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Auch keine Tränen aus Kristall

Auch keine Tränen aus Kristall

Titel: Auch keine Tränen aus Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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ließ es langsam los und legte einen Finger über die zwei weichen, fleischigen Kinnladen, die seinen Mund oben und unten begrenzten. Das Monstrum verfügte nicht über horizontal gegenübergestellte Mundteile, stellte Ryo fest. Er hatte keine Ahnung, was die Bewegung andeuten sollte; aber der Griff, mit dem das Monstrum seine eigenen Kinnladen umfasst hielt, war klar genug: Er verhielt sich still.
    Das Geschöpf verschwand nach vorne und war nach wenigen Augenblicken wieder zurück. Es wandte sich mit einer wunderbar flüssigen Geste an seinen Begleiter, worauf dieser Ryo anstieß. Sie kamen durch einen winzigen Ausgang, der nicht viel größer als ein umschlossener Sattel war, und die Ungeheuer hatten alle Mühe, sich durch die Öffnung zu zwängen. Nur ihre erstaunliche Flexibilität machte es möglich. Sie standen jetzt in einem Vorratsraum, der mit Reinigungsmaterial für die Ventilatoren angefüllt war. Zu ihrer Rechten befand sich eine unbewachte Tür.
    Das größere Monstrum bewegte sich ohne zu zögern auf die Tür zu und betätigte die Kontrollen dort mit einem Selbstvertrauen, das erkennen ließ, dass es sich sorgfältig vorbereitet hatte. Ein Summen ertönte. Draußen fiel dichter Clith. Eisiger Wind strömte herein, und Ryo klappte sofort das Kopfstück seines Pelzes und die Schutzbrille herunter.
    »Sie haben doch sicher nicht vor«, meinte er zu dem kleineren Monstrum gewandt, »dass wir da hinausgehen? Keiner von Ihnen hat dafür die passende Kleidung.« Der Anzug war zwar umfänglich, aber bei weitem nicht so dick wie sein Byorlesnath-Pelz, und sie hatten keinerlei Kopfbedeckung.
    Das zweite Ungeheuer stieß Ryo an. Nach einer kurzen Pause, in der er überlegte, ob er nicht vielleicht den schnellen heißen Tod aus dem Energie-Karabiner dem langsamen Gefrieren draußen vorzog, entschied er sich dafür, so lange wie möglich zu überleben und trat in den dichten Clith hinaus. Sie taumelten durch den gefrorenen Regen. Ryo bemerkte gar nicht, wann sie den Grenzzaun überquerten. Aber er war sicher, dass sie den Stützpunkt weit hinter sich gelassen hatten, weil sie auf einem Waldweg waren.
    Dass es ihnen gelungen war, unentdeckt nach draußen zu entweichen, wunderte ihn nicht. Schließlich war das Wetter schrecklich. Wenn schon die Chance gering war, dass jemand versuchen könnte, in einen Militärstützpunkt einzubrechen, so war die Vorstellung, aus einem solchen auszubrechen, geradezu absurd. Er hatte keinen Zweifel daran, dass die Suche nach den entweichenden Ungeheuern intensiver denn je fortgesetzt wurde, zweifelte aber ebenso wenig daran, dass man nur im Inneren des Baus suchte.
    Ganz offensichtlich waren diese Geschöpfe besser der Kälte angepasst als er und seinesgleichen das waren. Sie bewegten sich mit gleichmäßigen Bewegungen durch Temperaturen, die einen ungeschützten Thranx binnen Minuten getötet hätten. Oder einen AAnn, sagte er sich, was ihn etwas aufmunterte.
    Von Zeit zu Zeit wischten sich die fremden Geschöpfe einfach den Clith, der sich angesammelt hatte, vom Gesicht, ohne sich dabei um die gefrierende Flüssigkeit zu kümmern, die ihnen über Kopf und Nacken rann. Das verstärkte in Ryos Augen ihre Fremdartigkeit.
    Und doch waren sie der Kälte gegenüber nicht immun. Je näher die Nacht rückte, desto kälter wurde es. Inzwischen fiel kein Clith mehr, was Ryo einige Erleichterung bereitete. Jetzt taten die Ungeheuer das erste Vernünftige, seit sie den Stützpunkt verlassen hatten. Sie machten eine Höhlung unter ein paar umgestürzten Baumstämmen ausfindig und winkten ihn hinein. Eines der Ungeheuer holte ein dünnes Metallröhrchen aus seiner Kleidung. Ryo erkannte das Rohr nicht, war aber mit dem schwachen Aroma der Partikel vertraut, die das Monstrum aus dem Röhrchen fallen ließ.
    Sie fielen auf ein Häufchen einigermaßen trockenen Holzes, das sofort aufflammte. Ryo schob sich so nahe an das Feuer heran, wie er das wagte, blieb jedoch sorgsam darauf bedacht, dass seine Pelze nicht Feuer fingen. Die Ungeheuer streckten die bloßen Hände in Richtung auf die wärmenden Flammen. Die Kälte war jetzt so groß, dass sie selbst ihnen Schwierigkeiten bereitete.
    »Hören Sie, ich weiß nicht, was Sie mit mir vorhaben«, sagte er leise, »aber eine sehr wertvolle Geisel bin ich ganz bestimmt nicht.«
    Diese kurze Rede veranlasste sie, wieder seltsame Mundgeräusche von sich zu geben. Ryo versuchte zu erkennen, wie sie die Laute bildeten, und brauchte auch nicht lange, um sich

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