Atlan 16 - Monolith 06 - Sprung ins Jenseits
ich die Prozedur schon über mich ergehen lassen müssen? Das Gesicht im Spiegel gefiel mir überhaupt nicht.
Immerhin hatte ich es besser getroffen als Gucky. Der Kleine durfte sich nicht auf der Straße sehen lassen. Unsere Spezialisten an Bord der Flotte hatten über eine Maske für ihn nachgesonnen, die seine Herkunft als Ilt verschleierte. Sie sannen immer noch. Vielleicht war das der Grund für seinen gehässigen Kommentar zu meiner Verwandlung.
»Dann wollen wir mal.« Ich wandte mich vom Spiegel ab und streckte eine Hand aus.
Gucky sprang auf und ergriff sie. »Das wurde auch allmählich Zeit.«
Vor meinen Augen veränderte sich die Umgebung. Wir fanden uns in der Zentrale eines Kreuzers wieder. Nicht Santjun stand vor mir, sondern Bully, der vor Schreck zurückprallte und nach dem Mausbiber griff. Gucky ließ meine Hand los und entkam mit einem weiteren Sprung aus Bulls Reichweite.
»Wirst du eigentlich nie erwachsen?«, schickte er dem Mausbiber hinterher.
»Jedenfalls werde ich nicht mehr größer«, gab der Ilt versöhnlich zurück. »Friede, Dicker? Du ziehst ja doch den Kürzeren.« Er schaute demonstrativ zur Decke der Zentrale hinauf.
»Lass den Quatsch, Gucky«, maßregelte ich ihn. »Also, Bully, was hast du erfahren?«
»Nichts Gutes«, eröffnete Rhodans Stellvertreter. »Malcher hat allerdings die Kontrolle über den Monolithen. Ich nehme an, es gibt eine Transmitterverbindung dorthin. Tro Schikel hat keinen Zugriff darauf. Malcher hat ihn mit geschickten Fehlinformationen in Sicherheit gewiegt und im Laufe der Jahre unbemerkt immer mehr Macht an sich gerissen. Offenbar hat niemand an seiner uneingeschränkten Loyalität gezweifelt. Du hättest die Gesichter des Chanmeisters und seiner Minister sehen müssen. Die sind aus allen Wolken gefallen, als ich ihnen Malchers Doppelleben offenbart habe.«
»Ein Schauspieler vor dem Herrn«, sagte Gucky. »Bei mir kommt er damit nicht durch. Ein Blick in seine Gedanken, und ich kenne ihn besser als er sich selbst. Der Monolith liegt doch auf dem Meeresgrund? Da wir keinen Zugriff auf Malchers Verbindung haben, teleportiere ich uns der Reihe nach hin.«
»Keine gute Idee«, wehrte ich ab. »Oder kannst du den Monolithen genau anpeilen?«
»Nein, wie denn?«, räumte der Ilt zerknirscht ein.
»Außerdem darfst du die Hyperstrahlung nicht vergessen«, warnte Bully. »Sie könnte dich nach dem Sprung umhauen.«
»Ja, schon gut, ihr Klugscheißer.« Gucky drehte sich um und zeigte uns seinen Biberschwanz.
»Deine große Stunde kommt noch, Gucky.« Ich kannte ihn. Er war nicht wirklich verärgert, aber wenn er nicht seinen Teil zum Gelingen einer Mission beitragen konnte, fühlte er sich hilflos und überflüssig. »Glaubst du, du kannst noch etwas aus dem Chanmeister herausbekommen, Bully?«
»Sobald er den Schock über Malchers Verrat überwunden hat – vielleicht. Ich werde es versuchen. Dass Malcher noch einmal bei ihm auftaucht, halte ich für unwahrscheinlich. So dumm ist er nicht. Wir brauchen einen anderen Ansatzpunkt.«
Kapitel 26
Tro Schikel
»Das ist eine List des Vize-Administrators«, erhob Chanbruder Cen Limbach die Stimme, nachdem der Terraner die Halle der Erhabenheit verlassen hatte. »Reginald Bull lügt uns an.«
Tro Schikel wandte den Blick von der Tür ab, durch die der terranische Staatsmarschall gegangen war. Bull hatte keinen Widerspruch auf die Aufforderung zu gehen geleistet, keinen Versuch unternommen, den Chanmeister zu beeinflussen oder ihn, abgesehen von der Bitte um erweiterte Kompetenzen für die Posbis, zu Zugeständnissen zu drängen. »Er hat die Wahrheit gesagt. Nicht er ist der Betrüger, sondern Malcher.«
Der Chanbruder starrte Schikel betroffen an. »Malcher hat an den meisten unserer Versammlungen teilgenommen. Er weiß Bescheid über alles, was hier besprochen wurde, und wird dieses Wissen gegen uns einsetzen.«
»Nein.« Daran war Malcher nicht gelegen, dachte Tro Schikel. Ihm war es immer nur um die Monolithen gegangen. Er hatte den Chanmeister und die Minister wie Figuren in einem Spiel benutzt. Wie weitreichend war sein Einfluss auf die Cardmanosch? Es war beinahe unmöglich, das herauszufinden. Derzeit konnte Schikel nicht das Risiko eingehen, Angehörigen des Geheimdienstes zu vertrauen.
Misstrauisch beäugte er die Chanbrüder. Gab es neben Malcher womöglich einen weiteren Verräter in ihren Reihen? Schweren Herzens schob er die Befürchtung beiseite. Er durfte nicht alles
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