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Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories

Titel: Auch Pünktlichkeit kann töten: Crime Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Fenster – einen Trick, den man anwenden kann, wenn der Riegel genügend locker ist.«
    Während er dies sagte, drehte er am Griff des linken Fensters. Die Verriegelungsstange kam aus dem im Fußboden befindlichen Loch, und Poirot konnte die beiden Fensterflügel nach innen öffnen. Anschließend schloß er sie wieder – allerdings ohne am Griff zu drehen, so daß sie nicht verriegelt waren. Dann ließ er den Griff los, wartete einen Moment und schlug schließlich mit der Faust kräftig gegen den oberen Teil des Fensterrahmens, in welchem die Verriegelungsstange verlief. Durch die Erschütterung rutschte die Stange nach unten und in das Loch im Fußboden – der Griff drehte sich dabei von selbst.
    »Haben Sie gesehen, Mademoiselle.«
    Susan war ziemlich blaß geworden.
    »Das Fenster ist jetzt geschlossen. Es ist unmöglich, einen Raum zu betreten, wenn das Fenster verriegelt ist; nicht unmöglich ist es jedoch, den Raum zu verlassen, die Flügel von außen zuzuziehen, dann gegen den Rahmen zu schlagen, wie ich es eben tat, und das Fenster dadurch fest zu verriegeln.
    Das Fenster ist geschlossen, und wer es sieht, behauptet, es sei von innen geschlossen worden.«
    »Und das…«, Susans Stimme zitterte ein wenig, »… das ist gestern abend passiert?«
    »Vermutlich, Mademoiselle!«
    Heftig sagte Susan: »Nicht ein einziges Wort glaube ich davon!«
    Poirot erwiderte nichts. Er ging zum Kaminsims hinüber. Dann fuhr er herum.
    »Mademoiselle, ich brauche Sie jetzt als Zeugin. Einen Zeugen habe ich bereits – Mr. Trent. Er sah, wie ich gestern abend diesen winzigen Splitter Spiegelglas entdeckte. Ich habe es ihm gesagt. Wegen der Polizei habe ich den Splitter gelassen, wo ich ihn fand. Ich habe sogar dem Chief Constable gesagt, daß der zersplitterte Spiegel ein wertvoller Hinweis sei. Aber der Chief Constable hat meine Andeutung nicht verwertet. Sie sind jetzt Zeugin, daß ich diesen Splitter aus Spiegelglas – auf den ich, wie Sie wissen, schon Mr. Trents Aufmerksamkeit lenkte – ¡n einen kleinen Umschlag tue. So!« Er ließ seinen Worten sofort die Tat folgen. »Und jetzt schreibe ich es noch darauf – so – und klebe den Umschlag zu. Sie waren Zeugin, Mademoiselle?«
    »Ja – aber – aber ich weiß doch gar nicht, was es zu bedeuten hat?«
    Poirot ging zur anderen Seite des Zimmers. Vor dem Schreibtisch blieb er stehen und starrte auf den zersplitterten Spiegel, der vor ihm an der Wand hing.
    »Ich will Ihnen sagen, was es zu bedeuten hat, Mademoiselle. Wenn Sie gestern abend hier gestanden und in den Spiegel geblickt hätten, hätten sie in ihm sehen können, wie ein Mord begangen wurde…«

    An diesem Tag ihres Lebens kam Ruth Chevenix-Gore – jetzt Ruth Lake – sehr zeitig zum Frühstück herunter. Hercule Poirot hielt sich in der Halle auf und nahm sie beiseite, bevor sie das Speisezimmer betrat.
    »Ich hätte Sie gern etwas gefragt, Madame.«
    »Ja?«
    »Sie waren gestern abend im Garten. Sind Sie irgendwann auf das Blumenbeet vor dem Fenster von Sir Gervases Arbeitszimmer getreten?«
    Ruth schaute ihn an.
    »Ja – zweimal.«
    »Aha. Zweimal also. Wieso gleich zweimal?«
    »Beim erstenmal habe ich Herbstastern geschnitten. Das war gegen sieben Uhr.«
    »War das nicht eine ziemlich ungewöhnliche Tageszeit, um Blumen zu schneiden?«
    »Ja – das war es genaugenommen schon. Ich hatte gestern vormittag frische Blumen geholt, aber nach dem Tee meinte Vanda, die Blumen auf dem Tisch des Speisezimmers wären nicht mehr schön genug. Ich hatte gedacht, sie wären noch in Ordnung, und deswegen hatte ich sie nicht erneuert.«
    »Ihre Mutter bat Sie also, frische Blumen zu holen? Ist das richtig?«
    »Ja. Deswegen ging ich kurz vor sieben noch einmal hinaus. Ich holte die Blumen von diesem Teil des Beetes, weil kaum jemand dorthin kommt und es daher nichts ausmacht, wenn dort ein paar Astern weggenommen werden.«
    »Schön, schön! Aber das zweitemal. Sie gingen noch ein zweites Mal dorthin, sagten Sie?«
    »Das war kurz vor dem Abendessen. Mir war ein Tropfen Brillantine auf das Kleid gefallen – genau auf die Schulter. Und ich hatte keine Lust, mich noch einmal umzuziehen; andererseits paßte keine meiner künstlichen Blumen zu dem Gelbrot des Kleides. Dann fiel mir ein, daß ich beim Schneiden der Astern eine späte Rose gesehen hatte, und deshalb lief ich schnell hinaus, schnitt sie ab und steckte sie an meine Schulter.«
    Poirot nickte bedächtig.
    »Ja, ich erinnere mich, daß Sie gestern abend

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