Auch Du stirbst einsamer Wolf
Richter erschlagen können, vor Wut. Ich wünschte mir, mitten im Urwald zu sein, bei den Buschmännern, die nicht so eine beschissene Welt hatten, wie sie in diesem Gerichtssaal zum Beispiel vertreten war.
Nach der Verhandlung wurden wir gleich ins Gefängnis zurückgebracht. Ich war total fertig mit der Welt, denn ich war es nicht gewohnt, eingesperrt zu sein wie ein wildes Tier. Peter sagte kein einziges Wort, und ich konnte mir denken, wie er sich fühlte, wenn er an seine Zukunft dachte, die nicht gerade rosig aussah.
Als wir im Knast waren, ging ich sofort in meine Zelle, legte mich aufs Bett und heulte Rotz und Wasser. Ich verfluchte alle Menschen dieser Welt, aber alle waren nicht an meinem Dilemma schuld. Es war nur ein kleiner Teil der Menschheit, der diese Erde so ungerecht und beschissen gemacht hat wie sie war und immer noch ist. Sechs Monate die Hölle, hämmerte es immer wieder in meinem Kopf und alles nur, weil wir von einem Bonzen die Jacht ausgeliehen hatten. Es hatte nichts auf dem Boot gefehlt, und das einzige, was kaputt war, war das Seil, weil Peter nicht angehalten hatte und ich es durch-schneiden mußte, denn ich wollte mich nicht erschießen lassen.
Nur wegen einem solchen Kinderstreich wollte man uns sechs Monate lang quälen.
Salem kam am Nachmittag zu Besuch und beteuerte, daß er sein Bestes getan hatte und es doch nicht ausgereicht hatte.
Nach einer halben Stunde ging er wieder, und ich kam mir unendlich allein und verlassen vor. Ich kam mir elender als das Elend selber vor, denn die Einsamkeit ist ein schreckliches Gefühl.
Einen ganzen Monat blieb ich im Knast von Monaco. Eines Morgens teilte man mir mit, daß ich nach Nice verlegt werden sollte. Peter kam schon nach einer Woche von Monaco weg, denn er wurde in das Militärgefängnis verlegt, in dem er seine Strafe absitzen sollte. Ich war diesen Monat ganz alleine, denn ich saß die meiste Zeit in meiner Zelle. Ich wollte einfach meine Ruhe haben und nicht mit den anderen den ganzen Tag über Sachen, die sie angestellt hatten, reden. Das war mir wirklich zu dumm. Aber ich hatte das erstemal seit langem wieder über Rita nachgedacht, denn ich wollte nichts mehr von Nathalie wissen. Wegen ihrem blöden Benehmen hatte ich mich besoffen und diese Scheiße gemacht. Jedesmal mußte ich mich wegen so einer Frau in die Nesseln setzen.
Auch Rita hatte mich zur Verzweiflung gebracht, indem sie mit mir Schluß gemacht hatte, als sie schwanger war. Einmal hatte ich ihr sogar geschrieben und natürlich, wie zu erwarten war, keine Antwort erhalten.
Einen Tag später wurde ich nach Nice gebracht. Sie legten mir Handschellen an, verfrachteten mich in einen Polizeiwagen und fuhren mich, mit Blaulicht und Sirene, die vierzehn Kilometer nach Nice.
Im Gegensatz zu Monaco war das Gefängnis von Nice ein riesiges Ding. Man hatte mir schon gesagt, daß es auch schlechter sein soll, und ich bereitete mich innerlich darauf vor.
Mir hatte der eine Monat in Monaco schon schwer zu schaffen gemacht, und nun kam ich in ein noch schlimmeres Gefängnis.
In Nice waren ungefähr fünfhundert Gefangene, und als ich dort ankam, wurde ich in eine große Transportzelle gesteckt, in der schon andere warteten, daß sie in einen Zellentrakt eingewiesen würden. Dort sprach mich gleich ein Jugoslawe an, der gut Deutsch sprach und wegen einem Einbruch eingelocht worden war. Der Trottel wollte mich regelrecht für seine nächste Einbrechertour anwerben, wenn er wieder draußen wäre. Er erzählte mir, was er alles gemacht hatte und wollte mir auf diesem Gebiet etwas beibringen, wie er sagte.
In Nice bekam ich keine Einzelzelle, wie es in Monaco der Fall gewesen war, sondern wurde mit einem Deutschen zusammengelegt, der mich freudig begrüßte. Er hieß Jürgen, und man hatte ihn eingesperrt, weil er mit Drogen gehandelt hatte. Er klärte mich gleich über den Knast von Nice auf, da er dort schon einige Monate in Haft saß. Was ich von Jürgen hörte, baute mich nicht gerade auf, denn er sagte mir, daß ich bald von Nice wieder wegkommen würde. Nice wäre für mich angeblich nur eine Zwischenstation, meinte er, und sobald der nächste Transport fahren würde, käme ich nach Marseille. In Marseille war aber der schlechteste und härteste Knast von Frankreich, und ich fürchtete mich schon vor diesem Tag, an dem ich dorthin gebracht werden sollte. Aber vorläufig wäre ich in Nice, wo ich die nächsten Tage auch bleiben würde, meinte er.
Das Gefängnis war
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