Auch Du stirbst einsamer Wolf
kamen wir an unserem Bestimmungsort an. Ich machte das Segel herunter, und Peter startete den Motor. Der Übergabeort lag außerhalb der Stadt, und es war nur ein kleines Bootshaus mit einem Steg. An der einen Seite des Steges ging eine Betonrampe in das Wasser, und genau dort sollten wir anlegen. Das Anlegen an den Steg war keine Schwierigkeit, denn man konnte das Schiff auf den Meter genau steuern. Dort vertauten wir es, und ich gab mit der Taschenlampe das abgemachte Zeichen, mitten in die pechschwarze Nacht hinein.
Kurz darauf wurde es mit einem Autoscheinwerfer erwidert, und man hörte einen Motor anspringen.
Der Wagen fuhr langsam auf uns zu und hielt knapp vor uns an. Der Mann, mit dem ich verhandelt hatte, stieg aus und kam auf uns zu. Er schüttelte mir die Hand, gratulierte mir zu meinem Erfolg und fing an, die Jacht zu begutachten. Dann gab er ein Zeichen, und zwei weitere Männer stiegen aus. Er erklärte mir, daß dies seine Kollegen seien, die mit ihm zusammen arbeiteten. Die Jacht war genau das, was er sich vorgestellt hatte. Sie mußte nun aus dem Wasser gehoben werden. Der Wagen wurde von einem der Männer gewendet und so hingestellt, daß der Anhänger auf der Betonrampe stand, die unter das Schiff führte. Einer der Männer ging mit einer Tasche in das Bootshaus und kam ein paar Minuten später in einem Taucheranzug wieder heraus. Ich konnte mir nicht vorstellen, was der Mann im Taucheranzug machen wollte, und so schaute ich ihm interessiert zu, wie er langsam die Rampe hinunter ging, ins Wasser. Der andere Mann hatte den Anhänger an der Seilwinde befestigt. Langsam ließ er nun den Anhänger die Rampe hinunterfahren, und der Taucher verschwand unter Wasser. Der Anhänger fuhr ins Wasser unter die Jacht, und es war nur noch das Seil zu sehen, an dem er hing. Ich war gespannt, wie die Sache weitergehen würde, denn ich hatte noch nie gesehen, wie man ein Schiff von der Größe aus dem Wasser holte und das auch noch illegal. Nach einer Weile kam der Taucher wieder hoch und gab dem anderen Mann, der an der Winde stand, ein Zeichen. Auf diesen Wink hin zog dieser langsam das Seil an. Mir fielen bald die Augen aus dem Kopf, denn es war so unglaublich, was ich da sah.
Der Mann, mit dem ich gesprochen hatte, machte die Seile, mit denen das Schiff an den Steg gebunden war, los und die Jacht bewegte sich auf einmal auf die Rampe zu.
Langsam hob sich die Jacht, die nun auf dem Anhänger stand, aus dem Wasser. Wie ein Geisterschiff bewegte sie sich die Rampe hinauf und stand zum Schluß da, als wenn sie nie im Wasser gewesen wäre. Dann ging der Taucher wieder in das Bootshaus und kam wenige Minuten später in seinen Zivilkleidern zurück. Darauf richteten sie zu zweit die Verstrebungen und Gurten des Anhängers, so daß die Jacht bombenfest darauf befestigt war. Dann fuhren sie den Wagen heran, der ein paar Meter von der Rampe entfernt stand und koppelten den Anhänger wieder an. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, da ich nicht glauben konnte, was ich gesehen hatte. Ich war noch ganz perplex, als der Mann mir ein Bündel mit Geldnoten hinstreckte und sagte:
»Das sind achtzigtausend Francs. Mehr gibt es nicht, denn ich habe noch eine ganze Menge Arbeit mit dem Ding. Wenn du die zweite lieferst, kannst du mich anrufen. Du hast meine Nummer. Ich möchte dich auch gleich warnen. Wenn du bei den Bullen einmal singen solltest, dann kannst du gleich dein Testament machen. Ich hoffe, wir haben uns verstanden.«
»Ja, es ist alles klar. Wenn ich die Zweite bringe, rufe ich an.«
»Okay, das war’s dann. Adieu, bis zum nächsten mal.«
»Auf Wiedersehen!«
Dann setzten sich die drei in den Wagen und fuhren davon.
Wie ein großer, weißer Geist bewegte sich das Schiff in die pechschwarze Nacht hinein und mir lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Ich stand total verwirrt auf dem Steg und war nicht fähig, meinen Blick von der Stelle zu wenden, an der vor ein paar Minuten noch die Jacht gestanden hatte.
Peter holte mich wieder in die Wirklichkeit zurück, indem er sagte:
»Laß uns den Wagen holen und dann das Ruderboot aus dem Wasser bringen. Ich will hier nicht unbedingt übernachten.«
Ich hatte das dicke Geldbündel immer noch in der Hand. Ich gab Peter gleich dreißigtausend Francs. Salem bekam ein Viertel des ganzen Geldes für die Vermittlung der Adresse. So war das Geld gerecht aufgeteilt. Dann machten wir uns auf den Weg, um den Wagen zu holen, den wir nicht weit vom Bootshaus
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