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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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der Venus auch nur annähernd der südlichen ähnelt, will ich diesem Planeten vieles verzeihen. Hier aber dringen unsere Expeditionen immer weiter in die schwarzen Sande jenseits des Rings der Heißen Sümpfe vor. Und ich muss baden und Beefsteaks futtern.
    Apropos Beefsteaks.
    Vor Kurzem habe ich Michail Antonowitsch getroffen. Er erzählte, dass der Leiter der HfR ziemlich gut von Dir spricht. Dieselbe Meinung hat auch Michail von Dir. Du weißt, wie er so zu reden pflegt: »Aljoschenka? Aus dem wird ein erstklassiger Navigator, ein ee-erstklassiger, du wirst sehen!« Freut mich sehr für Dich, Rotgesicht.
    Ich musste den Brief für eine halbe Stunde liegen lassen und mir die Klagen meines Nachbarn anhören, des Kybernetikers Stscherbakow. Du weißt sicherlich, dass nördlich vom Raketenflugplatz ein grandioses unterirdisches Kombinat zur Verarbeitung von Uran und Transuranen im Bau ist. Die Menschen arbeiten in sechs Schichten, die Roboter rund um die Uhr – wunderbare Maschinen, der letzte Schrei der praktischen Kybernetik. Aber wie die Japaner sagen: auch ein Affe fällt vom Baum. Eben ist Stscherbakow zu mir gekommen, fuchsteufelswild, und hat erzählt, dass die Bande dieser mechanischen Idioten (seine eigenen Worte) heute Nacht eins der großen Erzdepots leergeräumt hat, weil sie sie offensichtlich für eine besonders ergiebige Lagerstätte hielt. Die Roboter waren unterschiedlich programmiert, deshalb fand sich gegen Morgen ein Teil des Bestands in den Verladehallen des Raketenflugplatzes, ein Teil am Eingang zur geologischen Verwaltung, und ein Teil ist ganz verschwunden. Die Suche dauert an. Ich habe Stscherbakow getröstet, so gut ich konnte (ich bin fast vor Anstrengung gestorben, um mir das Lachen zu verbeißen), und mir nun wieder den Brief vorgenommen.
    Eigentlich sollte ich zum Schluss kommen. Die Feder ruft nach Ruhe, und mich rufen die Behandlungen. Ich möchte Dir nur mitteilen, dass Michail jetzt auf die Amalthea abkommandiert ist. Die Amalthea ist der fünfte Jupitermond. Wie Du gewisslich in der Schule gelernt, aber natürlich vergessen hast. Dort bahnen sich jetzt interessante Dinge an. Und überhaupt wirst Du Navigator, Du wirst auch Schiffskapitän, ich kenne Dich. Aber »Aspice hoc sublime candens, quem invocant omnes Iovem«, das heißt: »Betrachte dieses hehre Funkeln, das alle Jupiter nennen.« Ich bitte Dich inständig: Betrachte es! Der nächste große Vorstoß wird dort stattfinden – das garantiere ich Dir als alter Raumwolf.
    Ja, Mischa sagte mir, dass sich Dauge vollends erholt hat und Krajuchin auf den Nähten liegt, er solle ihn hierher schicken. Das ist natürlich lobenswert, aber wenn Du ihn triffst, versuch es ihm auszureden. Er soll warten, bis wir hier Gärten gepflanzt haben. Aber im Ernst – ich fürchte einfach einen Rückfall des Fiebers. Trotzdem würde ich euch gar zu gern hier sehen, ihr Teufelskerle!
    Mach’s gut, Rotgesicht! Ich hoffe, es werden keine zwei Jahre vergehen, und schon schreibst Du mir.
    Herzliche Grüße an die Gemahlin und das Söhnchen. Die Hand sollst Du ihr küssen, ungeschliffener Klotz!
    Dein W. Jurkowski

    Venus, Port Golkonda
    7. 02. 19..

Anhang

Die Kantine der Raumfahrer {3}
    Als er wieder in dem breiten, niedrigen Korridor war, griff sich Alexej Petrowitsch ans Kinn und überlegte. Eigentlich schien weiter nichts Schlimmes passiert zu sein. Jeder hätte an seiner Stelle das Angebot, an so einer Expedition teilzunehmen, als Ehre empfunden. Die Venus ... Was stellte sie dar? Was er einmal in der Schule darüber gelernt hatte, war längst vergessen. Man müsste sich eine Enzyklopädie besorgen und nachschlagen. Zunächst stand nur fest, dass es dort Wüsten gab. Aber wie unerwartet das alles gekommen war! Erst vor ein paar Stunden hatte man ihm den Marschbefehl überreicht und die Hoffnung geäußert, er werde auch diesmal das Vertrauen rechtfertigen ... Ob die Vorgesetzten wohl gewusst hatten, was ihn erwartete? Alexej Petrowitsch dachte zurück, und er glaubte sich zu erinnern, dass der General ihn tatsächlich irgendwie eigenartig, bedeutsam angeschaut und ihm besonders gefühlvoll die Hand gedrückt hatte. Doch wenn sie dort alles gewusst hatten, warum hatten sie ihn nicht gewarnt? Dann hätte ich mich bei Krajuchin nicht so idiotisch verhalten, dachte Alexej Petrowitsch. Die Venus, die Venus ... Es heißt, diese interplanetaren Flüge sind verdammt schwierig. Man muss besonders fähig, gesund, kaltblütig sein. Und die Arbeit auf

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