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Auf Befehl des Königs

Auf Befehl des Königs

Titel: Auf Befehl des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Brisbin
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ertragen, sie anzusehen. Er übergab die Schriftstücke seinem Vogt und wusste nur eines: Er musste fort, weit weg von ihr.

21. Kapitel
     
    Sie wartete zwei volle Tage, um ihm alles zu erklären, er aber mied sie, wich einer Begegnung mit ihr aus. Es war wie in den ersten Tagen nach ihrer Ankunft auf Silloth – sie konnte das Missfallen in den Stimmen der Burgbewohner hören, den Tadel in ihren abweisenden Blicken sehen und spüren.
    Orrick blieb seinem Gemach fern, und zum ersten Mal, seit sie sich versöhnt und sie sich ihm leidenschaftlich hingegeben hatte, schlief sie alleine, wobei Schlaf die falsche Bezeichnung war, denn sie wälzte sich in den langen dunklen Stunden der Nacht unruhig hin und her, ohne auch nur kurz einzunicken. Immer wenn sie die Augen schloss, sah sie die Betroffenheit, die Fassungslosigkeit in Orricks Blick, als sie dem Boten die Hand entgegenstreckte.
    Diese Szene in der dämmrigen Kammer neben der Halle verfolgte und quälte sie, ließ ihr keinen Frieden. Sie weinte unentwegt, wollte alles ungeschehen machen und wusste, dass sich nichts ändern würde, bevor sie Orrick nicht begreiflich machen konnte, was sich in diesem Raum wirklich abgespielt hatte.
    Ein Ruf des Königs war keine Einladung, sondern ein Befehl, dem Folge geleistet werden musste. Es galt, Reisevorbereitungen zu treffen, wenn sie rechtzeitig in Carlisle eintreffen wollten. Jede Verspätung würde den Unmut des Königs herausfordern und schädliche Konsequenzen nach sich ziehen. Am dritten Tag beschloss Marguerite, endlich mit dem Packen zu beginnen, da die Zeit drängte. Als Norwyn ihre Anweisungen mit stoischer Miene nicht befolgte, als habe er sie gar nicht gehört, suchte sie den Rat der einzigen Person in der Burg, die etwas unternehmen konnte. Sie wandte sich an Lady Constance.
    Zaghaft klopfte Marguerite an ihre Tür. Als Lady Constance sie mit eisigem Gesichtsausdruck empfing, wusste sie, dass sie auch von ihrer Schwiegermutter keine Unterstützung erhalten würde.
    "Mylady, bitte", sagte sie flehend und trat zögernd ein. "Ich muss mit Euch sprechen."
    Sie blieb abwartend an der offenen Tür stehen, bis Lady Constance ihre Dienerinnen entließ. Erst dann fasste sie Mut und begann zu sprechen.
    "Ihr habt gewiss davon gehört, dass der König uns nach Carlisle berufen hat." Das wusste jeder in Silloth. In der Burg, im Dorf und in der näheren Umgebung blieb nichts geheim. Marguerite hielt ihr das Pergament hin, welches sie von Henry erhalten hatte.
    Lady Constance nahm das Schreiben stumm entgegen und las. "Das habe ich allerdings nicht erwartet."
    "Was wollt Ihr damit sagen? Es ist nur ein Brief, der mein Erscheinen in Carlisle am Sonntag in einer Woche fordert. Ich gehe davon aus, das an Orrick gerichtete Schreiben hat den gleichen Inhalt." Lady Constance blieb ihr die Antwort schuldig. Marguerite entsann sich, dass der Kurier Orrick zwei Päckchen ausgehändigt hatte.
    "Lady Constance, Orrick muss dem Ruf des Monarchen folgen! Wenn er ohne triftigen Grund fernbleibt, wird das schwerwiegende Folgen für ihn haben. Ich kenne den Jähzorn des Herrschers und weiß, wozu er fähig ist. Orrick muss einsehen, dass er – dass wir – keine andere Wahl haben."
    "Mein Sohn wird seine guten Gründe haben, der Weisung Seiner Majestät nicht nachzukommen", entgegnete Lady Constance, doch ihre Stimme verriet, dass sie sich Sorgen machte.
    Marguerite trat näher und berührte ihre Hand. "Ich flehe Euch an, sprecht mit Eurem Sohn, da er sich weigert, mich anzuhören. Redet auf ihn ein …"
    "Ich glaube, er versteht mehr, als Ihr annehmt."
    Erschrocken erkannte Marguerite, was Lady Constance damit sagen wollte und was Orrick vermutete. "Aber der König hat uns beide zu sich befohlen."
    "Das Geschenk galt nur Euch."
    "Und wie soll ich es ihm zurückgeben, wenn ich ihn nicht treffe? Ich will nichts vom König. Das muss Orrick doch wissen."
    Lady Constances neuerliches Schweigen bestätigte Marguerites Verdacht. Alle glaubten, der König wolle sie zurückholen. Im ersten Moment, als der Gesandte seine Worte an sie richtete, hatte auch sie das gedacht.
    Mit dem gravierenden Unterschied, dass Marguerite als Einzige wusste, dass sie nicht zu ihm zurückwollte, trotz der Einladung, trotz des Angebindes. Orricks Mangel an Vertrauen traf sie bis ins Herz, aber es blieb keine Zeit für Selbstmitleid.
    "Ich muss mit ihm sprechen. Bitte sagt mir, wo ich ihn finde." Erneut ergriff sie Lady Constances Hand. "Ich flehe Euch an."
    "Gibt es

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