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Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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einer zweiten Trommel überrascht zu werden. Viel Platz wäre uns in einem solchen Fall nämlich nicht geblieben.
    Je weiter wir den abschüssigen Stollen entlangwanderten, desto heißer wurde es. Trilith plagten einmal mehr bohrende Kopfschmerzen. Sie versuchte zwar, es nicht zu zeigen, aber ich sah ihr an, dass sie sich quälte. Es mussten mittlerweile um die fünfzig Grad Celsius sein.
    Die Minuten reihten sich mit nervtötender Monotonie aneinander. Nach etwa einer Stunde war meine Fackel heruntergebrannt und wir mussten auf Triliths Vorrat zurückgreifen. Auch sie hatte zwei der mit Pech bestrichenen Holzstöcke im Gepäck.
    Trotz der einigermaßen brauchbaren Lichtverhältnisse bemerkte ich die Veränderung erst, als ich bereits knöcheltief im Wasser stand. Ich schöpfte eine Handvoll der lauwarmen Flüssigkeit, führte sie zum Mund und nippte daran.
    »Salzwasser«, stellte ich fest. »Ich glaube es wird Zeit, unsere Raumanzüge anzulegen.«
    Waheijathiu und Gasuijamuo sahen schweigend zu, wie Trilith und ich die schweren Monturen überstreiften. Die verstärkten Gelenkstücke an Ellbogen und Knie waren mit den Jahrzehnten steif und spröde geworden. Das Gewebe aus molekular verdichteten Mikrofasern wies überall braune Flecke und Streifen auf. Besonders wohl fühlte ich mich nicht; dennoch schloss ich schließlich den Helm und aktivierte den Meiler und die Lebenserhaltung.
    »Nur die Luftversorgung einschalten«, wies ich Trilith an. »Luxus wie Klimaanlage oder künstliche Schwerkraft können wir uns nicht leisten. Je höher der Grundverbrauch, desto schneller steigt der Energiebedarf.«
    »Was ist mit den Antigravs?«, fragte Trilith. »Sollen wir etwa schwimmen? Wir müssen eventuell einige hundert Kilometer zurücklegen …«
    »Das lasst unsere Sorge sein«, antwortete Waheijathiu. »Wir nehmen euch in Schlepptau.«
    Der Navigator trat neben mich und bedeutete mir, auf seinen Rücken zu steigen. Es war ein merkwürdiges Gefühl, zumal ich durch die Helmscheibe direkt in eines der ausdruckslosen Gesichter des Sujadin blickte. Waheijathiu umschlang mich mit beiden Armen und watete mit seinen charakteristischen Trippelschritten ins Wasser. Dahinter folgte Gasuijamuo, der Trilith auf die gleiche Weise transportierte.
    Die Leistungsanzeige meines Anzugs stand bei 158 Prozent. Der im Rückentornister sitzende Fusionsreaktor musste also bereits über das anderthalbfache seiner Normalleistung bringen, um lediglich meine Versorgung mit Sauerstoff zu garantieren. Ich verzichtete darauf, die Funkanlage zu aktivieren und meine Begleiterin nach dem Zustand ihrer Systeme zu fragen. Möglicherweise kam es auf jedes Kilowatt an.
    Kurz darauf tauchte ich mit meinem Sujadin vollständig unter. Es wurde dunkel. Lediglich die Leuchtziffern der Anzeigen, die auf einem schmalen Band knapp über Augenhöhe erschienen, spendeten ein wenig Helligkeit. Sehen konnte ich außer dem Spiegelbild meines verschwitzten Gesichts auf der Innenseite der Helmscheibe jedoch nichts.
    Ich spürte, wie Waheijathiu seinen flachen Körper in immer heftigere Wellenbewegungen versetzte. Wie schnell wir durchs Wasser glitten, vermochte ich nicht mit letzter Sicherheit zu sagen, doch wenn ich meinem Gefühl vertrauen durfte, dann erreichten wir eine durchaus beachtliche Geschwindigkeit.
    Als die Meilerleistung die 180 Prozent überschritt, schaltete ich die Anzeige kurzzeitig ab und versuchte mich an einer Dagor-Entspannungsübung. Ruhig und gleichmäßig atmen, die Herzfrequenz absenken, den Sauerstoffverbrauch drosseln, die Muskelspannung reduzieren. Unter den Thi-Laktroten meines Volkes hatte es Arkoniden gegeben, die ihr Herz und die meisten vitalen Körperfunktionen für über eine Minute vollständig anhalten konnten. Der Betroffene besaß dann weder Puls noch Atmung oder Pupillenreflexe. Die zerebrale Aktivität war auf ein Minimum reduziert.
    Zu solcher Meisterschaft hatte ich es nie gebracht. Zum einen hatte mir der Ehrgeiz, zum anderen die Muße gefehlt.
    Ich aktivierte die Helmanzeigen wieder. 189 Prozent. Wie viel Zeit war inzwischen vergangen? Es kam mir vor, als wären wir erst seit ein paar Minuten unterwegs. Obwohl ich schon oft in ebenso aussichtslosen wie lebensgefährlichen Situationen gesteckt hatte, machte mir die undurchdringliche Schwärze zu schaffen. Sie erinnerte mich irgendwie an mein irdisches Exil, insbesondere an jene Sekunden, bevor ich in meiner Unterwasserkuppel auf dem Grund des terranischen Atlantiks wieder einmal

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