Atlan TH 0010 – Das Gesetz der Erbauer
als würde er Schmerzen empfinden.
»Hier geht es um eure Gesundheit«, erklärte er ruhig. »Versteht ihr das denn nicht? Die Getränke, die hier lagern, müssen einer sorgfältigen Prüfung unterzogen werden, bevor ...«
Unvermittelt schloss sein Gegenüber die Augen. Der Körper des Solaners begann zu zittern. Er knickte in den Knien ein. Frakell, der hinzusprang, konnte ihn gerade noch abfangen, bevor er hart auf den Boden schlug. Behutsam legte er ihn nieder.
Einige der anderen Gäste sprangen alarmiert auf. Urplötzlich erfüllte hektisches Stimmengewirr den Raum. Ein zweiter Mann kippte mit dumpfem Knall auf den Tisch vor sich und blieb mit lang ausgestreckten Armen liegen. Ein Dritter würgte; mit blutunterlaufenem Gesicht übergab er sich.
»Großartig.« Weicos seufzte. »Genau das, was wir vermeiden wollten.«
Die Aufregung wurde immer größer. Keiner wusste, wie er sich verhalten sollte. Alle redeten wild durcheinander.
Als Cölgk nicht reagierte, wandte sich Weicos um und stürmte aus dem Schenkraum, so schnell es ihm möglich war. Draußen war die Dämmerung hereingebrochen. Düsteres Zwielicht erfüllte die Umgebung. Kein menschliches Wesen war zu sehen.
In seiner Verzweiflung und dem Bewusstsein, nichts tun zu können, begann Weicos zu schreien. »Wir brauchen Hilfe! Hier sind Solaner in Not! Hallo? Könnt ihr mich hören?«
Schwer atmend stand er da und wartete. Y'Man hatte ihm bei der Ankunft versichert, dass die Roboter von Assygha den Solanern jederzeit zur Verfügung stehen würden.
»Wir brauchen Hilfe!«, wiederholte er und bemühte sich um noch größere Lautstärke. »Solaner sind in Not! Solaner in Not!«
»Das hat keinen Zweck«, hörte er Frakells Stimme, der das Wirtshaus ebenfalls verlassen hatte.
»Was willst du sonst tun?«, entgegnete Weicos gereizt.
Frakell hob die fetten Schultern. »Drei weitere Leute sind umgekippt«, knurrte er, »und mehr werden vermutlich folgen. Wir können nur zusehen.«
Aus dem Schenkraum drangen immer lautere, immer entsetztere Rufe. Weicos schüttelte sich. »Ich muss es wenigstens versuchen«, sagte er und hob an, um erneut um Hilfe zu rufen.
In diesem Moment geschah es.
Um die Straßenecke bog eine Gruppe von mindestens zehn Robotern, darunter vier Phanos, die zielstrebig auf das Wirtshaus zusteuerten. Unmittelbar vor den beiden Solanern hielten die Maschinen an.
»Was ist geschehen?«
Mit einer seiner verkümmerten Extremitäten deutete Weicos auf das Gebäude. »Mehrere meiner Freunde haben sich mit osathischen Getränken vergiftet. Sie müssen behandelt werden.«
Die Roboter reagierten sofort. Sie drangen in den Schenkraum ein. Weicos und Frakell folgten ihnen. Im Innern bot sich ihnen ein niederschmetterndes Bild. Mindestens zehn Solaner waren mittlerweile bewusstlos oder wanden sich unter Krämpfen am Boden. Die anderen redeten erregt aufeinander ein und wussten nicht, was sie tun sollten. Cölgk lehnte gegen die Theke und beobachtete die Szene fassungslos.
Die Maschinen zögerten nur den Sekundenbruchteil, den sie benötigten, um einen Überblick zu gewinnen. Dann teilten sie sich auf und marschierten einzeln auf jene Bedauernswerten zu, die die berauschenden Getränke nicht vertragen hatten.
»Werden sie es überstehen?«, fragte Weicos eine der Maschinen.
»Ja«, lautete die lapidare Antwort. »In ein paar Tagen sind sie wieder auf der Höhe.«
Weicos nickte und wandte sich erleichtert an seinen Begleiter. »Schwierigkeiten dieser Art habe ich nicht kommen sehen«, gab er zerknirscht zu. »Vielleicht war ich zu sorglos, als ich die Auswanderung nach Osath propagiert habe.«
»Du solltest dir darüber keine Gedanken machen«, entgegnete Frakell. »Mit der Zeit wird sich alles einrenken.«
Weicos blickte ihn zweifelnd an. »Hoffentlich«, sagte er leise.
10.
Im Gemeinschaftsraum saßen die anderen bereits beim Frühstück. Die Versorgungsautomatik hatte sich auch diesmal nichts Besseres einfallen lassen, als die übliche Synthonahrung zu reichen. Außer Gavro Yaal, der seine Mahlzeit offenbar aus Protest nicht anrührte, ließen es sich die Freunde dennoch schmecken.
Joscan Hellmut hob den Kopf und nickte freundlich. »Du scheinst einen gesunden Schlaf zu haben, Arkonidenhäuptling. Ich dachte immer, du brauchst davon weniger als gewöhnliche Sterbliche.«
Atlan setzte sich neben den Kybernetiker und zuckte kurz die Achseln. »Wahrscheinlich bin ich erheblich ausgeglichener als ihr«, sagte er, während er seine
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