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Atemlos

Titel: Atemlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bagley Desmond
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nichts ein, also nahm ich den Koffer und verließ das Schlafzimmer. Unten, in meinem Arbeitszimmer, schloß ich den Schreibtisch auf. Als ich meinen Paß an mich nahm, sah ich sie an der Tür stehen. »Du kannst mich doch nicht einfach sitzenlassen«, sagte sie verzweifelt.
    Ich sah sie an. »Hau um Himmels willen ab und zieh dir endlich was an«, sagte ich. »Sonst stirbst du noch an Lungenentzündung.«
    Während ich mir den Paß und ein paar andere Papiere in die Tasche steckte und zur Haustüre ging, stapfte sie wie belämmert die Treppe hoch. An der Haustüre hörte ich sie noch schreien: »Komm doch zurück, Max!«
    Ich machte die Tür sehr leise zu und schloß damit auch eine Epoche meines Lebens ab. Sic transit Gloria mundi. Als Wortspiel nicht besonders geistvoll. Aber es stimmte.

9. Kapitel
    Wenn ich Gloria nicht verlassen hätte, wäre ich wohl kaum weiter in den Fall Billson eingestiegen. Als Sicherheitsrisiko war Billson nicht mehr einzustufen, eigentlich war es nur ein Halbirrer auf dem Ahnenverehrungstrip. Und das ging eigentlich niemanden etwas an, außer ihn selbst und allenfalls noch Alix Aarvik. Aber ich hatte nun einmal Gloria verlassen, und das versetzte mich in eine unübersichtliche Lage. Es war ja bereits ausgemacht, daß ich in die Ferien fuhr, teils zu meinem eigenen Wohl, und teils, um Jack Ellis freie Bahn zu lassen. Das Dumme war nur, daß ich mich einfach nicht als Urlauber fühlen wollte. Ich sah mich jedenfalls nicht, wie Charlie vorgeschlagen hatte, als Sonnenanbeter am Strand von Montego Bay liegen. Und für kribbelige Hände findet der Teufel alleweil Beschäftigung.
    Außerdem, der Überfall steckte mir noch in den Knochen, und wenn auch sonst niemand und nichts Rache schrie – meine Unternehmerehre stand auf dem Spiel.
    Also ließ ich Jack Ellis in meinem Klub antanzen. Ellis war vor vier Jahren zu uns gestoßen. Er war clever und lernbegierig. Er war noch jung, aber das störte mich nicht: Napoleon war auch erst sechsundzwanzig, als er schon General wurde und in Italien den Österreichern die Hucke vollschlug. Jack Ellis war siebenundzwanzig, das mochte bei Verhandlungen mit spießigen Konzernchefs hinderlich sein, doch diesen Mangel würde die Zeit schon heilen. Einstweilen war er tüchtig in seinem Job und wurde immer tüchtiger.
    Ich zog mich mit ihm ins Kartenspiel-Zimmer zurück, das nachmittags immer unbesetzt war. Eine Weile sprachen wir übers Geschäft, dann brachte ich ihn in der Billson-Sache aufs laufende. Er fand auch, wie alle anderen, die Affäre reichlich rätselhaft.
    »Jack«, sagte ich, »ich möchte, daß Sie Billson finden.«
    Er schaute mich etwas altmodisch an. »Aber das ist doch nicht mehr unser Bier. Abgesehen davon, daß die Wensley-Leute ihren Laden selber schmeißen wollen, liegt gegen Billson nichts vor.«
    Ich sagte: »Als wir unser Unternehmen aufzogen, legten wir ein paar Spielregeln fest. Erinnern Sie sich an Westlake, unseren Wachmann bei der Firma Clennel?«
    Ellis machte ein ernstes Gesicht. »Ich erinnere mich. Das passierte kurz, nachdem ich bei Ihnen eingetreten war. Ein Schuß ins Bein bei einem Lohngeld-Raub. Das Bein mußte amputiert werden.«
    »Aber erinnern Sie sich auch, was mit dem Mann passierte, der Westlake ins Bein geschossen hatte? Wir erwischten ihn vor den Bullen. Wir händigten ihn wohlbehalten der Polizei aus, obwohl ich ihm liebend gern das Bein gebrochen hätte, und wir sorgten auch dafür, daß das überall bekannt wurde. Und das ist unsere Spielregel Nummer eins, Jack – wir erledigen unsere Sachen selbst. Wenn ein schießwütiger Bandit sich mit unseren Leuten anlegt, dann weiß er genau, daß er nicht nur von den Bullen, sondern auch von uns gejagt wird. Um den berühmten Werbespruch eines Autoverleihers zu übernehmen: Wir versuchen es härter. Klar?«
    Er lächelte schwach und nickte. »In unserer Branche kann es gar nicht anders sein«, bestätigte er.
    »Zwar sehen das die Polizeichefs nicht sehr gern«, sagte ich. »Die haben etwas gegen Privatarmeen. Aber mit den Polizisten in den mittleren Rängen kommen wir ganz gut zurecht. Wie auch immer – ein Angehöriger der Firma ›Stafford-Sicherheits-Beratungs-GmbH‹ ist überfallen worden, und die Tatsache, daß es sich um den Boß persönlich handelt, ändert nichts am Prinzip. Ich bin nicht auf persönliche Rache aus, aber diese Kerle will ich leiden sehen.«
    »Okay – aber Billson!«
    »Es muß irgendwie mit ihm zusammenhängen. Also schaffen Sie ihn

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