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Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher

Titel: Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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oberhalb der Skyline lag. »Das ist das Tannhäuser Tor.«
    Das Gebilde schimmerte golden, vielleicht künstlich hergestelltes Syntho-Gold. Aber es hätte mich auch nicht gewundert, wenn es reines und natürliches Gold gewesen wäre. Schließlich waren wir auf Lepso.
    »Hübsch.«
    »Warten Sie, bis wir es passiert haben!«
    Der Gleiter zuckelte mit knapp unter zweihundert Kilometern pro Stunde dahin. Einige Kilometer vor dem Tannhäuser Tor glaubte ich, ein Raunen zu hören, das sich rasch zu einem Getöse steigerte, einer unfassbaren Kakophonie, in der melodische Phrasen herumwirbelten wie Trümmerstücke nach der Explosion. In einem Sekundenbruchteil hatten wir das Tor passiert. Ich bäumte mich unter dem akustischen Eindruck auf, der mir den Atem nahm. Es war, als hätten mir einige Millionen boshafter Engel ihr Halleluja ins Ohr gebrüllt.
    »Was war denn das?«, stöhnte ich auf.
    »Das waren sämtliche Werke eines gewissen Richard Wagner, psycho-synchronisiert und auf eine viertel Sekunde gerafft. Irre, oder?«
    A Schnittke lachte auf.
    Ich musste ihm Recht geben.
    Vor und unter uns tauchte das Gewirr der Altstadt von Orbana auf, ein tausendfach verästeltes, sinnverwirrendes Labyrinth, in dem zurechtzufinden man hier und da Lotsen brauchte. Denn hin und wieder wurden die positronischen Kennungen der Stadtteilbezirke und der Straßen geändert, die Grenzen zwischen den Bezirken verschoben. Rätselhafte Umbaumaßnahmen sorgten dafür, dass ganze Gebäudekomplexe, die gestern noch am Ufer der Chylamassa gestanden hatten, über Nacht in Areale der südlichen, östlichen oder westlichen Bezirke wechselten, von Traktorstrahlmaschinen versetzt. Die Altstadt erweckte den Eindruck, das Schlachtfeld von schlafwandelnden, wahnsinnigen Architekten zu sein, die voller Wut gegeneinander bauten. Brückengebäude überspannten niedrige Komplexe und Wohnzeilen, die sich tief in die Erde gebohrt hatten wie babylonische Schächte. Auf den Straßen schwebten Gleiter, wichen dampfgetriebenen Lokomotivzügen aus oder Rikschas, die von Lebewesen gezogen wurden, von denen nicht klar war, ob sie selbst der Betreiber des kleinen Taxi-Unternehmens waren oder sein Nutztier.
    Allein in dieser Altstadt, dem Kern von Orbana, wohnten 15 Millionen Individuen – offiziell. Ob es in Wirklichkeit 20 oder 30 Millionen waren, wusste niemand.
    A Schnittke steuerte den Gleiter nun per Hand. Er hielt auf Konko zu, einen nicht ganz so heruntergekommenen Distrikt der Altstadt.
    Wir flogen durch eine Kaufstraße, die – wenn man der Metallfahne mit dem Namen darauf glauben konnte – »Allee der Letzten Gelegenheit« hieß.
    Der Verkehr wurde so dicht, dass wir kaum schneller voran kamen als die Fußgänger auf den Bandstraßen. Jugendliche auf Prallfeldschlitten zischten durch die Menge; ältere Leute zuckelten auf Individual-Antigravscheiben umher, die mit Bumper-Feldern ausgerüstet waren und die Leute zur Seite schubsten. Ein Juwelier, ein Feinkostladen, ein Spezialbekleidungsgeschäft für Methangasatmer.
    Interkosmo in allen Akzenten. Lachen, Zurufe, pannatonische Bet-Chöre, Flüche und sexuelle Offerten, häufig mit Ausdrücken, die meinen eigentlich nicht geringen Wortschatz doch noch erweiterten.
    Ein Laden mit Namen »Herz & Nieren & Co. Second-Hand-Ersatzorgane für sämtliche Spezies«. Daneben die »Schneiderei Sidor Keerch – Individual- und Maßarbeiten für Kriegsversehrte und Mutanten«, »Feir Diseg & Knospen – Staatskarossen, Hochzeitskutschen, Duellschlitten«, daneben »Jannis Sport- und Spielroboter«, im Schaufenster zwei humanoid geformte Fußballandroiden, die sich sieben oder acht Bälle in unbegreiflicher, positronischer Geschicklichkeit zuschossen. »Tumtrah Repsaks Rebensaftdepot«. Eine Reinkarnationsrückführboutique. Ein gatasischer Bauchladenhändler, der winzige Fetzen Molkex feilbot, die, von Hyperenergiefeldern gehalten, in einem durchsichtigen Würfel schwebten. Tefrodische Orden. Perücken aus Gurrad-Haar. Topsidischer Schmuckstaub.
    Ein endloser Karneval von Waren, der auf einer Antigravschiene in Kopfhöhe seiner Kundschaft die Straße entlang flog. Eine Neu-Hinduistische Tempelmaschine. Ein Geschäft, in dem man – laut der Zuflüsterwerbung – einige Stunden in den »berühmten Betörungskuhlen der Drachma-dan von Wronock« verbringen konnte – »Alle, die es überlebt haben, sind sehr zufrieden!«
    Ich muss gestehen, dass ich mich der Faszination dieser Welt nicht ganz entziehen konnte, die zugleich

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