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Attentage

Attentage

Titel: Attentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Bartl
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strenger Bewachung inhaftiert ist.
    „Offiziell ist hier der Sitz eines Jagdvereins“, erklärt Bruno zur Begrüßung, als er sieht, dass Leconte auf das Metallschild neben der Haustür starrt, auf dem unter einem eingravierten Gewehr „Jagerverenigung“ steht. „Das stimmt ja sogar“, sagt Leconte trocken, „nur dass es bei uns keine Schonzeit gibt.“
    Bruno lächelt nicht einmal höflicherweise, sondern fährt in seiner Rede fort, als ob Leconte nichts gesagt hätte. „Das ist die Tarnung für die wenigen Anrainer, die hier vorbeifahren, und auch eine Erklärung für mögliche Schüsse.“
    Als sie die Tür öffnen, stehen sie im Flur, der mit Geweihen und Trophäen bestückt ist. Das geschulte Auge Purronts entdeckt sofort die Kameras, von denen eine – wie in einem alten Agentenfilm – sogar als Auge in einem echten Wildschweinkopf versteckt ist. Wahrscheinlich haben sich die Techniker damit insgeheim über die berufliche Heimlichtuerei lustig gemacht. Die Tarnung muss nur für den Blick auseinem vorbeifahrenden Auto genügen, der zufällig durch die geöffnete Tür ins Haus fällt.
    Die Kameras sind aber ein klares Indiz dafür, dass jeder Schritt und jede Bewegung beobachtet wird. Leise Stimmen dringen aus einem Zimmer links am Ende des Flurs, wo eine Tür nur angelehnt ist. Bruno biegt mit seinen französischen Gästen schon zuvor rechts ab. Sie steigen die Stufen in den Keller hinunter, bis zu einer massiven Eisentür, die ihnen mit einem elektronischen Summton geöffnet wird.
    „Wie verhält er sich?“, fragt Bruno nach einer kurzen Begrüßung den älteren der beiden Beamten, die Ahmed bewachen. „Unauffällig“, erwidert dieser. „Er liest im Koran, betet und starrt die Wände an.“
    Der Beamte begleitet sie mit einem Betäubungsgewehr zu Ahmeds Zelle, während der zweite mit dem Rücken zur wieder verschlossenen Stahltür Stellung bezieht, eine Maschinenpistole schussbereit bei sich.
    „Ahmed hat mich beim letzten Besuch überraschend attackiert“, sagt Bruno auf den fragenden Blick Purronts hin. „Falls er einmal wider Erwarten mich und den Kollegen überwältigen kann, lautet der Auftrag, ihn zu erschießen, bevor ihm die Flucht gelingt.“
    „Das muss dann auch niemandem erklärt werden“, sagt Leconte mit einem sarkastischen Unterton, „denn er ist ja bereits tot.“
    „Zumindest muss es fast niemandem erklärt werden“, sagt Bruno trocken. „Haben Sie die Fotos, auf denen man erkennt, dass es Muslime waren?“
    Purront nickt und reicht Bruno wortlos ein dickes Kuvert. Als sie die Zellentür öffnen, schließt Ahmed seinen Koran und legt ihn auf den Sims über seinem Bett. Das heilige Buchmuss immer einen ehrenvollen und erhöhten Platz im Raum erhalten. Ahmed wundert sich, dass gleich drei Männer in seine enge Zelle drängen. Vielleicht haben sie Angst vor einer neuen Attacke. Aber er hat diese Strategie als sinnlos erkannt. Er wird nun einfach nur schweigen. Allahu akbar.
    „Einer deiner Brüder hat einige fromme Muslime in Paris getötet“, sagt Bruno ohne Umschweife und hält Ahmed das Foto vom Pariser Bahnhof entgegen, wo die verschleierte Mutter die Hand nach ihrem toten Baby ausstreckt. Ahmed will nicht hinsehen, kann aber seinen Blick nicht abwenden, als ihm Bruno Foto um Foto der Opfer, einige im Tschador, entgegenhält. Das letzte Bild zeigt den toten Hassan.
    „Er hat das alles getan“, sagt Bruno ruhig und registriert das Wiedererkennen in Ahmeds Augen.
    „Lüge“, sagt Ahmed heiser und dann schreit er es hinaus: „Lüge!“
    „Leider nicht“, sagt Purront leise, der Arabisch versteht. Ahmed mustert den gebürtigen Algerier wütend mit zusammengekniffenen Augen. „Wir können es uns noch nicht ganz erklären“, fährt Purront fort. „Er kam mit dem Zug von London und hat seine Bomben auf dem Hauptbahnhof von Paris gezündet. Vielleicht hat er den Zeitpunkt der Explosion falsch berechnet. Aber eigentlich kann man diese Art von Bombe nur zünden oder nicht zünden. Und warum er ausgerechnet eine Pilgergruppe ausgelöscht hat, ist uns und auch allen Muslimen ein Rätsel.“
    In Ahmeds Kopf dröhnt es. Er hat mit Hassan monatelang im Lager im Jemen trainiert. Er kannte zwar seinen Auftrag nicht, aber niemals hätte dieser seine Brüder und Schwestern in Gefahr gebracht. Das muss eine Falle sein, damit er zugibt, dass er Hassan kannte. Nein, sie würden kein Wortaus ihm herausbekommen. „Allahu akbar“, sagt er, nun wieder äußerlich gefasst.
    „Wenn

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