenen Schrittes, mit hocherhobenem Kopf und geradem Rücken, und stöberte dabei mit einer Hand in ihrer Tasche nach dem Autoschlüssel. Sie hörte ihn hinter sich. Auch er rannte nicht. Doch er hielt mit ihr Schritt.
    »Ich habe gesagt, entschuldige dich. Na los. Pass auf, ich mach’s dir leicht, ich gebe dir den Text. ›Es tut mir wirklich leid, David, dass ich Sie ein Dreckschwein genannt habe. Es tut mir leid.‹ Sag’s schon, und es ist vorbei.«
    Als sie unten am Weg angekommen war und die kleine Pforte öffnete, schien der Autoschlüssel plötzlich in ihre Hand zu springen. Danke danke danke, dachte sie, und sie zog ihn heraus und zielte damit auf das Auto. Die Schließanlage piepte, die Türen entriegelten sich mit zufriedenstellendem klunk , und die Blinker leuchteten auf. Vom Parkplatz bis zum Tor waren es nur wenige Meter. Wenn sie erst im Wagen säße, wäre sie in Sicherheit.
    Aber auf dem Kies holte David sie ein. »Scheiße, du bist wirklich die Krönung, Sally.« Er rannte ein paar Schritte, sodass er vor ihr war. Er wollte, dass sie ihn ansah. »Eine so gnadenlos dämliche Fotze hab ich wirklich noch nie gesehen.«
    Sie drängte sich an ihm vorbei, riss die Wagentür auf und warf Jacke und Tasche auf den Beifahrersitz. Dann schlängelte sie sich nach hinten, ohne ihm ins Gesicht zu sehen, öffnete den Kofferraum und ließ ihre Putzsachen hineinfallen. Als sie sich aufrichtete, tauchte er hinter ihr auf und schlug sie so heftig auf den Hinterkopf, dass ihr Gesicht nach vorn flog und mit der Wange an den offenen Kofferraumdeckel stieß. In würdelosem Zappeln taumelte sie zur Seite, aber bevor sie Luft schnappen und sich umdrehen konnte, war er bereits hinter ihr, packte sie von hinten an der Gurgel und drückte sie mit dem Gesicht in den Kofferraum.
    »Du wirst dich verdammt noch mal entschuldigen . Wofür hältst du mich, he?« Er schüttelte sie gewaltsam. » Entschuldige dich sofort .«
    Sie krallte die Finger in seine Hände und spürte den Druck des Blutes, das in ihr Gehirn drängte. Ihre Arme kribbelten, und ein statisches Rauschen knisterte in ihren Ohren. Das war Wahnsinn. So etwas konnte nicht passieren.
    » Verfluchte Scheiße , ich sollte dich hier und jetzt abmurksen, Bitch . Du nimmst mein verschissenes Geld und verurteilst mich gleichzeitig?« Er schüttelte sie, und sein ganzer Körper drückte sich flach auf ihren Rücken. »Ich sollte dir den Kopf abreißen und dir in den Hals scheißen. Ich dachte, Jake ist schlimm.«
    Sie konnte nicht schlucken. Sie hatte Blut im Mund, weil sie

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