Atevi 2 - Eroberer
Druckbehältern, die sich hier unten füllen ließen. Oder von Pflanzen, die eigens dafür gezüchtet werden. Aber in solchen Dingen kenne ich mich nicht besonders gut aus. Ich bin lediglich Dolmetscher und kein Ingenieur. Es wäre jetzt, da die Restriktionen gelockert werden, durchaus möglich, daß ich Ihnen Pläne zeige, wenn Sie’s wünschen.«
»Und was wissen Sie über dieses Schiff?« fragte sie. Wohl nicht bloß aus reinen Neugier.
Bren war auf der Hut. »So gut wie nichts, Daja-ma. Aber es wäre in der Tat wichtig zu wissen, wie es zum Beispiel angetrieben wird, damit wir in der Lage sind, ein ähnliches Schiff zu bauen.«
»Können Sie mehr darüber in Erfahrung bringen?« fragte Tabini. »Werden die Fremden mit Informationen herausrücken?«
»Ich hoffe es und verspreche, daß ich mich dafür einsetzen werde.«
»Wir sind gespannt«, sagte Damiri.
»Daja-ma, technologisch war Mospheira bislang immer einen Schritt weiter als die Atevi. Von nun an werden wir, Menschen und Atevi, Seite an Seite gehen, einer gemeinsamen Zukunft entgegen. Dafür mache ich mich stark.«
»Was das Schiff hier will, was man mit der Inbetriebnahme der Raumstation bezweckt, darüber ist bis jetzt kein Wort gefallen, oder?« fragte Tabini.
»Ich kann nur Vermutungen anstellen«, antwortete Bren. »Der Besatzung geht es wohl vor allen Dingen um das Schiff und um Exkursionen im All; am Planeten ist sie nicht interessiert. Was sie auch unternimmt, ich glaube, es dient in erster Linie der ureigenen Absicht, das Schiff in Schuß zu halten.«
Damiri fragte: »Haben sie die Macht zu nehmen, was sie brauchen?«
»Damit ist zu rechnen, Daja-ma«, antwortete Bren. »Ich weiß zwar nicht, worauf sie es abgesehen haben, kann mir aber nicht vorstellen, daß sie so plump sind und wie Bankräuber zu Werke gehen. Es ist wohl auszuschließen, daß sie Rohstoffe zu erbeuten versuchen, denn die könnten sie aus eigener Kraft nicht weiterverarbeiten.«
»Was könnten die also hier wollen, Nadi?«
Seine Gastgeberin hatte noch nie die Höflichkeit gehabt, ihn bei seinem Titel anzureden, und in ihrer Stimme klang stets ein anmaßender Ton an. Bren warf einen irritierten Blick auf Tabini, doch der winkte mit der Hand ab und gab ihm damit zu verstehen, daß er sich in Geduld fassen möge.
»Ich glaube, sie wollen die Station wieder flottmachen.«
»Warum?«
»Wer weiß?«
»Also bitte, spielen Sie doch nicht den Ahnungslosen«, ereiferte sich Damiri.
»Bren-ji.« Tabini mahnte Bedachtsamkeit an.
»Daja-ma, ich möchte nicht unbewiesene Behauptungen in die Welt setzen. Aber bitte, ich ahne etwas, und zwar, daß die Besatzung des Schiffes Mospheiraner für sich arbeiten lassen will, gleichzeitig aber davor zurückscheut, mit Atevi in Kontakt zu treten. Wenn dem so wäre, könnte es dazu kommen, daß gewisse Kreise auf Mospheira an Macht und Einfluß gewinnen und die durch den Vertrag austarierte Balance stören. Einer solchen Entwicklung würde ich mich entschieden widersetzen. Darum plädiere ich dafür, daß die Atevi ihrerseits aktiv werden und Kontakt aufzunehmen versuchen.«
»Der Paidhi spricht im Interesse der Menschen.«
»Ja, Daja-ma. Die überwiegende Mehrheit der Mospheiraner will sich nicht von Fremden aus dem All dreinreden lassen. Sie hält fest an ihrer Selbstbestimmung und der natürlich gewachsenen Partnerschaft zu den Atevi. Beides aber droht verlorenzugehen, wenn sich jene Minderheit durchsetzen sollte, die davon träumt, an die Zeit vor zweihundert Jahren wieder anknüpfen zu können. Um auf Ihre kluge Frage von vorhin zurückzukommen, Nai-ma: Ich glaube nicht, daß die Schiffsbesatzung die Absicht hat, Gewalt anzuwenden. Es scheint ihr nur darum zu gehen, die Station in Besitz zu nehmen, und das auf möglichst billige Weise, nämlich unter Ausklammerung einer atevischen Beteiligung. Das müssen wir verhindern, und es wird uns gelingen, da wir alle Trümpfe in der Hand halten.«
»Bren-ji meint, daß die Regierung Mospheiras nicht entscheidungskräftig genug ist.«
»Ist das so?« Damiri richtete ihre goldenen Augen auf Tabini und blickte dann wieder zurück auf Bren. »Also kein Partner, auf den wir uns verlassen könnten.«
»Daja-ma«, entgegnete Bren. »Die Mospheiraner stehen seit alters her geschlossen in Gegnerschaft zur Besatzung des Schiffes. Diejenigen, die eine andere Haltung an den Tag legen, fielen kaum ins Gewicht. Ich fürchte allerdings, daß sie jetzt mehr von sich reden machen, daß es erstmalig zu
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