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Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Titel: Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Ich folgte ihm mit meinen Blicken. Als er an meinem Tisch angelangt war, schaute er mir ins Gesicht. Ich blickte mit einem distanzierten Lächeln zurück.
    Sein Gesicht war merkwürdig. Die Haut war lindgrün, sehr faltig und zerfurcht. Gleichzeitig schien sie durchsichtig. Ich sah, wie sich schattige Flecken hinter der Haut bewegten, die manchmal größer wurden, manchmal kleiner, so, als würden sie sich der Oberfläche des Gesichtes nähern, dann wieder in die Tiefe des Kopfes abtauchen.
    Die schmalen Augen standen schräg. Aus den Schlitzen glimmerte es silbern. Die rubinroten Haare hatte er zu Stoppeln kurz geschnitten.
    Er wirkte fremdartig, und ich war sicher, noch nie einem Wesen dieser Spezies begegnet zu sein.
    »Sie erlauben dem Hökerer, Ihnen ein Angebot zu machen, Prospektor?«, fragte er mit einem Blick auf die Buttons am Brustteil des Overalls. Sein Interkosmo klang melodisch, ein Singsang, mit einem noch nie gehörten Akzent.
    Ich zuckte mit der Achsel. »Solange meine Verabredung nicht eingetroffen ist. Ich bin aber nicht in Kauflaune«, warnte ich ihn.
    Der Alte setzte die Kiepe ächzend ab und wies mit der Hand auf den freien Stuhl. »Ist es dem Hökerer gestattet?«
    »Bitte.«
    Er setzte sich. »Sie trinken Vurguzz? Barbarisches Zeug.«
    »Es ist gesund. Es wird aus Vurga-Beeren gebrannt, denen man eine lebensverlängernde Wirkung nachgesagt«, erklärte ich ihm.
    Der Hökerer lachte ein stilles Lachen. »Lebensverlängernde Wirkung? Haben wir das nötig?«
    »Wer würde nicht gern länger leben?«
    »Länger als – was?«
    Ich hob die Schultern: »Nun, länger als – kürzer.«
    Er griff unter das Tuch, mit dem seine Kiepe oben verhüllt war, und tastete im Tragekorb herum. Aus der Nähe wirkte die Kiepe tatsächlich wie aus Weidenruten oder anderem, pflanzlichem Material geflochten. Dann beförderte er etwas hervor und legte es auf den Tisch – ein leichtes, längliches, weißes Stäbchen.
    »Das ist ein Strohhalm. Ich kann Ihnen einen guten Preis machen.«
    »Wenn ich dafür kein Vermögen ausgeben muss«, lachte ich.
    »Oh, der Hökerer handelt nicht für Geld. Er tauscht.«
    »Und was müsste ich dafür hergeben?«
    »Probieren Sie, und sagen Sie mir, was er wert ist!« Er reichte mir den Strohhalm. Ich steckte ihn in den Hals der Karaffe und trank.
    Es schmeckte so absonderlich, dass ich den Geschmack nicht erkannte – obwohl er mir nicht unvertraut war: süß, danach scharf, von angenehmer Bitterkeit –
    gepfefferter Kakao , kam mir der Logiksektor zur Hilfe. Wie ihn die Inka tranken.
    »Na?«, fragte der Hökerer.
    Ich nickte. »Es schmeckt nach Kakao«.
    »Das liegt daran, dass es, nachdem es den Halm passiert hat, Kakao ist ! Schließlich soll es Ihre Geschmacksnerven nicht täuschen, sondern mit vollster Zufriedenheit erfüllen. Alles echt!«
    »Interessante kleine Spielerei.« Ich zog den Halm aus dem Vurguzz. »Kann er noch etwas?«
    »Oh, allerlei: Er filtert Gift heraus, reduziert die Wirksamkeit psychotroper Drogen, er verwandelt sogar Sand in ein erfrischendes Getränk, das nicht dick macht, und« – er beugte sich vor und zwinkerte verschwörerisch mit einem Auge – »es stärkt die Manneskraft!«
    »Wunderbar, dann sollten Sie es behalten.« Ich reichte ihm den Halm zurück und fragte »Ara-Technologie?«
    »Dautoryo-Zeug«, antwortete er.
    »Dautoryo? Wer oder was ist das?«
    »Oh, die Dautoryo«, murmelte der Hökerer und richtete sich mühsam auf Er hob die Kiepe, führte den einen Arm durch die Schlaufe und manövrierte so lange mit dem anderen Arm, bis die Kiepe halbwegs saß. Anschließend rückte er den Tragekorb mit einer rollenden Bewegung des Oberkörpers zurecht. Er machte eine vage, weit ausholende Geste mit der Hand. »Sie wohnen ein wenig – außerhalb, die Dautoryo.«
    »Außerhalb von Orbana? Oder von Lepso?«
    Der Hökerer kicherte: »Noch ein wenig weiter draußen, wenn ich mich recht entsinne. Außerhalb der Reichweite von Explorerschiffen. Ziemlich weit außerhalb. Irgendwie … am Rand. « Für die Explorerschiffe des Solaren Imperiums waren die Magellanschen Wolken, war auch Andromeda keineswegs außer Reichweite. Er prahlt , urteilte mein Logiksektor.
    Wenn mich mein Instinkt nicht täuscht, tut er das nicht , gab ich zurück und lächelte den Hökerer an: »Und dort sind Sie schon gewesen, an diesem Rand ?«
    »Ach ja«, sagte er und ächzte ein wenig, »man kommt schon ein bisschen herum im Lauf der Zeit.«
    Er reichte mir die Hand – eine

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