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Auf Befehl des Königs

Auf Befehl des Königs

Titel: Auf Befehl des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Brisbin
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Nachtmahl versammelt hatten. Er atmete tief durch. Es tat gut, wieder zu Hause zu sein. Im Vorraum zur Halle löste er die Riemen seines Kettenhemdes und ließ sich von einem Diener helfen, die Rüstung abzulegen. Ein zweiter Page brachte einen Eimer Wasser. Orrick schwappte sich Wasser ins Gesicht und über den Kopf und säuberte sich notdürftig vom Staub der Landstraße.
    Um seine Leute nicht länger warten zu lassen, betrat er die Halle und grüßte die Dorfbewohner und das Gesinde auf dem Weg zur Empore. Ohne seiner Gemahlin, die im Stuhl neben dem seinen saß, besondere Beachtung zu schenken, fiel ihm von weitem ihr bleiches Gesicht auf. Als er die Stufen zur Galerie hinaufstieg, begegnete sie seinem Blick mit ausdrucksloser Miene und nickte.
    Marguerite erhob sich mit den anderen an der Hochtafel und wartete, bis er Platz genommen hatte, ehe sie sich wieder niederließ. Seine Mutter thronte zu seiner Rechten und Gavin rechts von Lady Constance. Ihre Gesichter verrieten nichts von dem, was in den letzten Tagen vorgefallen war. Orrick gab den Dienstboten mit einem Wink zu verstehen, die Speisen aufzutragen. Nach den kargen Mahlzeiten im Kloster freute er sich auf ein deftiges Mahl. Die Köchin enttäuschte ihn nicht.
    Das war ein Essen so richtig nach seinem Geschmack – ein gehaltvoller Fleischeintopf, Brot, Käse und zum Nachtisch eine Süßspeise. Er trank Bier statt Wein, was ihm vorzüglich mundete. Das Familiensilber war wieder in Truhen verpackt, man aß aus Holzschalen. Orrick hätte es zu protzig gefunden, den Tisch jeden Tag festlich decken zu lassen für die Familie, seine Gefolgsleute und das einfache Volk.
    Er blickte zu Marguerite, die stumm neben ihm saß und sich die Schale von ihm füllen und Bier einschenken ließ, wofür sie ihm murmelnd dankte. Sie richtete das Wort nicht an ihn, begann kein Gespräch mit ihm, antwortete aber auf die Fragen, welche er ihr stellte. Sie stocherte lustlos im Essen herum, schien keinen Appetit zu haben und nippte nur gelegentlich an ihrem Becher.
    Machte sie seine Gegenwart ebenso nervös wie ihn die ihre? War etwas anderes im Gange? Nachdem alle sich satt gegessen hatten, schob er seinen Stuhl zurück, stand auf und reichte ihr die Hand. Sie zögerte, betupfte sich den Mund mit einem Tuch, straffte die Schultern, erhob sich und blickte ihn an. War da etwa Angst in ihren Augen? Auch Gavin richtete sich auf und trat zu ihm. Orrick, der Marguerite beobachtete, bemerkte, wie jede Farbe aus ihrem ohnehin bleichen Gesicht wich.
    "Ich möchte mit dir sprechen, Orrick", sagte Gavin.
    "Das hat Zeit. Ich bin müde und möchte mich zurückziehen", entgegnete Orrick.
    "Gut, dann bis morgen." Gavins Worte waren an Orrick gerichtet, doch er fixierte Marguerite.
    Sie begegnete seinem Blick flüchtig, allerdings lange genug, um Orricks Argwohn zu wecken. Er führte sie die Stufen der Hochtafel hinunter, den Flur entlang und die Treppe ins Obergeschoss zu ihren Gemächern hinauf. Orrick ließ ihr den Vortritt und schloss die Tür hinter ihnen. Sie durchquerte den Raum und trat ans Fenster. Das Schweigen zwischen ihnen zog sich hin, bis er die Frage stellte, die an ihm nagte.
    "Was ist zwischen Euch und Gavin vorgefallen?"
    "Zwischen uns war nichts", antwortete sie leise.
    "Gavin und ich sind seit unseren Kindertagen befreundet. Ich lebte als Pflegesohn bei seinen Eltern. Nachdem der König die Stadt Carlisle und das umliegende Land wieder erobert hatte, kam Gavin als Geisel nach Silloth, sozusagen als Unterpfand, um weitere feindliche Übergriffe seines Clans zu verhindern. Er ist bei uns geblieben und wurde mein Freund und der Hauptmann meiner Soldaten. Zwischen uns gibt es keine Geheimnisse. Ich schätze seinen Rat und seine Aufrichtigkeit sehr."
    Orrick trat näher, und Marguerite wich zurück, bis ihr Rücken die Mauer berührte. "Nun, Mylady? Habt Ihr mir etwas zu sagen, oder wollt Ihr damit warten, bis ich es morgen von ihm erfahre?"
    Was war geschehen? Weshalb war sie so verängstigt? Gavin würde sein Vertrauen niemals missbrauchen, davon war er felsenfest überzeugt. Aber Marguerite traute er nicht über den Weg. Noch nicht. Plötzlich wirkte sie krank und zerbrechlich. Er war versucht, sie in die Arme zu schließen, hielt aber an sich und wartete auf ihre Erklärung.
    "Ich spreche Eure Sprache", sagte sie schließlich in Englisch mit normannischem Akzent. "Das weiß Euer Freund und wird es Euch berichten, wenn ich es nicht tue."
    Stirnrunzelnd schüttelte Orrick den

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