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Auf Befehl des Königs

Auf Befehl des Königs

Titel: Auf Befehl des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Brisbin
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Der Schotte entfernte sich, als der Reitertrupp vor den Stufen aus dem Sattel stieg. Der aufmerksame, sich seiner Pflichten als Burgvogt stets bewusste Norwyn trat neben den Burgherrn.
    Orrick begrüßte die Abordnung höflich und lud sie ein, die Burg zu betreten, wo Norwyn bereits einen Willkommenstrunk auftragen ließ. Der Anführer der Gruppe nickte, und Orrick führte ihn in den angrenzenden Raum, in dem sie ungestört reden konnten.
    "Mylord", begann der Gesandte. "Ich bin Ritter Gilbert und habe den Auftrag, dem Lord of Silloth und seiner Gemahlin Lady Marguerite Grüße und eine Botschaft von Seiner Majestät, dem König zu überbringen."
    Das bedeutete nichts Gutes. Orrick nahm mit versteinerter Miene die Höflichkeitsfloskeln entgegen und wappnete sich innerlich gegen eine schlechte Nachricht. Seine Ahnungen hatten ihn noch nie betrogen. Er bot dem Ritter Platz an. Dieser lehnte dankend ab. Orrick begriff – der Gesandte wollte zunächst seine Pflicht erfüllen, bevor er an seine Bequemlichkeit dachte.
    "Welche Depesche bringt Ihr?" Orrick setzte sich in den hohen Lehnstuhl.
    "Ich habe Anweisung, meine Botschaft dem Lord und der Lady gemeinsam vorzutragen."
    "Ich nehme die Nachricht, wie immer sie lauten mag, im Namen meiner Gemahlin entgegen", erwiderte Orrick kühl und legte besonderen Nachdruck auf das Wort Gemahlin. Es war sein gutes Recht, seine Gattin in allen Belangen zu vertreten.
    "Ich habe persönliche Anweisungen von Seiner Majestät, Mylord. Ich ersuche Euch …"
    Seine Rede wurde durch Lärm im Flur unterbrochen. Einem lauten Stimmengewirr folgte ein Klopfen, kurz darauf öffnete Gavin mit einem hilflosen Achselzucken die Tür für die sichtlich erzürnte Marguerite.
    "Mylord, wie ich höre, haben wir Besuch auf Silloth", sagte sie und trat an Orricks Seite. In der Eile hatte sie noch keine Notiz von dem Gesandten genommen, nahm ihn erst jetzt wahr und erstarrte zur Salzsäule beim Anblick des königlichen Wappens, das Tunika und Umhang des Ritters zierte.
    "Mylady, ich bringe Euch Grüße Seiner Majestät." Mit einer ausholenden Armbewegung verneigte sich der Bote ehrerbietig vor ihr.
    "Vom König?" Marguerite wurde kreidebleich, und Orrick fürchtete beinahe, sie würde in Ohnmacht fallen. Sie fasste sich aber rasch und ballte die Fäuste in Erwartung der nächsten Worte des Ritters.
    "Ich habe den Auftrag, Euch und Eurem Gemahl ein Schreiben auszuhändigen. Außerdem soll ich Euch davon in Kenntnis setzen, dass Ihr Euch am Sonntag in zwei Wochen in Carlisle einzufinden habt. Der König wird die Einweihungsfeierlichkeiten des neuen Flügels der Kathedrale mit seiner Anwesenheit beehren und erwartet Eure Teilnahme."
    Der Gesandte holte einige versiegelte Schriftstücke aus seiner Ledertasche, reichte Marguerite ein schmales Pergament und hielt Orrick zwei dickere Päckchen entgegen. Übelkeit stieg in Orrick hoch, als er die Schreiben in Händen hielt, von denen er wusste, dass sie sein Leben verändern würden, ohne zu ahnen in welcher Weise. So sehr er sich bemühte, sich seine Unruhe nicht anmerken zu lassen, zitterten seine Finger, als er die Schriftstücke entgegennahm.
    "Der König wünscht die Anwesenheit von Lord Orrick?", fragte Marguerite zaghaft und hob den Blick von dem Brief in ihrer Hand.
    "Mylady, der König wünscht in erster Linie Euch zu sehen und schickt Euch dies als Zeichen seiner Wertschätzung."
    In seinem ganzen Leben sollte Orrick nicht vergessen, wie er Marguerite mit Blicken beschworen und stumm angefleht hatte, das Etui, welches der Gesandte nun aus seiner Tasche holte, nicht anzunehmen. Er betete inständig zu Gott, sie möge die Hand nicht danach ausstrecken, das Geschenk und alles, was damit verbunden war, nicht entgegennehmen. Er hätte schwören können, dass sein Herzschlag aussetzte, als ein Lächeln sich in ihrem schönen Antlitz ausbreitete und sie die Hand danach ausstreckte.
    "Der König legt Wert auf meine Gegenwart?"
    Die strahlende Freude in ihren Augen traf Orrick wie ein Schwerthieb. Danach hörte er nicht mehr, was weiterhin gesprochen wurde, denn ihre Worte hatten alles zerstört, worauf er seine Hoffnungen in den vergangenen Wochen gebaut hatte. Marguerite liebte den König noch immer.
    Orricks Finger krallten sich um die Pergamentrollen, als er abrupt den Stuhl zurückstieß, aufsprang und aus dem Zimmer stürmte. Im Flur rief er Norwyn Anweisungen zu, sich um das Wohl der Gäste zu sorgen. Er bekam keine Luft mehr. Orrick konnte es nicht

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