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Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Titel: Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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heirateten?«
    »Das ist doch albern!« rief sie. »Außerdem hätte man es bestimmt anfechten können… Man kann den Leuten doch bestimmt nicht einfach vorschreiben, wen sie heiraten sollen!«
    »Hätten Sie sich einem derartigen Testament unterworfen, Mademoiselle, wenn es tatsächlich unterschrieben worden wäre?«
    Sie starrte vor sich hin.
    »Ich…«
    Sie unterbrach sich. Zwei oder drei Minuten lang saß sie unentschlossen da und schaute auf ihren wippenden Pumps hinunter. Ein kleiner Erdbrocken löste sich vom Absatz des Schuhes und fiel auf den Teppich.
    Plötzlich sagte Ruth Chevenix-Gore: »Warten Sie einen Moment!«
    Sie stand auf und lief hinaus. Fast unmittelbar darauf kehrte sie wieder zurück, begleitet von Captain Lake.
    »Es ist herausgekommen«, sagte sie ziemlich atemlos. »Dann sollen Sie es also auch wissen. John und ich haben vor drei Wochen in London geheiratet.«

    Den verwirrteren Eindruck von den beiden machte Captain Lake.
    »Das ist allerdings eine große Überraschung, Miss Chevenix-Gore – Mrs. Lake, muß ich jetzt wohl sagen«, meinte Major Riddle. »Hat kein Mensch über Ihre Heirat Bescheid gewußt?«
    »Nein. Wir haben es geheimgehalten. John gefiel es zwar ganz und gar nicht.«
    Lake sagte, und dabei stotterte er ein bißchen: »Ich – ich weiß, daß es eine ziemlich unmögliche Art und Weise ist, wie wir das Problem gelöst haben. An sich hätte ich lieber direkt zu Sir Gervase gehen sollen…«
    Ruth unterbrach ihn.
    »Und ihm erzählen sollen, du wolltest seine Tochter heiraten, damit er dir aller Wahrscheinlichkeit nach einen Tritt versetzt hätte und ich enterbt worden wäre, und er hätte das Haus in eine Hölle verwandelt, und wir hätten uns immer wieder vorreden können, wie anständig wir uns doch aufgeführt hätten!
    Glaube mir – so war es besser! Geschehen ist geschehen. Es hätte zwar trotzdem einen gewaltigen Aufruhr gegeben – aber schließlich hätte er sich damit abfinden müssen.«
    Lake machte immer noch ein unglückliches Gesicht.
    »Wann hatten Sie die Absicht, Sir Gervase diese Neuigkeit mitzuteilen?« fragte Poirot.
    »Ich wollte ihn langsam darauf vorbereiten«, erwiderte Ruth.
    »John und mir gegenüber war er schon ziemlich mißtrauisch geworden, und deshalb tat ich, als richtete sich meine Aufmerksamkeit auf Godfrey. Natürlich fiel er auch prompt darauf herein. Ich hatte mir ausgerechnet, daß die Nachricht, ich sei inzwischen mit John verheiratet, unter diesen Umständen eine große Erleichterung für ihn bedeutet hätte!«
    »Hat denn wirklich kein Mensch erfahren, daß Sie geheiratet haben?«
    »Doch – Vanda habe ich es schließlich erzählt. Ich wollte sie auf meine Seite ziehen.«
    »Und ist Ihnen das gelungen?«
    »Ja. Wissen Sie – sie legte keinen allzu großen Wert darauf, daß ich Hugo heiratete – ich glaube, weil er mein Vetter ist. Sie fand anscheinend, weil die Familie schon jetzt so verrückt war, daß wir wahrscheinlich doch nur völlig verrückte Kinder haben würden. Vielleicht war das albern, weil ich doch nur adoptiert bin – verstehen Sie? Soviel ich weiß, bin ich das Kind irgendeines entfernten Vetters.«
    »Sie sind überzeugt, daß Sir Gervase von der Wahrheit nichts ahnte?«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    »Ist das wahr, Captain Lake?« sagte Poirot. »Bei Ihrer Unterhaltung mit Sir Gervase heute nachmittag – wissen Sie ganz genau, daß dieses Thema nicht erwähnt wurde?«
    »Nein, Sir. Es wurde nicht erwähnt.«
    »Wissen Sie, Captain Lake, gewisse Beweise deuten darauf hin, daß Sir Gervase nach Ihrem Besuch äußerst erregt war und daß er nicht nur einmal von einer Familienschande sprach.«
    »Das Thema wurde zwischen uns nicht erwähnt«, wiederholte Lake. Sein Gesicht war sehr blaß geworden.
    »Wann haben Sie Sir Gervase eigentlich zum letztenmal gesehen? Bei dieser Besprechung?«
    »Ja. Das habe ich bereits gesagt.«
    »Und wo waren Sie heute abend um acht Minuten nach acht?«
    »Wo ich war? Zu Hause. Am Ausgang des Dorfes, ungefähr eine halbe Meile von hier entfernt.«
    »Und Sie sind zu diesem Zeitpunkt nicht in die Nähe von Hamborough Close gekommen?«
    »Nein.«
    Poirot wandte sich an das Mädchen.
    »Wo waren Sie, Mademoiselle, als Ihr Vater sich erschoß?«
    »Im Garten.«
    »Im Garten? Haben Sie vielleicht den Schuß gehört?«
    »Ja – doch! Aber ich habe mich nicht besonders darum gekümmert. Ich dachte, es wäre vielleicht jemand, der Jagd auf Kaninchen machte, obgleich mir jetzt wieder einfällt,

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