Auf Befehl des Königs
zeternde Stimme im Zimmer hörte. Marguerite schalt wieder einmal ihre Zofe. Edmee verteidigte sich zwar in Englisch, wie ihr befohlen, aber ihre Herrin schimpfte normannisch auf sie ein. Auch in dieser Hinsicht setzte sie sich halsstarrig über seinen Befehl hinweg, vermutlich in der Absicht, ihn noch mehr zu reizen, da sie sehr wohl fließend englisch sprach. Das war auch der Grund gewesen, warum er sie gebeten hatte, Bruder Wilfrid zur Hand zu gehen und die lateinischen Aufzeichnungen der Klosterbrüder ins Englische zu übersetzen, eine Aufgabe, die ihr nicht die geringsten Schwierigkeiten bereitet hatte.
Mit ihrer Weigerung, englisch zu sprechen, gab sie ihm deutlich zu verstehen, dass sie nicht die Absicht hatte, sich in Silloth einzufügen und die Ehe mit ihm anzuerkennen. Orrick stand vor ihrem Gemach und wurde zunehmend ungehaltener, als er sich anhören musste, wie sie sein Haus kritisierte, seine Leute beleidigte und über den "hinterwäldlerischen" Geschmack und die Manieren seiner Mutter spottete. Das Blut rauschte ihm in den Ohren, seine Hände ballten sich zu Fäusten. Nachdem sie die Burg und ihr Gemach verächtlich einen Schweinestall genannt hatte, riss ihm der Geduldsfaden.
Orrick stieß die Tür so heftig auf, dass sie mit einem lauten Krach gegen die Wand schlug. Er durchquerte den Raum und trat an Marguerite heran, so dicht, dass sie erschrocken einen Schritt zurückwich.
Wusste sie eigentlich, was sie getan hatte? Scherte sie sich überhaupt darum, dass sie ihn bis aufs Blut reizte, so sehr, dass er seinen Zorn und seine Enttäuschung nicht länger unterdrücken konnte?
"Ein Schweinestall, Mylady? Ihr vergleicht meine Burg mit einer Tierbehausung?" Er kam noch näher, stand drohend über ihr. Marguerites unsteter Blick verschaffte ihm eine gewisse Genugtuung. Sie war gefangen zwischen der Fensternische und ihm. "Ich fürchte, ich muss Euch eines Besseren belehren!"
Er nahm sie unsanft bei den Armen und warf sie sich mit einem wütenden Ruck über die Schulter. Während Edmee mit vor Schreck geweiteten Augen und offenem Mund dastand, schrie Marguerite gellend und schlug mit Armen und Beinen um sich. Orrick hielt ihre Schenkel wie mit einer Eisenklammer umfangen und trug sie aus dem Zimmer.
"Lasst mich runter!", lärmte sie und bäumte sich wild gegen ihn auf. "Loslassen, auf der Stelle!"
"Nein, Mylady. Es ist höchste Zeit, den Preis für Euer ständiges Gezeter und Euer unausstehliches Verhalten zu bezahlen."
Er trug die kreischende, strampelnde Marguerite den Korridor entlang, die Stufen hinunter, durch die Halle in den Burghof, vorbei an dem gaffenden Gesinde, den Burgbewohnern und Soldaten – er scherte sich nicht darum. Wenn sie nicht endlich zur Besinnung kam und lernte, sich zu benehmen, würde es nie Frieden geben, geschweige denn eine Ehegemeinschaft zwischen ihnen zu Stande kommen. So schwer es ihm ankam, sie zu bestrafen, so schmachvoll es für sie sein mochte, es war nötig, dieser hochfahrenden Frau eine empfindliche Lehre zu erteilen, selbst auf die Gefahr hin, dass die Folge ein endgültiges, nicht wiedergutzumachendes Zerwürfnis zwischen ihnen war. Mit dieser Farce musste endlich Schluss gemacht werden.
Auf seinem Weg durch das Burgtor ins Dorf erlahmte Marguerites erbitterte Gegenwehr. Vielleicht wollte sie dem staunenden Volk, das ihnen neugierig folgte, nicht noch mehr Grund zu Hohn und Spott geben. Jedenfalls entschied sie sich dafür, sich ohnmächtig zu stellen, und hing erlahmt und verstummt über seiner Schulter.
Vor einem umzäunten Pferch in der Dorfmitte blieb Orrick stehen. Schon durch den Gestank musste sie ahnen, was er beabsichtigte. Das Quieken der Schweine, die im Morast wühlten und sich darin suhlten, machte ihr endgültig klar, was ihr blühte.
Marguerite begann erneut, sich erbittert zu wehren und mit Fäusten auf seinen Rücken einzuhämmern. Orrick kletterte ungerührt über das niedrige Gatter und ließ seine hochwohlgeborene Gemahlin, deren Ahnenreihe bis auf Karl den Großen zurückging, kurzerhand in den Mist fallen.
"Da Ihr offenbar nicht wisst, wie es in einem Schweinestall aussieht, sehe ich mich veranlasst, Eure Bildungslücke zu schließen. Dies hier ist ein Schweinestall."
Völlig entnervt und abgestumpft ließ er die schreiende Marguerite im Morast liegen und ging fort. Sie versuchte, sich mühsam aufzurappeln, strauchelte jedoch und landete mehrmals im Dreck. Ihre Zofe war hinterhergelaufen und stand am Zaun, umringt von anderen
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