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Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
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erreichte der erste Roboter eine Gruppe von fünf Männern, die über den freien Platz um den Hauptbrunnen rannten und zu den Höhlen in der Nähe des Bergmassivs unterwegs waren. Sie blieben plötzlich stehen, als wären sie gegen eine unsichtbare Wand gelaufen, sackten in sich zusammen und stürzten zu Boden.
    Ohnmächtig mussten Adrian und Benjamin mit ansehen, wie die Maschine ein Antigravfeld aktivierte und die bewusstlosen oder gelähmten Männer abtransportierte.
    »Wir können hier nichts tun.« Adrian schlug seinem Sohn hart gegen den Oberarm.
    »Los, komm. Lass uns zu den anderen gehen.«
    Ben zögerte kurz, nickte dann aber, schulterte die Waffe und übernahm wieder die Führung. Gebückt rannten die beiden Männer zu einem umzäunten Areal hinüber, an das sich eine Kette von siloähnlichen Behältern anschloss. Dort wurden die Getreidevorräte für den Winter aufbewahrt. Zwar gab es auf Interlude so etwas wie Jahreszeiten nur in stark abgeschwächter Form, doch die Erfahrung hatte gelehrt, dass es nicht schadete, immer ein paar Tonnen Korn in der Hinterhand zu haben. Es war noch keine fünf Jahre her, da hatte eine äußerst hartnäckige Käferart die Ernte von mehreren Monaten unbrauchbar gemacht und beinahe eine Hungersnot heraufbeschworen.
    Laute Schreie und verzweifeltes Schluchzen ließen Adrian und Benjamin innehalten. Das Klagen kam aus Richtung der Robertson Lane, der Hauptstraße der Siedlung, die Deubtar Valley in seiner gesamten Länge durchlief. Dr. Hektor Robertson war bereits seit fast zwanzig Jahren tot, doch die nach ihm benannte Straße erinnerte noch immer an das, was er einst für die Gestrandeten getan hatte. Ohne den Mediziner und seine unermüdlichen Forschungsarbeiten an Gräsern und Kräutern Interludes hätten viele der Menschen hier die ersten Jahre vermutlich nicht überlebt. Seine selbstgemischten Heiltränke und -pasten, deren Rezepturen er in einem Buch sorgfältig festgehalten hatte, erfreuten sich bis heute großer Beliebtheit und halfen zuverlässig gegen eine ganze Reihe von Beschwerden.
    »Verdammt!«
    Ben bemerkte die Roboter zuerst. Vier Maschinen drängten die Menschen von verschiedenen Seiten aus in die Mitte der Robertson Lane. Adrian sah viele bekannte Gesichter. Mara Morizur, die gerade zum dritten Mal schwangere Tochter von Monique Morizur und Darko Loevej, stolperte und fiel, wurde jedoch von Aiko Sanders, dem Leiter des Siedlungsarchivs, wieder auf die Beine gezogen. Aiko war aus der Verbindung zwischen Thuram Rydberg und einer Technikerin hervorgegangen, die dann jedoch bei einem Unfall ums Leben gekommen war.
    Derek Pavaree und Lia Kern, das junge Pärchen, das für den Betrieb der Mühle verantwortlich war, hielten sich gegenseitig fest und taumelten mehr, als dass sie liefen. Eine der Maschinen war offenbar der Ansicht, dass sie es nicht schnell genug taten und schoss zwei grelle elektrische Blitze aus einem Tentakel ab. Die beiden Terraner gingen mit einem Aufschrei zu Boden.
    Ein alter Mann, der sich mühsam humpelnd über die Straße schleppte, hob zornig seinen Gehstock und schrie etwas, das Adrian nicht verstand. Den Alten erkannte er dagegen sofort. Lukas Bonfeld-Heroe war neben ihm selbst der einzige aus der einstigen Führungsriege, der noch lebte. Der ehemalige Funkoffizier gehörte dem Siedlungsrat ebenso an wie Adrian und hatte inzwischen die Hundert deutlich überschritten. Auf Terra und den anderen zivilisierten Planeten der Galaxis betrug die mittlere Lebenserwartung zwar mehr als hundertfünfzig Terrajahre, doch hier auf Interlude waren die Voraussetzungen andere.
    Ein dritter Blitz löste sich von einem der Roboter. Er traf Lukas mitten in die Brust. Der Mann riss die Arme in die Luft; sein Stock landete klappernd auf dem harten Untergrund. Adrian wollte aufspringen, dem alten Freund zu Hilfe eilen, irgendetwas tun, doch seine Knie schienen mit einem Mal aus einer zähen, nachgiebigen Masse zu bestehen. Er vernahm nur noch das Hämmern seines Herzens.
    »Vater?«, hörte er Benjamin undeutlich und wie aus weiter Ferne. »Ist alles in Ordnung?«
    Lukas Bonfeld-Heroe kippte nach vorn und schlug mit dem Gesicht auf die Straße. Er machte keinerlei Anstalten, sich vor dem Aufprall zu schützen. Die Roboter ignorierten den reglos daliegenden Körper und fuhren damit fort, die jetzt immer zahlreicher werdenden Frauen und Männer wie eine Viehherde zusammenzutreiben.
    »Komm, Vater«, flüsterte Benjamin Deubtar. »Wir dürfen hier nicht bleiben.

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