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Attentage

Attentage

Titel: Attentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Bartl
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jenen, die sogar Muslime verführen. Sie machen sich in Filmen über unseren Glauben lustig, sie verhöhnen das Heilige. Die Juden“ – er spricht das Wort mit tiefem Abscheu aus – „finanzieren dieses“ – Said versucht das nächste Wort mit noch größerem Ekel auszusprechen – „Hollywood.“ Dann sagt er mit leiser, aber fester Stimme: „Und du bist dazu berufen, sie im Auftrag Allahs zu strafen, wenn sie den Sieg des Bösen feiern.“
    Abdul hat den Jemen erst einmal verlassen, als er mit seinem Onkel in Ägypten die berühmte Universität al-Azhar in Kairo besucht hat. Nun würde er also nach Amerika reisen – in das Reich des Satans! Er hat selbst einige dieser Filme gesehen, bevor er die Koranschule besucht hat. Er schämt sich heute dafür, dass er die Namen der Schauspielerinnen kennt und sich an eine Nacktszene in einem der Filme besonders gut erinnert. „Jamie Boone“, sagt Said, der den Namen falsch mit einem langen o ausspricht, plötzlich und Abdul erschrickt. Kann Said durch Allahs Kraft seine Gedanken lesen? „Sie wird am 4. April nach Wien kommen und du wirst sie und viele andere töten.“

SONNTAG, 11. MÄRZ, 7.50 UHR | AMSTERDAM, TANKSTELLE
    „Dann unterstützen wir wieder einmal den internationalen Terror“, sagt Leconte, während er den Leihwagen mit Diesel volltankt. Die schwarze Audilimousine ist Purront etwas zu protzig, aber angeblich waren alle kleineren Wagen vermietet. Der Commissaire hatte sich ausnahmsweise selbst um den Mietwagen gekümmert.
    Purront ist sich ziemlich sicher, dass er sich nur gegenüber den internationalen Kollegen keine Blöße geben will, die alle mit Autos der höheren Preisklasse zu den Treffen vorfahren. Lecontes Dienstfahrzeug in Paris ist ein klappriger, in die Jahre gekommener Peugeot, den der Commissaire vorrangig aus „Tarnungsgründen“ fährt – wie er ungefragt mehrmals verkündet hat. Allerdings ist er durch die Roststellen und Dellen bereits so auffällig, dass diese Behauptung ziemlich unglaubwürdig klingt. Tatsächlich ist das Jahresbudget ihrer Abteilung so knapp bemessen, dass auch alle anderen Kollegen mit ähnlichen Schrottkarren unterwegs sind.
    Kurz hatte Purront seinen Chef vor der Reise noch insgeheim verdächtigt, dass er ihn nur aus Imagegründen als Assistenten nach Amsterdam mitnahm. Das hätte bedeutet, dass er ihn zu allen Treffen hätte chauffieren müssen. Aber der Commissaire hatte sich ohne Umschweife selbst hinter das Lenkrad gesetzt. Er mag es eigentlich nicht, wenn jemand anderer als er selbst am Steuer sitzt. Beim Tanken blieb es ebenfalls bei der üblichen Aufgabenverteilung. Schon bei ihrer ersten gemeinsamen Fahrt in Paris vor acht Jahren hattePurront wie selbstverständlich die Windschutzscheibe gereinigt. Glücklicherweise war Leconte zu ungeduldig, um untätig im Wagen zu warten, und kümmerte sich währenddessen immer um das Tanken. Und so war es bis heute geblieben. Wie ein altes Ehepaar, das zusammenbleibt, weil es keine Alternative hat, denkt Purront und mustert sich unauffällig in der Seitenscheibe.
    Den Spruch von der Terrorunterstützung hat Purront schon viel zu oft gehört. Natürlich weiß auch er, dass 15 der 19 Terroristen beim 9/11-Attentat saudische Pässe hatten. Und es ist ein offenes Geheimnis, dass viele Ölscheichs mindestens zehn Prozent ihres Vermögens für den Jihad spenden. Viele fromme Muslime sind felsenfest davon überzeugt, dass es Allahs göttliche Vorhersehung ist, die ihrer Armut ein Ende bereitete, indem in der Wüste die Ölquellen sprudeln. Zu Mohammeds Zeiten war es noch ein Fluch für das unfruchtbare Land, da es die ohnehin schon dürre Erde vergiftete. In den Zeiten der Industrialisierung wurde es zum umkämpften Segen, der als schwarzes Gold die Dollars ins Land spülte und die ölbesitzenden Länder zu reichen Nationen machte. Viele Scheichs sehen sich daher verpflichtet, zumindest einen kleinen Teil des neuen Reichtums für den Sieg des Islam in der Welt zu spenden.
    Im Jemen gibt es jedoch nur bescheidene Erdölvorkommen und es ist daher das ärmste aller arabischen Länder. Jeder Vierte ist arbeitslos. Einige der 9/11-Attentäter wurden im Jemen geboren. So wie jener Attentäter, der für die Terroristengruppe die Sicherheitsvorkehrungen im Flugverkehr ausspionierte. Ein Jahr zuvor war er der Cheforganisator des Sprengstoffanschlags mit Schlauchbooten auf das US-Kriegsschiff „USS Cole“ vor der jemenitischen Küste gewesen. DieAmerikaner hatten später über

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