Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators

Titel: Atlan 09 - Illochim 03 - Der Traum des Navigators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rüdiger Schäfer
Vom Netzwerk:
er lächelnd. »Ich bin vielleicht alt, aber noch lange nicht am Ende.«
     
     
    »Sind das alle?«
    Adrian schaute bestürzt in die Runde. Benjamin und er hatten den getarnten Eingang zum Höhlensystem ohne Zwischenfall erreicht. Die verschachtelten Kavernen mit ihren ungezählten Quergängen und Felsbrüchen waren vor vielen Jahren von Darko Loevej entdeckt und erforscht worden. Der Hobbygeologe hatte nach und nach eine maßstabsgetreue Karte des Gebiets angefertigt. Eines Tages war er von einer seiner Expeditionen in die Tiefen des Bergmassivs nicht mehr zurückgekehrt. Die Suche nahm fast eine ganze Woche in Anspruch und schließlich fand man ihn in einer schmalen Spalte mit gebrochenem Bein. Wahrscheinlich war er beim Klettern ausgerutscht und abgestürzt.
    Adrian hatte damals beschlossen, die Höhlen als eine Art Zufluchtsstätte auszubauen, ein Ausweichquartier für die Siedlungsbewohner für den Fall der Fälle. Bis zum heutigen Tag war dieser Fall nie eingetreten.
    »Das sind alle.« Calvin Nuyken, ein spindeldürrer Mann mit fast immer zerzausten, grauen Haaren, trat einen Schritt nach vorn. Er gehörte bereits zur zweiten Generation der auf Interlude geborenen Menschen und war knapp zwanzig Jahre alt.
    Adrian zählte schnell durch und kam auf einundvierzig. Gerade einmal einundvierzig Siedlungsbewohner hatten es bis zu den Höhlen geschafft.
    Sicher, es war alles sehr schnell gegangen, und wenn Benjamin ihn nicht rechtzeitig geweckt hätte, würde er jetzt vielleicht auch zu jenen gehören, die die Roboter mitgenommen hatten. Trotzdem erschien ihm das Häufchen Versprengter, dem die Flucht gelungen war, geradezu lächerlich klein, und mit jeder Sekunde, die er länger in die verängstigten, verzweifelten und ratlosen Gesichter blickte, schwand auch seine Zuversicht.
    »Na schön«, übernahm Benjamin fast wie selbstverständlich die Führung. »Wir müssen uns zunächst einmal tiefer in die Höhlen zurückziehen. Dank der weisen Voraussicht meines Vaters haben wir ausreichend Vorräte, um hier wochenlang überleben zu können. Wir werden abwarten und beobachten.«
    »Was ist mit den anderen?«, wollte Calvin Nuyken wissen. »Was ist mit unseren Familien und Freunden? Wir können sie doch nicht im Stich lassen!«
    »Ich bin für alle Vorschläge offen, Kel«, sagte Benjamin und breitete beide Arme aus. »Was willst du tun? Sollen wir uns mit Messern und Sicheln bewaffnen und die Fremden damit niederringen? Oder willst du sie lieber mit Steinen bewerfen? Wir könnten natürlich auch …«
    »Wir könnten mit ihnen reden«, unterbrach ihn Calvin trotzig.
    »Ja, natürlich.« Ben lachte gereizt. »Und sie werden sicher auf uns hören. Verdammt, ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie sie den alten Lukas umgebracht haben. Kaltblütig und ohne zu zögern. Unsere einzige Chance sind die Höhlen. Niemand wird im Stich gelassen, aber wir müssen uns jeden Schritt genau überlegen.«
    Unter den Anwesenden entstand erregtes Gemurmel.
    »Benjamin hat recht«, mischte sich nun auch Adrian ein, der auf einem flachen Felsen saß und der Unterhaltung bislang stumm gefolgt war. »Im Moment sind uns die Hände gebunden. Die meisten von euch haben noch nie ein Raumschiff oder einen Roboter gesehen. Glaubt mir, wenn ich euch sage, dass wir gegen die Maschinen nicht den Hauch einer Chance haben.«
    Das gab den Ausschlag. Adrian genoss unter den Siedlungsbewohnern ein Ansehen, das an Verehrung grenzte. Wann immer er sich in einer der Ratsversammlungen zu Wort meldete, kehrte augenblicklich Ruhe ein. Seine Empfehlungen kamen Verfügungen gleich, die widerspruchslos umgesetzt wurden. Es hatte einige Zeit gedauert, bis er sich an diese ungewöhnliche Rolle gewöhnte, doch irgendwann hatte er seinen Status akzeptiert, weil ihm keine andere Wahl blieb.
    Die Frauen und Männer rafften zusammen, was sie in der Eile hatten mitnehmen können, und Benjamin setzte sich an die Spitze ihres kleinen Trecks. Er kannte die Höhlen mindestens so gut wie Darko Loevej.
    Adrian bildete die Nachhut. Mit einem leisen Stöhnen erhob er sich und packte eine der Fackeln, die sein Sohn angezündet hatte. Wieder einmal kämpften die Menschen auf Interlude um ihr Überleben. Doch diesmal hießen ihre Gegner nicht Hunger, Hoffnungslosigkeit oder tinae robertsonensis .

 
    Kapitel 24
     
     
    4. Dezember 2919
    Adrian Deubtar
     
    »Sie reißen die Siedlung nieder.«
    Benjamins Stimme zitterte vor mühsam unterdrücktem Zorn. Vater und Sohn hatten auf

Weitere Kostenlose Bücher