Auch Du stirbst einsamer Wolf
begeistert von ihrer Bibliothek. Sie sagte mir, daß sie schon einige Tausend dafür ausgegeben hätte. Allein das Geld, das in diesem Raum stand und lag, hätte mir gereicht, um eine ganze Wohnung einzurichten. Und diese Welt betrieb den Raum als Hobby, genauso wie die Geldausgeberei. Das war für mich unbegreiflich. Man hätte auf so etwas wie diese Bibliothek ohne weiteres verzichten können. Diese Welt der Reichen war mir so etwas von unbekannt, daß ich mich nie würde wohlfühlen können bei diesem ganzen Luxus und dem ganzen Drum und Dran.
Ich hatte nichts gegen eine gut eingerichtete Wohnung, die gemütlich ist, aber diese hier täte mir nicht behagen, denn man wurde regelrecht vom Geld erdrückt. Ich drehte mich um und verließ die Bibliothek, um keinen Wutanfall zu bekommen.
Dieser Raum war ein bißchen zuviel für mich. Denise folgte mir ins Wohnzimmer. Auf dieses Erlebnis mußte ich etwas trinken. So ging ich an die Bar und schenkte mir einen Whisky ein. Der Whisky brannte wohltuend in der Kehle, und ich fühlte mich gleich ein bißchen wohler. Als ich mich umdrehte, stand Denise hinter mir. Sie schaute mich wieder mit diesem sanften Blick an, dem kein Mensch widerstehen konnte. Die meisten Frauen haben einen solchen Blick, und ich war immer ganz verwirrt, wenn mich eine von ihnen so ansah.
Ich stellte das Glas hinter mir auf den Schrank, legte die Arme um Denise und küßte sie aus einer plötzlichen Ein-gebung heraus. Sie konnte nicht schlecht küssen, und man hätte meinen können, sie hätte einen Kurs mitgemacht. Das heizte mich an, und so fing ich an herumzufummeln. Auf einmal machte sie sich frei von mir und sagte:
»Jetzt noch nicht, wir kennen uns doch kaum.«
»Da hast du recht.«
Ich setzte mich wieder in einen Sessel. Aber wieso eigentlich nicht, fragte ich mich. Ich bin schon mit anderen Weibern am selben Tag ins Bett gegangen, nachdem wir uns kennengelernt hatten. Aber vielleicht ist es in dieser Gesellschaft anders und man muß sich erst ein halbes Jahr kennen, bevor man miteinander in die Falle geht, dachte ich mir. Sie kam auf einmal zu mir, setzte sich auf die Lehne und streichelte mir sanft über mein Haar. Dann küßte sie mich auf die Stirn und ließ sich einfach in meine Arme fallen. Nun wußte ich gar nicht mehr Bescheid. Erst macht sie sich frei von mir, dann kommt sie auf einmal wieder und wirft sich mir in die Arme, als wenn sie es nicht mehr erwarten könnte, endlich mit mir in die Falle zu gehen. Da soll ein Mensch noch schlau werden und nicht durchdrehen.
Was dann im Wohnzimmer geschah, brauche ich nicht zu schreiben, denn dies kann sich jeder denken.
Nach der ersten Runde meinte Denise, daß ich die ganze Nacht über dableiben sollte, und so zogen wir uns ins Schlafzimmer zurück. Schlafzimmer ist eigentlich falsch ausgedrückt, denn man sollte besser sagen Schlafsaal. Die Räumlichkeiten waren nämlich riesig groß.
Es war genauso prunkvoll wie alles andere. Auf dem Boden lag ein ganz großer, langhaariger, weißer Hirtenteppich, auf dem man durch den ganzen Saal gehen konnte, ohne sich kalte Füße zu holen. Ein großer Spiegelschrank brauchte fast eine ganze Wand, und das Bett, das im Saal stand, war an allen Ecken und Enden automatisch. Im Schlafzimmer war ebenfalls eine Hausbar, die kein bißchen schlechter war als die des Wohnzimmers.
Am oberen Ende des Bettes waren eine ganze Menge kleiner Hebel. Der eine ließ das Bett vorne hochgehen, der andere hinten, so daß man im Bett bequem sitzen konnte. Ich wollte Denise schon sagen, daß dieses Bett altmodisch sei, weil es keinen Hebel hatte für das automatische Vögeln. Aber das unterließ ich lieber. So hatte ich dem Bett noch einiges voraus.
Auch standen in diesem Zimmer eine ganze Menge kleiner Kommoden, und ich hätte allzu gerne gewußt, für was sie dies alles brauchte.
Überhaupt, was brauchte eine alleinstehende Frau, wie sie es war, ein solches Schlafzimmer? Ich konnte es kaum glauben, für was alles auf der Welt Geld zum Fenster rausgeworfen wird.
10
Ich wachte auf, als mein Kopf von einem stechenden Schmerz durchfahren wurde. Im ersten Augenblick wußte ich nicht, wo ich mich befand. Aber als ich neben mir die nackte Denise sah, wußte ich sofort wieder, wo ich war. Sie saß einfach pudelnackt auf der Bettdecke und lächelte mich frech an. Als sie sah, daß ich wach war, sagte sie zu mir:
»Ich habe schon gedacht, du willst überhaupt nicht mehr aufwachen.«
»Warum, wie spät ist es
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