Atemlose Leidenschaft in deinen Armen
„Das Kribbeln, das Inferno. Na, sicher haben wir das gespürt. Als wir uns zum ersten Mal berührt haben.“ Als er Primos misstrauischen Blick sah, ergänzte er: „Auf Arianas Hochzeit.“
„Was, so lange ist das schon her?“, fragte Primo entgeistert. „Wie kann das angehen? Warum hast du nicht gleich die Initiative ergriffen?“
„Eine sehr gute Frage“, merkte Gianna triumphierend an. „Also kann es gar nicht das Inferno sein. Sonst hätte er nicht so lange wegbleiben können. Anderthalb Jahre, man stelle sich das mal vor!“
„Du weißt ganz genau, warum ich so lange weggeblieben bin“, erwiderte Constantine gereizt. „Ich hatte keine Wahl.“
„Natürlich hattest du eine Wahl“, widersprach sie. „Es war deine Entscheidung, nach Italien abzureisen und so lange dort zu bleiben.“
Wut stieg in ihm hoch. „Blödsinn. Ich konnte dir nichts bieten. Außer meinem Namen vielleicht.“
„Das wäre für mich mehr als genug gewesen. Ach, Quatsch, nicht mal den hätte ich gebraucht.“
„Vom Geld meiner Frau zu leben und ihr im Gegenzug rein gar nichts bieten zu können … das hätte mich entehrt“, schoss er zurück. „In den letzten neunzehn Monaten habe ich Tag und Nacht geschuftet, um mein Geschäft aufzubauen. Und ich habe es geschafft. Jetzt bin ich erfolgreich genug, um hierherzuziehen. Habe ich dich gebeten, zu mir nach Italien zu kommen? Nein. Weil ich weiß, wie viel deine Familie dir bedeutet. Stattdessen habe ich mein Unternehmen nach San Francisco verlegt, damit wir zusammen sein können, ohne dass du auf deine Familie verzichten musst. Und was erzählst du mir, als ich zurück bin?“ Er hob die Stimme. „Dass du die Sache mit mir hinter dir gelassen hast. Hinter dir gelassen!“
„Es war doch schließlich fast zwei Jahre her“, protestierte sie. „Wie lange hätte ich denn deiner Meinung nach warten sollen? Bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag?“
Er nahm ihren Einwand nicht einmal zur Kenntnis. „Du hast mich hinter dir gelassen, um dich diesem Bastard d’Angelo an den Hals zu werfen. Einem skrupellosen Menschen, einem Mann ohne Ehre. Einem Typen, der dich unter Drogen gesetzt hat, um dich zur Hochzeit zu zwingen.“
„Dem hätte ich das Gleiche erzählt wie dir. Ich lasse mich nicht zu einer Heirat zwingen. Von niemandem, aus keinem Grund der Welt.“
„Das verstehe ich nicht. Wenn du mich nicht heiraten willst, was willst du dann von mir, Gianna? Warum bin ich hier? Habe ich mich die vergangenen neunzehn Monate ganz umsonst abgeschuftet?“
Eine gute Frage. Was wollte sie eigentlich von ihm? Aus dem Augenwinkel beobachtete sie ihren Großvater, der die Auseinandersetzung genüsslich lächelnd verfolgte. Ja, tatsächlich, er schien sich zu amüsieren! Manchmal konnte ihre Familie sie wirklich in den Wahnsinn treiben. Unsicher blickte sie Constantine an. „Du … du würdest mich also heiraten wollen …?“
„Ja, um Himmels willen, warum bin ich denn zurückgekommen? Warum höre ich mir all diese Verrücktheiten an, statt dich mit ins Bett zu nehmen und dich eine Woche lang so gründlich zu kompromittieren, dass du gar keine andere Wahl hast, als mich zu heiraten?“
Sie lief puterrot an. Angesichts dieser losen Sprüche wagte sie nicht, zu ihrem Großvater hinzusehen, obwohl sie ein unterdrücktes Lachen zu hören glaubte. „Schon gut, das reicht jetzt aber wirklich. Wenn es dir mit unserer Beziehung ernst ist, wirst du dich auf die normale Art und Weise um mich bemühen müssen. Die altmodische Art und Weise.“
„Was soll das denn jetzt heißen? Wovon redest du?“
„Miteinander ausgehen, Constantine“, erklärte sie geduldig. „Essen gehen, ins Kino, sich richtig kennenlernen. In Erfahrung bringen, was der andere mag und nicht mag. Antesten, ob wir zusammenpassen.“ Sie hielt ihm die Handflächen entgegen, deren Kribbeln ein Zeichen für das Inferno war. „Das hier ist noch keine Garantie auf ein immerwährendes Glück. Das weiß ich definitiv.“
Eine beängstigende Stille trat ein.
„Was? Woher willst du das so sicher wissen, chiacchierona? “, fragte Primo entgeistert.
O nein, das jetzt nicht auch noch! Darüber wollte sie nicht reden. Das Geheimnis offenbaren, das sie seit ihrem dreizehnten Geburtstag hütete. Ihre gesamte Familie glaubte steif und fest an das Inferno, war sich sicher, dass es für immer und ewig anhalten würde. Diesen Glauben, dieses Vertrauen, auf das eine ganze Familientradition aufgebaut war, konnte und wollte sie ihnen
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