Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atevi 3 - Erbe

Atevi 3 - Erbe

Titel: Atevi 3 - Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
über Nacht in ein schützendes Zelt würde verkriechen können. Die synthetischen Zeltwände flatterten, und durch einen gelbroten Himmel flogen graue Wolken in Fetzen dahin. »Jason-Paidhi«, sagte Ilisidi. »Wie geht es Ihnen?« »Danke, gut, nand’ Aiji-Mutter.« Jason verbeugte sich artig.
    »Und wie geht es Ihnen, Sohn von Dur-wajran?«
    »Bestens, nand’ Aiji-Mutter.«
    »Und was sagen Sie, nand’ Paidhi?«
    »Ich bin neugierig zu erfahren, weshalb Sie uns hierher geführt haben, nand’ Aiji-Mutter.«
    »Aha. Neugierig. Was glauben Sie denn, weshalb wir hier sind, abgesehen davon, daß ich den Mecheiti saftiges Gras und uns frische Meeresluft bieten wollte?«
    Bren klopfte auf den Busch. »Um Mogari-nai zu ärgern.«
    Die Aiji-Mutter kicherte in sich hinein, wobei ihre Schultern auf und ab hüpften. »Die sogenannte Bodenstation. Diese häßliche große Schüssel. Eine Zumutung für das Auge.«
    »Eine Schande, daß man sie ausgerechnet in eine so reizvolle Landschaft gesetzt hat. Aber welche Stelle wäre zur Beobachtung Mospheiras geeigneter?«
    Sie hockten im Schneidersitz auf dem Boden, der kühl und feucht war. Und aßen Fischbrote.
    »Finden Sie?« entgegnete Ilisidi, und er hatte den Eindruck, daß diese Bemerkung nicht einfach so dahergesagt war. »Ich will Ihnen etwas verraten, Nadiin. Bevor die Aijiin in Shejidan residierten, bevor es hier auch nur eine Ahnung von den Menschen gab, bevor Atevi ihre dummen, qualmenden Maschinen bauten, um auf Schienen darin über Land zu rollen – zum Schrecken aller Tiere –, lange bevor es diesen Schandfleck von Bodenstation gab und Menschen an Blütenblättern auf und niedergesegelt kamen, wütete in dieser Gegend hier ein grausamer Krieg.« Ilisidi hielt ihren Becher in die Höhe, um sich von einem Bediensteten Tee nachsehenden zu lassen. »Wo wir sitzen, ist damals viel Blut geflossen. Und wissen Sie warum, Rejiri von Dur?«
    »Auf der Insel Dur herrschte die abtrünnige Sippe der Gan, die mit ihren Schiffen die Küste befuhren, denen, die dort lebten, Gold und Getreide abpreßten, und alle töteten, die sich ihnen widersetzten. Dann aber schlossen sich die Aiji mehrerer Ortschaften zusammen und zogen unter der Führung des Aiji von Wiigin in den Krieg, um die Gan zu vernichten – und unser Haus als Machthaber über die Insel einzusetzen.«
    »Wiigin«, raunte die Aiji-Mutter und zeigte mit dem Finger in die Richtung, »dieses Nest von Verschwörern mit ihrem verräterischen Lotsenturm.«
    »Wir aber«, beeilte sich der Junge hinzuzufügen, »stehen jetzt auf selten der Barjidi.«
    »›Jetzt‹ soll wohl heißen: seit zweihundert Jahren, nicht wahr?«
    »Ja, nand’ Aiji-Mutter. Seit dem großen Krieg«, antwortete Rejiri leise und verunsichert durch Ilisidis Einwurf.
    »Die Blütenblätter rieselten auf Mospheira nieder«, erinnerte Ilisidi. »Die rollenden Maschinen wühlten das Land der Gan auf, und dem Barjida-Aiji kam gelegen, daß auch dieser letzte Stützpunkt seiner Feinde fiel. Nicht Hände aus Fleisch und Blut haben die alten Großmuttersteine umgestoßen, sondern jene stinkenden Maschinen. Maschinen brachten die Abtrünnigen zu Fall.«
    »Ja«, bestätigte Rejiri. »Und die Bewohner von Mospheira zogen weg von ihrer Insel und ließen sich an dieser Küste nieder.«
    »Töricht, wie sie waren, sahen die Lords der Gan in den Menschen Abkömmlinge des Mondes und versuchten mit ihnen auszukommen. Doch das gab den Gan den Rest, nicht wahr, nand’ Paidhi?«
    Bren hütete sich, mit Ilisidi über die damaligen Ereignisse in ein Streitgespräch zu treten. Die hier an der Küste lebenden Atevi waren den Menschen gegenüber nach wie vor übel gesinnt, und das aus gutem Grund: viele ihrer Vorfahren waren vor den Menschen von Mospheira geflohen; weitere gingen fort, nachdem der große Krieg die Insel verwüstet hatte; und die letzten räumten das Feld, als im Vertrag von Mospheira die große, einst blühende Insel den Menschen zugesprochen worden war.
    »Wir haben uns gegenseitig großes Leid zugefügt, nand’ Aiji-Mutter.« Ein Windstoß zerzauste ihm das Haar.
    »Nur gut, daß wir die Nacht in Zelten verbringen können«, meinte Ilisidi. »Es sieht nach schlechtem Wetter aus. Nun, was würden Sie unserem Gast aus Dur über die Menschen sagen? Daß er sie fürchten sollte?«
    »Ja, nand’ Aiji-Mutter. Zumindest sollte man auf der Hut vor ihnen sein.«
    »Kann man mit allen Menschen auf der Insel vernünftig reden?«
    »Mit einigen ja, nand’

Weitere Kostenlose Bücher