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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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diesen Planeten ist erst recht schwer. Doch wenn Krajuchin ihn ausgewählt hatte, dann traute er es ihm also auch zu. Krajuchin mit seinem Überblick wusste es sicherlich besser. Zumal von ihm, Alexej Petrowitsch, nur seine gewohnte Arbeit verlangt wurde. Was Krajuchin wohl gemeint hatte, als er von gewohnter Arbeit sprach? Fahrzeuge lenken und reparieren? Eher wohl seine Gewohnheit, in der Wüste zu arbeiten. Und letzten Endes waren alle diese Raumreisenden genau solche Leute wie er selbst. Was sie konnten, würde er auch können.
    Alexej Petrowitsch ließ sein Kinn los und fasste sich an die Nase. Ein hübsches Mädchen im weißen Kleid ging vorüber, warf ihm einen flüchtigen Blick zu und konnte sich eines Lächelns nicht erwehren. Ja, er musste nach Alma-Ata telegrafieren, dass er sehr lange abkommandiert sein werde. Schade, dass man sich vor der Expedition nicht mehr sehen konnte. Aber was hätte es auch für einen Sinn gehabt? Was man zwei Jahre lang versäumt hatte, konnte man in ein paar Stunden nicht nachholen. Na schön. Am besten, man vertraute alles dem Schicksal an. Wenn er zurückkehrte ... (Ein Bild aus einer Illustrierten tauchte in seinem Gedächtnis auf: Die Helden der unendlichen Weiten sind von einem Raumflug zurückgekehrt – Blumen, strahlende Gesichter, winkende Hände ...) Also, wenn er zurückkehrte, würde er sich Urlaub nehmen und nach Alma-Ata fahren. Er würde zu einem bestimmten Haus gehen, auf den Klingelknopf drücken – einmal lang, einmal kurz –, und dann ... Alexej Petrowitsch schüttelte ärgerlich den Kopf und schritt entschlossen den Korridor entlang. Am Fahrstuhl hielt er einen großgewachsenen, schönen Mann in leichtem eleganten Anzug an und fragte ihn, wo sich der Speisesaal befinde.
    »Der Speisesaal?«, sagte der Mann langsam und musterte Alexej Petrowitsch aufmerksam. »Der Speisesaal ist in der sechsten Etage. Aber er ist jetzt geschlossen. Suchen Sie jemanden?«
    »Wieso suchen?«, wunderte sich der Hauptmann. »Ich ... Ich möchte zu Mittag essen, weiter nichts.«
    »Hm ... Dann sollten Sie lieber ins Restaurant gehen. Das ist gegenüber, über die Straße. Eine Etage tiefer ist die Kantine der Raumfahrer, aber bei uns essen normalerweise keine Außenstehenden. Gehaben Sie sich wohl.«
    Ehe Alexej Petrowitsch, dem diese Worte und der Ton die Sprache verschlagen hatten, etwas sagen konnte, wandte sich der Mann im eleganten Anzug ab und ging gemächlich seiner Wege.
    »So ein Flegel«, dachte Alexej Petrowitsch laut. »Und noch dazu ein Fant. Ein Angeber.«
    Ihm fiel zwar sogleich ein, dass dieser Schönling wahrscheinlich Raumfahrer war, also einer jener Helden, die man fotografierte und mit Blumen begrüßte oder die man in den eisigen Abgründen des endlosen Raumes bestattete, und dass er daher einigen Anlass hatte, auf gewöhnliche Sterbliche etwas herabzublicken; dennoch verspürte er keinerlei Wunsch, eine Rechtfertigung für das Verhalten des »Fants« zu finden.
    Die Kantine der Raumfahrer erwies sich als riesiger heller Saal, blendend sauber, kühl und laut. An Tischchen saßen zu zweit oder zu dritt, hier und da auch zu fünft oder sechst Männer und Frauen, ältere, jüngere und sogar ganz junge. Alexej Petrowitsch stellte sofort interessiert fest, dass viele von ihnen dunkle Brillen trugen. Manche waren wesentlich blasser, als man in dieser Jahreszeit erwarten konnte. Andere wirkten sehr erschöpft; sie aßen schweigend, hastig und gingen gleich wieder.
    Alexej Petrowitsch schaute sich ein Tischchen an einem offenen Fenster aus, und als die Kellnerin seine Bestellung angenommen hatte (entgegen seinen stillen Befürchtungen ohne jeden Einspruch) und gegangen war, schaute er sich um. Anscheinend ging die Pause zu Ende. Die meisten tranken ihre Fruchtsäfte oder ihr Kompottwasser aus, ließen Geld auf dem Tisch liegen und gingen. Der Saal leerte sich rasch, es wurde stiller, und Alexej Petrowitsch fing an zu hören, was am Nachbartisch gesprochen wurde. Dort saßen vier. Zwischen ihnen und Alexej Petrowitsch stand ein Kübel mit einem großen Gummibaum, sodass er sie unauffällig betrachten und ihnen zuhören konnte, denn sowohl ihr Gespräch als auch ihr Äußeres und ihr Verhalten zogen seine Aufmerksamkeit an, und er erinnerte sich an Krajuchins Rat, sich »umzuschauen und umzuhören«. Diese Leute hatten anscheinend eben gegessen, saßen nun beim Weißwein und rauchten. Sie sprachen ziemlich laut, ohne sich zu genieren, wie jemand, der sich zu Hause

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