Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL
hohem Risiko«, meinte sie. »Zwei schiffsweit bekannte Persönlichkeiten, die einem Unfall zum Opfer fallen – das ist ziemlich durchschaubar, findest du nicht? Es wird Wirbel geben.«
Der Chef der Arge SOL hob die Schultern.
»Vielleicht fällt mir auch noch etwas Besseres ein. Vorerst ist mir wichtig, dass ich dich auf meiner Seite weiß.«
Elzbieta merkte, wie er förmlich auf ihre Antwort lauerte. Sein Blick wirkte wie eine nackte Drohung, und es wurde ihr klar, dass er nicht zögern würde, auch gegen sie vorzugehen, wenn sie – offen oder versteckt – seine Pläne behinderte.
Aber das hatte sie nicht vor. Ihre Einstellung zu Cleton Weisel war absolut loyal. Auch wenn sie befürchtete, dass die Schritte, die er einleiten wollte, einer spontanen Idee entsprangen und die möglichen Folgen wenig durchdacht waren, würde sie ihn unterstützen.
»Ich bin dabei«, erklärte sie. »Du kannst mit mir und meinen Leuten rechnen.«
»Gut.« Er entspannte sich und gab seine distanzierte Haltung auf. »Dann können wir die Einzelheiten besprechen. Insbesondere zu den geplanten Unfällen erwarte ich Vorschläge von dir. Sie müssen so geschickt konstruiert werden, dass für die Solaner, wenn sie davon erfahren, nicht der geringste Zusammenhang besteht. Andernfalls könnten einige Leute tatsächlich argwöhnen, dass ich hinter der ganzen Sache stehe.«
Etwas an seiner Formulierung machte Elzbieta hellhörig.
»Gavro Yaal und Joscan Hellmut ...«, sagte sie gedehnt, »... sie sind nicht die Einzigen, die du loswerden willst?«
Der Chef der SOL-Arbeitsgemeinschaft machte eine zustimmende Geste.
»Nein«, bestätigte er. »Es gibt noch ein paar andere ...«
Es ging alles viel zu schnell. Der Hangartechniker fand nicht einmal mehr Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, was mit ihm geschah, geschweige denn sich zu wehren. Aus den Augenwinkeln sah er den Schatten, der lautlos auf ihn zuglitt, spürte fast gleichzeitig den schmerzhaften Schlag gegen seine Schläfe – und sank im nächsten Moment bewusstlos zu Boden.
Der zweite Mann im Kontrollraum stand wie erstarrt, als banne ihn der Schrecken auf den Fleck. Er wollte etwas sagen und abwehrend die Arme heben, doch bevor er reagieren konnte, war der Angreifer heran. Er röchelte nur kurz, bevor auch er die Besinnung verlor. Sein schlaffer Körper wurde so gebettet, dass die Atemwege frei blieben.
Joscan Hellmut trat hinter der Deckung hervor, von der aus er das Geschehen verfolgt hatte, und legte dem Freund eine Hand auf die Schulter.
»Gut gemacht, Bjo«, lobte er. »Zumindest von diesen beiden brauchen wir keine Schwierigkeiten mehr zu befürchten.«
Der Katzer schnurrte leise. Es war ein Zeichen des Dankes für die Anerkennung, die der Kybernetiker ihm zollte. Gemeinsam verließen sie den Kontrollraum. Am Zugang zum eigentlichen Hangar wartete Federspiel bereits auf sie.
»Hat es geklappt?«
»Natürlich«, antwortete Joscan knapp. Er hatte keine Sekunde daran gezweifelt, dass der Katzer die zwei Männer innerhalb kürzester Zeit ausschalten würde. »Was dachtest du?«
»Dann los! Wir müssen gestartet sein, bevor sie wieder zu sich kommen.«
Ohne die anderen weiter zu beachten, lief er auf eine startbereite Space-Jet zu. Bjo und Joscan folgten ihm, und unwillkürlich musste der Kybernetiker über den ungestümen Tatendrang lächeln.
Er kannte Federspiel seit dessen Kindheit. Damals schon war es kaum möglich gewesen, dem Jungen zu begegnen, ohne dass sich auch Sternfeuer, seine Zwillingsschwester, in der Nähe aufgehalten hätte. Bis heute hatte sich daran nichts geändert, und Joscan war dem nun Zweiunddreißigjährigen deshalb doppelt dankbar, dass er sich bereitfand, das Unternehmen mitzumachen.
Federspiel besaß eine schlanke, fast knabenhafte Figur. Sein Gesicht jedoch vermittelte den Eindruck von ausgesprochen männlicher Schönheit. Es war oval und wurde von einer schmalrückigen Nase und großen blauen Augen beherrscht. Das weißblonde Haar trug er kurz geschnitten. Wie seine Schwester wählte er die übliche Bordkleidung meistens eine Nummer zu groß; von Weitem waren die beiden nur durch die verschiedenfarbigen Gürtel auseinanderzuhalten – Federspiel bevorzugte Blau. Er war, wie sich herausgestellt hatte, ein schwach telepathisch begabter Mutant und stand mit Sternfeuer in ständiger geistiger Verbindung.
Dennoch hatte er es eilig, in die Space-Jet zu kommen. Anscheinend wollte er die Aktion so schnell wie möglich hinter sich
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