Auch Du stirbst einsamer Wolf
einen neuen Mann suchen. Aber woher sollen wir den so schnell kriegen?«
»Laß mal sein, wir werden schon jemanden finden. Mir wird schon etwas einfallen, und wenn wir einen Penner von der Straße holen müssen.«
»Penner«, das war das Stichwort. Man konnte auch einen Penner von der Straße holen. Das wäre nicht die schlechteste Idee. Aber wie sollte man das wieder anstellen? Ich konnte doch nicht einfach zu einem hingehen und ihn fragen, ob er Lust hätte, ein paar krumme Dinger zu drehen.
Wir ließen das Thema fallen, denn wir wußten beide, daß dies im Moment sowieso nicht zu lösen war. Salem machte mir das Angebot, bei ihm zu wohnen. Ich nahm das Angebot an und Salem freute sich darüber. Dann machte er den Vorschlag, daß wir an diesem Abend ein wenig nach Nice oder Cassis ins Kasino fahren könnten, um uns dort ein wenig zu amüsieren.
Ich wollte eigentlich nicht in dieses Milieu zurück, aus dem ich eben abgehauen war. Aber da ich Salem nicht kränken wollte, stimmte ich seinem Vorschlag zu, und so beschlossen wir, als erstes in das Kasino von Cassis zu gehen und später in das von Nice. In Nice wollten wir übernachten und am nächsten Tag nach Monte-Carlo fahren, um uns dort die Stadt und das Kasino anzusehen. Salem versprach mir, nicht zu hoch zu spielen und meinte: »Mein Freund, ich bin in den Kasinos wie zu Hause, und ich verspreche dir, daß ich dir etwas zeigen werde, daß dir die Augen aus dem Kopf fallen werden. Dort habe ich früher einmal etwas gemacht und aufgegeben, da ich keine Lust mehr dazu hatte.«
Ich war gespannt, was ich an diesem Abend erleben würde.
Salem hatte einige Tricks in den Taschen, und so freute ich mich auf den Abend.
Am frühen Abend setzten wir uns in den Wagen und fuhren nach Cassis.
11
Als wir vor dem Kasino standen, war ich schon richtig ungeduldig. Ich war gespannt, was es an diesem Abend zu sehen gab. Wir stiegen aus und gingen auf den hellbeleuchteten Eingang zu. Man durfte erst mit einundzwanzig Jahren hinein, und deshalb meinte Salem, wenn man mich nach dem Ausweis fragen sollte, solle ich sagen, ich hätte ihn vergessen. Aber er glaubte weniger, daß man mich nach meinem Alter fragen würde, da ich älter aussah, als ich in Wirklichkeit war. Wir betraten die Eingangshalle und standen vor einem Türsteher, der nicht gerade ein freundliches Gesicht hatte. Er führte uns zur Garderobe und später an die Kasse, an der wir den Eintritt bezahlten und die Jetons kauften. Ich selber kaufte keine, sondern nur Salem. Aber wie mir aufgefallen war, hatte er nicht viel genommen, und das wunderte mich ein bißchen, da die meisten Spieler immer eine ganze Menge von den Dingern holten. Es war wirklich komisch, denn von den paar Jetons, die er gekauft hatte, gab er mir noch ein paar ab und machte sich auf den Weg zum Roulettetisch. Dort stellte er sich hin, schaute die Croupiers und den Spieltisch an und machte vorerst gar nichts. Ich dagegen schaute mich ein wenig im Laden um, aber es war alles uninteressant, denn jeder kennt heutzutage ein Kasino. Ganz gemütlich lief ich zur Bar, da ich etwas trinken wollte, denn ich hatte eine ganz trockene Kehle. Die Jetons steckte ich in meine Tasche, da ich keine Lust hatte, zu spielen und sowieso Glücksspiele nicht mochte. Lieber schaute ich mich in der Bar um, was es dort für Frauen hatte. Da saßen auch ein paar nette Weibsbilder herum, die man schon gerne vernaschen würde, wenn es so ohne weiteres gehen würde. Ich setzte mich auf einen Barhocker und wollte mir einen Drink genehmigen, als mir Salem einfiel, der bestimmt auch etwas trinken wollte. Also bestellte ich für ihn einen Whisky. Ich schnappte das Glas und machte mich auf den Weg zum Roulettetisch. Salem sah mich nicht kommen, denn er war mit dem Spiel beschäftigt. Ich wußte, daß Spielen eine Sucht sein kann, und ich fragte mich, ob Salem einer dieser Süchtigen war. Als ich bei ihm stand, fielen mir fast die Augen aus dem Kopf. Aus ein paar Jetons, die er an der Kasse geholt hatte, waren mittlerweile einige mehr geworden. Salem hatte schon einen ganzen Stapel davon in der Hand. Wir waren doch noch nicht lange da, und er hatte schon gewonnen. Das war für mich unbegreiflich, denn normalerweise verlor man sein Geld ziemlich schnell, wenn man nicht Tausende von Francs darauflegt, um seine Chancen zu vergrößern. Er mußte ein Glück haben, das nicht normal war. Dieser Mann war ein Wunder, denn er verstand, aus jeder Kleinigkeit etwas zu machen, und jedesmal,
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