Atlan 02 - Lepso 02 - Die acht Namenlosen
diese Bemerkung. »Ebenso habe ich die Drohne ausgeschaltet, die Irhe’vorma auf Sie angesetzt hat. Sie zu zerstören wäre nicht klug gewesen. Der Kommandant hätte den Ausfall bemerkt und Ersatz geschickt.«
»Mit welchen Hilfsmitteln manipulieren Sie die Drohne?«, fragte ich erneut.
»Wie Sie schon sagten: Technik.«
Ein weiterer Beweis, dass Tasamur über erstaunliche Verbindungen verfügte. »Warum sind Sie hier?«, stellte ich die Frage, die mich am meisten bewegte. »Warum sind Sie nicht längst geflohen und nach Orbana oder an irgendeinen anderen Ort gegangen? Ich kann mir auf Anhieb etwa zehntausend Plätze vorstellen, die angenehmer sind als die Hölle von Abanfül.«
Tasamurs Antwort überraschte mich in ihrer bestechend simplen Logik. »Sie gehen von falschen Voraussetzungen aus, Atlan. Für Sie ist die Schweißöde nichts als ein Gefängnis. Für mich bedeutet sie Sicherheit. Ein Zufluchtsort, an dem mich meine Feinde nicht erreichen können.«
»Wer jagt Sie, Tasamur?«
»Der Staatliche Wohlfahrtsdienst. Artemio Hoffins und seine Schwarze Garde.«
»Aber …«
»Nichts aber. Ich weiß, dass ich offiziell für tot gelte. Aber was heißt das schon? Alle, die es wissen müssen, sind genau darüber im Bilde, dass ich noch lebe. Dass ich damals entkommen bin und meinen Tod im Flammenmeer nur vortäuschte. Der SWD und Hoffins sind daher seit Jahren hinter mir her, und nur hier in der Schweißöde bin ich vor meinen Feinden sicher. Hierher reicht nicht einmal der Arm des SWD.«
Er hob die Arme, präsentierte seine Handflächen. »Meine Gegner halten das Gerücht am Leben, dass ich tot sei, und Aerticos Gando sonnt sich in seinem Amt als Thakan, genießt die Früchte der Macht, der wirklichen Macht, die ich gesät habe. Ein unhaltbarer Zustand. Ich habe Jahre gebraucht, meine Rückkehr vorzubereiten und gleichzeitig für meine Sicherheit auch in Zukunft zu sorgen. Was glauben Sie, welche Aufregung es hervorgerufen hat, als LepsoLive mein Bild aus der Schweißöde sendete? Nicht nur bei Ohm Santarin, meinem alten …« Er stockte. »Wie nannten Sie es vorhin? Freund?«
»Das erklärt manches«, gab ich zu. »Aber mir ist nach wie vor unklar, wie Sie die Verbindung nach draußen aufrechterhalten. Telepathie? Ihre Begabung als Empath dürfte Ihnen bei Irhe’vorma kaum etwas nutzen.«
Tasamur erhob sich umständlich, wischte den Sand von seiner Hose. »Ich habe mehr als nur Verbindungen nach draußen.«
»Was genau bedeutet das?«
»Das bedeutet, dass ich Ihrem Verlangen nach Flucht möglicherweise Abhilfe verschaffen könnte. Ich frage mich nur, warum ich das tun sollte.«
»Weil Sie sicher sein können, dass sich die USO zu gegebener Zeit als dankbar erweisen wird.«
»Ein verlockendes Angebot. Ich werde darüber nachdenken. Wir sollten in der nächsten Nacht wieder darüber sprechen. Warten Sie hier auf mich, dann wecken wir Ohm Santarin. Was ihn anbelangt, stelle ich nach wie vor die Bedingung, dass er schweigen soll. Auch über das, was er noch erfahren wird. Da dem Kommandanten jedes Ihrer Worte übermittelt wird, dürfen Sie nicht über meinen Besuch sprechen. Es genügt, Santarin in der nächsten Nacht über alles aufzuklären.«
Flakio Tasamur ging in Richtung Tür. »Gehen Sie wieder zu Bett, Lordadmiral. Irhe’vormas Überwachungsdrohne wird, kurz nachdem ich den Raum verlassen habe, wieder funktionieren. Sie sollte nicht aufzeichnen, wie Sie am Fenster stehen und mir nachstarren. Es ist sinnlos, mich zu verfolgen. Ich werde morgen Nacht wiederkommen.«
Tasamur verließ den Raum, und ich legte mich wieder hin. Schlaf fand ich allerdings erst nach Stunden.
Die erste Hälfte des nächsten Tages verging in Eintönigkeit. Die Sonne, die brütende Hitze, der salzlose Brei, das lauwarme, abgestandene Wasser.
Wir lernten das Leben im Lager besser kennen, das aus wenigen Pflichten und viel freier Zeit bestand – doch was sollten wir mit dieser Zeit anfangen? Es gab nichts zu tun.
»Wenn ihr euch langweilt«, sagte der Kahle einmal zu uns, »dann verlasst das Lager. Dort draußen werdet ihr schon bald in einen Kampf verwickelt. Vielleicht verliert ihr eine Hand oder einen Fuß, wer weiß? Sinnlose Aggression gibt es mehr als genug. Vielleicht entschließt sich Irhe’vorma auch, euch zu entführen und für seine medizinischen Experimente zu missbrauchen?«
Nun, da ich wusste, worauf ich zu achten hatte, bemerkte ich die winzige Überwachungsdrohne. Sie flog etwa drei Meter über
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