Atlan 01 - Lepso 01 - Totentaucher
längst begonnen. Orbana sprach bereits mit hundert Millionen Stimmen.
Hausbesuche à la Paikkala
Am frühen Morgen betätigte Sini Paikkala den Türmelder und wartete. »Wer sind Sie?«, fragte eine Stimme. Sie sprach ein gutturales Interkosmo.
»Mein Name ist Paikkala«, stellte sich der SWD-Mann vor und hielt einen Ausweis in die Türkamera. »Ich bin Beauftragter der Gilde der Wohnanlagenbetreiber des Bezirkes Konko, Orbana-Altstadt.«
»Ja, und?«
»Diese Wohnung wird gemietet und bewohnt von dem topsidischen Staatsbürger Chrekt-Chrym.«
»Ja, und?«
»Spreche ich mit ihm?«
»Nein. Er ist nicht daheim.«
»Uns ist zu Ohren gekommen, dass neben dem Mieter auch noch andere Personen dauerhaft hier wohnen. Ist das richtig?«
Ein Knurren.
»Das ist im Mietvertrag nicht vorgesehen. Ich würde deswegen gerne ein Wörtchen mit Ihnen wechseln.«
»Wörtchen gewechselt haben Sie schon«, wies ihn der Sprecher zurecht.
Paikkala kicherte hörbar. »Hören Sie, ich kann uns auch die Gesellschaft einiger SWD-Leute verschaffen, die gegen die Erhebung einer kleinen Wohlfahrtsgebühr sicher bereit sind, Ihren Aufenthalt zu legalisieren. Aber wissen Sie, manche SWD-Leute sind ein wenig – anspruchsvoll, was die Gebühren angeht. Ich dagegen habe ein Herz für die Armen. Und ich könnte die Gilde ohne weiteres davon überzeugen, dass Sie in der Wohnung von Herrn Chrekt-Chrym nur zu Besuch sind.«
Wieder knurrte sein Gegenüber. »Wieviel wollen Sie? Ich überweise es auf Ihr Konto.«
»Mein Konto – nun, sehen Sie …«
Das Gespräch zog sich noch ein wenig hin, bis Paikkala den knurrenden Mitbewohner des Topsiders davon überzeugt hatte, dass ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht die Verhandlung erleichtern würde.
Es war in den frühen Morgenstunden des 3. März 3102, Mittag in Orbana. Paikkala hatte sich auf diesen Besuch gründlich vorbereitet. Während des Raubes der Leiche von Pseudo-Atlan war der Peilsender, den er demonstrativ dort hatte unterbringen lassen, natürlich gefunden und ausgeschaltet worden. Das Hightech-Stück aber, der Schlafende Sender, war planmäßig aktiv geworden. Die Ortsveränderung hatte ihn geweckt.
Nach und nach hatten sich seine Bauteile versammelt. Alle Elemente waren aus rein biologischem Material hergestellt, das sich der Umgebungstemperatur anglich. Die Bauteile waren weder für Röntgenstrahlen noch für Biodatentaster ersichtlich. Nach seiner Zusammenfügung hatte der bioelektrische Sender mit dem Ausstrahlen seines Peilimpulses begonnen.
Paikkalas Mitarbeiter hatten die Wohnung rasch geortet und ihm bald darauf Informationen über den Mieter vorgelegt. Mittlerweile war der Peilimpuls wieder verstummt. Entweder war der Sender doch noch entdeckt und zerstört worden, oder außer Reichweite gebracht.
Dass Chrekt-Chrym tatsächlich Mitbewohner hatte, hatte Paikkala nicht gewusst. Ein Bluff. Er hätte sich unter dem Vorwand, nach verschwiegenen Gästen zu suchen, ebenso gut Eingang verschafft. Aber so war es natürlich viel schöner: Er entwickelte allmählich offenbar etwas wie Intuition.
Paikkala trat aus dem Antigravschacht und wartete. Die Tür glitt auf. Vor ihm stand ein Topsider, nach terranischer Mode gekleidet: Er trug einen Anzug mit Schlips und Kragen. Die Schnauze hatte er sich schönheitschirurgisch stauchen lassen, die Schuppen wirkten unter dem aufhellenden Make-up beinahe wie Menschenhaut. Einen Stützschwanz sah Paikkala nicht. Wahrscheinlich hatte ihn der Topsider sich kupieren lassen.
In seiner Hand hielt der Echsenmann einige 10-Solar-Scheine.
Immerhin hat er noch alle sechs Finger , fiel Paikkala auf! Die Terranisierung lässt noch zu wünschen übrig.
»Darf ich eintreten?«
»Können wir das nicht hier regeln?«
Von hinten rief jemand: »Hachtcha? Dauert es noch lange? Es drängt mich!«
»Noch mehr Besuch?«, fragte Paikkala freundlich und verständnisvoll. »Etwa eine junge Dame?«
»Wir wollen gemeinsam ein Gelege einrichten«, knurrte der Topsider.
»Na, da gratuliere ich aber. Dann wird es sicher im Sinne Ihrer Partnerin sein, wenn wir die Angelegenheit schnell regeln. Damit Sie Ihren Drang stillen können, nicht wahr?« Dem Topsider vertraulich zuzwinkernd schob er sich an ihm vorbei in die Wohnung.
»Hachtcha?«
Paikkala ging der Stimme nach.
In dem runden Raum rekelte sich eine unbekleidete, tiefschwarze Echse auf einem bebenden Wasserbett. Vom Leib der Topsiderin ging ein durchdringender Geruch nach Essig aus. Paikkala
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