Auch virtuelle Killer können töten
Phil.
»Ja, ich habe die Kontaktdaten dabei«, meinte Phil.
Wir riefen erst seinen Vater und dann die Mutter an. Die beiden trugen die Nachricht vom Tod ihres Sohnes mit Fassung, zeigten weitaus weniger Emotionen als Miss Winsor.
Als wir diesen unangenehmen Teil unseres Jobs hinter uns gebracht hatten, wandten wir uns wieder dem Fall zu.
»Dieser Trelony, was wissen wir über ihn?«, fragte ich Phil.
Der informierte sich über den Bordcomputer. »James Tiberius Trelony, achtundzwanzig Jahre jung, nicht verheiratet, keine Kinder. Er lebt in New York, auf der Fifth Avenue. Hat vor ein paar Jahren durch den Verkauf eines Internet-Startup-Unternehmens ein Vermögen gemacht und sich dann im Jetset der Welt vergnügt – und jede Menge Schlagzeilen gemacht. Erst war er der Liebling der Presse, dann deren Buhmann. Nachdem er beinahe an einer Alkoholvergiftung gestorben ist, hat er sich in sein Penthouse in Manhattan zurückgezogen und lässt kaum noch jemanden an sich heran. Die meisten seiner Angelegenheiten regelt die Anwaltskanzlei Wolfram & Becker , die ihn regelrecht abschirmt. Könnte schwer sein, an ihn heranzukommen.«
»Offenbar war Trimmbone jemand, der zu ihm Kontakt hatte«, sagte ich. »Fahren wir zur Fifth Avenue und sehen wir, ob er mit uns redet oder wir erst eine Vorladung beantragen müssen.«
»Die erstgenannte Option wäre mir lieber«, meinte Phil. »Wenn seine Anwälte mauern, könnten sie ein Gespräch mit ihm für Tage verzögern.«
***
Wir fuhren los, zurück nach Manhattan, wo wir auf der Fifth Avenue vor einem ansehnlichen Hochhaus Halt machten.
»Hier also wohnt der wohlhabende Mister Trelony«, sagte Phil und schaute nach oben. »Nicht schlecht.«
»Wenn man bedenkt, dass er kaum noch aus dem Haus geht, könnte er genauso gut in der schlechtesten Gegend der Bronx wohnen«, sagte ich.
»Hier ist aber die Aussicht besser«, meinte Phil und grinste.
Wir betraten das Gebäude und gingen zum Doorman, der sich hinter einer Scheibe befand, die wahrscheinlich aus Panzerglas war.
»Guten Tag, meine Herren, wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte er höflich.
»Wir möchten zu Mister James Trelony«, sagte Phil.
»Tut mir leid, hier wohnt niemand mit diesem Namen«, sagte der Doorman.
»Laut der FBI-Datenbank schon«, sagte Phil und hielt seinen Dienstausweis vor die Scheibe.
Der Doorman wurde unsicher. »Sorry, dazu kann ich nichts sagen. Wenn Sie aber darauf bestehen, kann ich gerne jemanden anrufen.«
Er griff mit seiner Hand zum Telefon.
»Etwa Mister Trelonys Anwälte?«, fragte Phil. »Das ist nicht nötig, denke ich. Richten Sie dem Bewohner des Penthouse bitte aus, dass wir hier sind, um mit ihm über Timothy Trimmbone zu reden, der ist nämlich heute gestorben.«
Der Doorman nahm den Telefonhörer auf und informierte jemanden über unseren Besuch und unser Anliegen. Anschließend verlangte er auch meinen Dienstausweis zu sehen und tippte unsere Namen in einen Computer ein.
»Einen Augenblick noch«, sagte er.
Ich schaute mich um, da ich das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Und tatsächlich: Im Eingangsbereich befanden sich mehrere Kameras. Wahrscheinlich beobachtete Trelony uns.
»Mister Trelony, wir benötigen nur ein paar Informationen von Ihnen, um den Mord an Timothy Trimmbone aufzuklären«, sagte ich. »Es wird auch niemand außerhalb unserer Behörde von unserem Gespräch erfahren, wenn Sie es nicht wünschen.«
Kurz darauf räusperte sich der Doorman. »Sie können jetzt ins Penthouse, der rechte Fahrstuhl.«
»Danke«, sagte ich und ging zusammen mit Phil zur Fahrstuhltür.
Die Tür öffnete sich von allein und wir stiegen ein.
»Gute Sicherheitsmaßnahmen«, meinte Phil. »Der Doorman hat wohl Erfahrung darin, Leute abzuwimmeln.«
»Der Fluch der Prominenten«, sagte ich. »Man kommt zwar leichter an Geld, muss dafür aber seine Privatsphäre aufgeben.«
Der Fahrstuhl hielt plötzlich an und die Tür öffnete sich. Wir traten heraus und vor uns breitete sich ein rund einhundert Quadratmeter großer, heller Raum aus, der sich offenbar auf dem Dach des Gebäudes befand. Sowohl die Seiten als auch die Decke bestanden zum größten Teil aus Glas, und bei dem aktuellen Sonnenlicht ergab das eine äußerst angenehme Wohnatmosphäre.
»Wow, nicht schlecht, wirklich nicht schlecht«, staunte Phil. »Hier würde es mir auch gefallen.«
»Das Beste, was ich aus dem Apartment – oder sollte ich besser sagen: meiner Zuflucht – machen konnte«, sagte ein
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