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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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hatte, konnte ich mir die Dusche schon vorstellen. Es war tatsächlich ein riesiges Bad, mit allem möglichen Zeug, was man sich nur vorstellen kann. Ich stellte mich gleich unter die Brause. Denise zog ihren Morgenmantel aus und stellte sich zu mir. Da sie wußte, daß ich kein Interesse an einer Nummer hatte, ließ sie auch jeglichen Versuche bleiben, mich anzumachen. Danach zog ich mich an und setzte mich in das Wohnzimmer.
    Auf einmal schoß mir eine Frau in den Kopf, die ich schon fast vergessen hatte: Rita. Warum konnte ich nicht sagen. Der Gedanke war auf einmal da und genauso die Folgen dieses Gedankens. Ich saß total perplex im Sessel, und in meinem Kopf fing es an zu wirbeln. Da lag ich mit einer Frau im Bett und war vielleicht schon Vater. Was machte Rita alles mit in Deutschland, ohne mich? Ich hatte sie alleine gelassen, als sie hochschwanger war. Dies kann nur ein Charakterschwein machen und kein anständiger Mensch. Und ich war anscheinend so eines. Ich kotzte mich selber an und wäre am liebsten vor mir selber weggelaufen. Das war alles für mich so unbegreiflich. Was soll ich nur machen, fragte ich mich. Erst hatte ich es mit Jeanette getrieben und mich sogar in sie verliebt. Dann mit Denise, nur hatte ich mich in sie nicht verschossen. Aber Rita liebte ich immer noch und auch mein Kind, das sie vielleicht schon auf die Welt gebracht hatte. Auch wenn ich es mit anderen Weibern trieb, wußte ich dennoch, daß ich sie immer gerne haben werde. Aber ich wußte auch, daß ich nicht zu ihr zurückgehen konnte. Denise würde ich nie lieben können, denn sie war in einer ganz anderen Welt geboren, in die ich niemals hineinpassen würde. Sie war ein ganz anderer Typ als ich, und so könnte es nie klappen mit ihr.
    Auf einmal legte Denise, die ich beim Eintreten nicht bemerkt hatte, die Arme um mich und küßte meinen Nacken.
     
    Ich schrak sofort aus meinen Gedanken auf und nahm wieder die Realität wahr, die um mich herum war. Dann machte ich mich von ihr frei, stand auf, ging zur Bar, schenkte mir einen Drink ein und nahm mir vor, Denise zu sagen, daß ich nicht über ein Bankkonto mit einigen Millionen verfüge und in Wirklichkeit ein armer Schlucker sei. Als ich den Drink in der Hand hatte, drehte ich mich zu ihr hin und fing an, zu sprechen:
    »Denise!«
    »Ja, was ist? Du bist auf einmal so komisch. Ist dir nicht gut?«
    Weiter als zu ihrem Namen kam ich nicht, denn mir würgte irgend etwas die Kehle ab. Ich war nicht in der Lage, diesen einen Satz zu sagen, der sie über mich aufklären sollte. Dabei wäre es doch so einfach gewesen, nur einen Satz zu sagen, wie zum Beispiel:
    »Denise, ich muß dir sagen, daß ich kein Geld habe und ein Verbrecher bin.« Nur diesen einen Satz, aber es war mir nicht möglich. Ich versuchte es noch einmal und sagte:
    »Denise, ich…«
    »Was ist denn Fritz?«
    Ich kam einfach nicht weiter, und deshalb sagte ich nur zu ihr:
    »Ach nichts.«
    Mir wurde bewußt, daß mein alter Feigling wieder in mir war. Immer wenn ich einmal vor einer Entscheidung stand, oder es darum ging, etwas auszustehen, was mich selbst betraf, kam dieser Schweinehund zum Vorschein. Aber irgendwie mußte er doch zu bekämpfen sein. Auf einmal riß mich Denise wieder aus den Gedanken.
    »Liebling, was ist denn mit dir los? Du siehst mich so ernst an. Habe ich etwas falsch gemacht?«
    »Nein, du hast nichts falsch gemacht. Ich habe nur gerade an etwas gedacht. Aber das ist nicht so wichtig.«
     
    Für mich war es aber doch wichtig, denn es ging um mich.
    Eines war mir klar, ich mußte weg von ihr. Aber damit würde ich nur meinem inneren Feigling wieder den Triumph überlassen. Das war auch nicht das, was ich wollte. Ich konnte doch nicht immer vor mir selber weglaufen. Ich schob meine Gedanken zur Seite und sagte zu Denis:
    »Laß uns ein bißchen Spazierengehen. Egal wo, Hauptsache wir kommen raus, und außerdem ist mir nicht gut.«
    Mich kotzte alles an. Das Haus von Denise, das ganze reiche Gehabe und ich mich selber. Aber dennoch brauchte ich die Nähe eines Menschen, und da ich hier niemanden kannte außer Denise, mußte ich mit ihr vorliebnehmen. Denise sagte zu mir:
    »In Ordnung, ich war schon lange nicht mehr so richtig spazieren, wie ich es früher immer gemacht hatte.«
    Als ich vor dem Haus stand, atmete ich tief durch, und mir tat die frische, leicht kühle Luft richtig gut. Dann fing ich an, einfach loszulaufen, und Denise folgte mir wie mein Hündchen. Wir sprachen die erste Zeit

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