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Attentage

Attentage

Titel: Attentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Bartl
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Familie mit zwei kleinen Kindern, die ihm beim Warten aufgefallen ist, geht kurz nachdem sie das Gebäude betreten hat mit Eintrittskarten in der Hand von rückwärts kommend an ihm vorbei. Anscheinend hat sie das Gebäude durch einen Nebeneingang wieder verlassen. Die Eltern sprechen mit einem anderen afrikanischen Ehepaar vor ihm in einer mit rollenden Rs gespickten Sprache und gestikulieren dabei aufgeregt. Hani kann sich keinen Reim darauf machen, aber er wird immer misstrauischer. Er versucht herauszufinden, was ihm seltsam vorkommt. Vielleicht bildete er sich das aber auch nur ein. Der Feind versucht mich zu verwirren, damit ich meine Aufgabe nicht nach Allahs Plan erfülle.
    Hani dreht sich scheinbar gelangweilt um und betrachtet die Wartenden hinter sich. Gut, dass er nicht noch später gekommen ist, denn es sind viel mehr Menschen angestellt als bei seiner Ankunft. Gleichzeitig ist es ihm egal. Ob er eine halbe Stunde früher oder später ins Paradies eingeht, spielt für ihn keine Rolle. Er hat lange und sehnlichst auf diesen Moment gewartet. Schon in Kürze wird er in den Paradiesgärten auf seidenen Ruhekissen lagern und großäugige Huris werden ihm jeden Wunsch von den Augen ablesen, während er …
    Plötzlich fällt es Hani wie Schuppen von den Augen. Er weiß blitzartig, was heute anders ist. In der Warteschlange sind zu viele Männer ohne Frau und Kind. Vor allem sindes zu viele Männer zwischen 30 und 40, die durchtrainiert wirken. Bei seinem letzten Besuch warteten vor allem Familien mit genervten Ehemännern mit Wohlstandsbäuchen, die immer wieder ihre zappeligen Kinder ermahnten. Und auch die jungen Paare verhielten sich anders. Meist versuchten die männlichen Begleiter beim Warten betont cool und lässig zu erscheinen und wirkten dabei eher kindisch. Auch heute gibt es junge Paare, aber die meisten erinnern Hani an Statisten im Hintergrund eines Spielfilms. Ihm wird schlagartig klar, dass er hier erwartet wird. Darum hatten die anderen Attentate nicht geklappt. So viel Macht hat Satan nicht. Es muss einen Verräter unter den Brüdern geben. Heiliger Zorn erfasst ihn. In Sure 4 wird ein klares Urteil über jene gefällt, die sich von der einzig wahren Religion, dem Islam, abwenden. „Wer seine Religion wechselt, den tötet. Wer von euch abfällt, der soll sterben.“ Ein Verräter hat aber noch viel Schlimmeres als nur einen schnellen Tod verdient.
    Er sollte das Satam mitteilen, aber es ist zu spät für Hani, umzukehren. Nur mehr 20 Schritte bis zur Kassa beim Eingang. Er will auch seinen Auftrag auf keinen Fall abbrechen. Er erinnert sich an Satams Rat. Wenn er im Eingangsbereich die Bombe zünden kann, werden noch genügend sterben.
    Es dauert noch 20 Minuten, bis er das Gebäude betreten kann. Hani sieht auf den ersten Blick, dass die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt wurden. Bei seinem ersten Besuch war es nur ein Beamter, der nach Gutdünken einen kurzen Blick in die Taschen der Besucher warf. Heute sind es zwei durchtrainierte Männer und eine resolute Frau, die jeden gründlich durchsuchen. Vor allem aber müssen die Besucher direkt vor dem Eingang durch eine Schleuse ähnlich wie auf dem Flughafen und werden offenbar durchleuchtet.
    Hani weiß, dass er jetzt handeln muss. Es wird ihm gelingen, denn in Sure 8,59 steht geschrieben: „Und lass die Ungläubigen nicht meinen, dass sie uns entgehen könnten, sie können Allahs Pläne nicht vereiteln.“ Wenn der Wachmann die Spritze mit der Zündflüssigkeit und den Plastiksprengstoff in seiner Stofftasche entdeckt, ist es zu spät. Langsam greift Hani mit der rechten Hand in die Tasche, die über seiner linken Schulter hängt. Er findet die Spritze nach kurzem Tasten, doch in diesem Moment reißt ihm der Mann hinter ihm mit festem Griff die Hand aus der Tasche und fegt ihm gleichzeitig die Füße mit einem Tritt weg. Hani fällt rückwärts auf den Boden und hat nun die Spritze, die er nicht losgelassen hat, sichtbar in der Hand. Als der Mann „Rush“ schreit und sich auf ihn wirft, ahnt er, dass dies ein Codewort für andere ist. Aus den Augenwinkeln sieht er eine hagere Frau und einen jüngeren Mann wie aus dem Nichts auftauchen. Sie zielen mit Pistolen auf ihn und schreien etwas, dessen Bedeutung er in diesem Moment nicht erfassen kann und will. Alles, was in seinen Gedanken Platz hat, ist sein Auftrag, die Bombe zu zünden. Mit schier unmenschlicher Kraft dreht er mit einer ruckartigen Bewegung seine Hand mit der Spritze aus der

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